Und jetzt ein Lux2020

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LUXEMBURG - Gewerkschaften und Direktion von ArcelorMittal treffen sich am 1. August - vor dem Schlichter. Fast ein Jahr lang wurde erfolglos verhandelt.

Bis Ende November bleibt der Direktion des Stahlkonzerns und den Gewerkschaften OGBL und LCGB, um sich auf einen neuen Kollektivvertrag zu verständigen. Andernfalls wird die Schlichtungsprozedur als gescheitert erklärt, Streikaktionen werden möglich. Nach monatelangen erfolglosen Verhandlungen hatte der OGBL das nationale Schlichtungsamt befasst. Dort werden sich die Kontrahenten am 1. August erstmals treffen.

Die letzte Vereinbarung war 2011 abgeschlossen worden und erfasste rückwirkend das ganze Jahr 2011. Der Höhepunkt: eine einmalige Prämie in Höhe von 500 Euro brutto. Ein willkommene Geste, zu der man sich wohl auch angesichts des Jubiläums 100 Jahre Stahlindustrie in Luxemburg hatte hinreißen lassen. Seitdem geschah jedoch nichts mehr. Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag waren angesichts der Arbeit am mehrjährigen Investitions- und Beschäftigungsplan Lux2016 auf Eis gelegt worden. Lux2016 war im März 2012 unterschrieben worden. Damit war auch der Startschuss für Verhandlungen zum neuen Kollektivvertrag gegeben worden. Bis dann Ende 2012 die Direktion die bestehenden Verträge (Arbeiter und Angestellte) kündigte. Was von den Gewerkschaften als Kriegserklärung betrachtet worden war.

Einmalige Prämie

Den Einkommensverlust, den die Stahlbeschäftigten 2012 und 2013 erlitten, soll nun eine Prämie kompensieren. Erst wenn man sich über die Zahlung einer „angemessenen einmaligen Prämie“ verständigt habe, wolle man eine Diskussion über die Jahre 2014 und darüber hinaus führen, so der OGBL. Was als angemessen gilt, wollte OGBL-Verhandlungssekretär Jean-Claude Bernardini nicht sagen. Klar sei jedoch, dass der Direktionsvorschlag von 300 Euro brutto für zwei Jahre einfach lächerlich sei.

Die Direktion hatte den Kollektivvertrag unter anderem mit dem Hinweis gekündigt, das Vertragswerk modernisieren und den heutigen Gegebenheiten anpassen zu wollen. „Auch wir wollen das“, sagt Bernardini. Insbesondere wünsche man sich eine dauerhafte Absicherung der Produktionsstätten in Luxemburg. Dazu soll auch die Regierung mit ins Boot genommen werden. Der OGBL fordert ein neues Tripartite-Abkommen, so wie Lux2016, nur soll bis 2020 gültig sein. Darin müssten der Fortbestand der „Cellule de reclassement“ (CDR) und die Vorruhestandsregelungen abgesichert werden, der bestehende industrielle Werkzeugpark ausgebaut werden. Neue hochwertige Produkte sollten die Überlebensfähigkeit der Stahlindustrie in Luxemburg gewährleisten.

Die Gewerkschaft sucht folglich auch den Dialog mit der Regierung. Von der aktuellen, undurchsichtigen, politischen Situation will man sich nicht stören lassen. Im September war eine Stahltripartite geplant. Die werde wohl auch stattfinden, hofft Bernardini.

Die Gespräche finden vor dem Hintergrund einer tiefen Krise auf dem europäischen Stahlmarkt. Die Direktion fordert eine spürbare Steigerung der Produktivität, andernfalls mit Produktionsauslagerungen zu rechnen ist.