Positives Signal oder doch Kakophonie?

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Jubel bricht bei den Luxemburger Anhängern der beiden Kandidaten zur Präsidentschaftswahl am Sonntag in Frankreich nicht aus. Ihre Reaktionen auf das TV-Duell am Mittwochabend sind eher zögerlich.

Mehr als 16.000 stimmberechtige Franzosen leben in Luxemburg. Beim ersten Wahlgang am 22. April konnte der UMP-Kandidat Nicolas Sarkozy die meisten Stimmen auf sich vereinen. Ob sich das Ergebnis in der Stichwahl am 6. Mai bestätigen wird? Ungeachtet dessen, sind die französischen Sozialisten nach dem TV-Duell am Mittwochabend siegessicher, auch wenn sie sich vorsichtig ausdrücken. Ein Analyst, der der UMP nähersteht, spricht von einer schlechten Leistung beider Kandidaten auf dem Fernsehschirm.

Die Zeichen für die Stichwahl am kommenden Sonntag seien eher positiv, so Stéphane Menant, Sekretär der PS-Sektion in Luxemburg, nach dem Fernsehduell von François Hollande (PS) und Nicolas Sarkozy (UMP) am Mittwochabend. Der sozialistische Kandidat habe ihn angenehm überrascht. Menant betont dabei Hollandes Kampfgeist, seine Reaktivität, seine Sachkenntnis. Zu keinem Moment habe er Nicolas Sarkozy eine offene Flanke geboten. Die Debatte habe sonderzweifel Hollandes Image aufgebessert. Menant zeigte sich für Sonntag zuversichtlich. Auch wenn man zwischen Umfragen und der tatsächlichen Wahl unterscheiden müsse.

Positiver blickt Bernard Cassaignau, ehemaliger PS-Sekretär für Luxemburg, auf die Debatte am Mittwochabend zurück. Wie während seiner ganzen Kampagne sei Hollande sich konsequent geblieben. Programmatische Abweichungen habe es keine gegeben. Cassaignau spricht von einer bemerkenswerten Beständigkeit. Sarkozy hingegen gab sich vor einigen Tagen noch rechter als Le Pen, während er am Mittwochabend versuchte, das MoDem von François Bayrou links zu überholen. Während der Debatte habe Sarkozy keinerlei neuen Vorschlag vorgebracht, sodass man sich fragen müsse, warum er eigentlich drei Debatten statt einer einzigen wollte.

Schlechte Moderation

Philippe Poirier, Politologe an der Uni Lëtzebuerg, bezeichnet Tageblatt.lu gegenüber die Veranstaltung am Mittwochabend als Kakophonie. Den Moderatoren der Sendung wirft er vor, die Debatte nicht unter Kontrolle gehabt zu haben. Zu keinem Zeitpunkt sei auch nur versucht worden, die Zahlen, die die beiden Kandidaten anführten, zu prüfen oder zu hinterfragen. Sarkozy habe seinerseits versucht, Hollande mit dessen Programm anzugreifen, während Hollandes Strategie darin bestand, Sarkozys Bilanz zu thematisieren. Für den nicht eingeweihten Zuschauer war es äußerst schwer, der Debatte zu folgen. Die Erwartungen der Spitzenkandidaten und vor allem ihrer Wahlkampfmannschaft, eine einzige Debatte reiche, um den Zug umzukehren, erwiesen sich als maßlos übertrieben.

Nach Ansicht von Philippe Poirier werde sich das TV-Duell kaum auf die Entscheidung der Wähler auswirken. Hollandes Diskurs könne die Wähler von Jean-Luc Mélenchons, des Kandidaten des Front de gauche, wohl nicht mobilisieren, genauso Sarkozy die Anhänger der Marine Le Pen. Beiden Kandidaten gelang es nicht, sich positiv darzustellen.

Poirier weist auf die zeitweise äußerst aggressiv geführt Debatte hin. Das habe es seit dem Fernsehduell zwischen François Mitterrand und Giscard d’Estaing 1974 nicht mehr gegeben. Das raue Wahlkampfklima in Frankreich hat nach Ansicht von Poirier auch Folgen auf Luxemburg. Das Verhältnis zwischen den Franzosen in Luxemburg habe sich deutlich verschlechtert, so der Politologe.