Romneys Jesus wird in Missouri auferstehen

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Sag, wie hältst du's mit der Religion? Auf diese Frage weicht Mitt Romney im Wahlkampf ebenso aus wie einst Goethes Faust. Doch jetzt freuen sich die Demokraten diabolisch – wegen eines Videos.

Obwohl bereits vor fünf Jahren aufgenommen, hat sich ein Video mit einem selten gereizten Mitt Romney zur kleinen Internetsensation gemausert: Letzten Mittwoch auf YouTube aufgeschaltet, klickten es bis heute über 1,6 Millionen User an.

Das Interview mit Radiomoderator Jan Mickelson war im August 2007 für den konservativen Sender WHO-AM in Des Moines, Iowa, aufgenommen worden. Die Diskussion entzündet sich an zwei Themen: Abtreibung und dem Ort der Wiederauferstehung Christi. Mitt Romney, der sich damals noch als Kandidat der Republikaner für das Präsidentschaftsrennen in Position bringen musste, rechtfertigt seine Position als Mormone einerseits und Politiker andererseits.

Erfolgreich bei den Value Voters

Dabei verliert er merklich die Contenance. Stellenweise sieht es aus, als ob er genervt aus dem Studio laufen – oder dem gelassen bleibenden Moderator Mickelson eine knallen würde.

Es ist natürlich kein Zufall, dass dieses Video so kurz vor den Wahlen auftaucht. Es dürfte ein letzter Versuch aus dem demokratischen Lager sein, Romney, den Mormonen, zu diskreditieren. Denn Romney hatte es in den letzten Monaten zunehmend geschafft, religiöse Gräben zuzuschütten und wertkonservative Wähler, so genannte Value Voters, hinter sich zu bringen. Dafür aber musste Romney sein Mormonentum gewaltig abschleifen. „Er könnte auch als Methodist durchgehen“, so ein Politanalyst gegenüber der „Washington Post“.

Jesus in Jerusalem und Missouri

In dem Video von 2007 präsentiert sich Romney noch klar als Mormone – und scheut auch nicht davor zurück, sich auf Diskussionen einzulassen, wo Christus in tausend Jahren auferstehen werde. Gemäß mormonischem Glauben wird das in Jerusalem und Missouri sein.

Die Frage von Moderator Mickselson, ob seine Pro-Choice-Haltung beim Thema Abtreibung nicht derjenigen seiner Kirche widerspreche, verneint Romney vehement – und bezieht in der Abtreibungs-Frage so klar Stellung, wie er es später so eindeutig nicht mehr tun sollte.

Das Video hat seinen Zweck erfüllt: Wo Romney den Moderator angreift und ihm vorhält, dass er „wohl besser über meine Religion Bescheid weiß“, zeigt sich eine fanatische Seite des Strahlemannes. Der Kommentarstreit auf YouTube aber legt nahe, dass sich längst nicht alle Wähler von Romneys religiösem Eifer von 2007 abschrecken lassen.