„Nie da gewesene Situation“

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Der Geschäftsverband der Stadt Luxemburg macht sich Sorgen um den Einzelhandel in der Hauptstadt. Internationale Konzerne würden die Mieten in die Höhe treiben.

In der Jahreshauptversammlung des hauptstädtischen Geschäftsverbandes („Union commerciale de la Ville de Luxembourg“) dominierten vor allem Existenzsorgen des Einzelhandels. Als Gründe für den besorgniserregenden Kundenrückgang nennt der Geschäftsverband die unzähligen Baustellen, verringerte Parkmöglichkeiten, die organisierte Bettelei sowie überteuerte Mieten für Geschäftslokale.

Besonders bedroht seien die unabhängigen Einzelhandelsgeschäfte. Sowohl die Stadt Luxemburg als auch die Politik müssten reagieren, wolle man nicht den lokalen Einzelhandel verlieren, sagte UCVL-Präsident Guill Kaempff bei der Generalversammlung. Es handele sich um eine „nie da gewesene Situation in der Innenstadt“.

Bürgermeisterin Lydie Polfer bestätigte den Wandel in der Stadt. Auch wenn man die Sorgen der städtischen Geschäftsleute ernst nehme, seien die Baustellen ein Zeichen für eine Stadt, die lebe. Eine Stadt ohne Baustellen und ohne Investitionen habe ein wesentliches Problem.

300 Parkplätze verschwunden

Alleine durch die Bauarbeiten am „Aldringer“ gingen vorübergehend über 300 Parkplätze verloren. Zeitweilig würden wegen verschiedenartiger Veranstaltungen – wie etwa dem Weihnachtsmarkt oder dieses Jahr dem „Oktavmäertchen“, einem Filmfestival oder anderen Veranstaltungen – Parkplätze an der place de la Constitution verschwinden, meinte Guill Kaempff gegenüber dem Tageblatt. Um den Kunden entgegenzukommen, fordert der Geschäftsverband z.B. kostenlose Parkplätze während der ersten zwei Stunden. Hinsichtlich der Baustellen müsse es zu einer verbesserten Kommunikation kommen. Eine weitere Sorge der „Union commerciale“ ist die organisierte Bettelei. Die UCVL fordert die Politik auf, endlich Verantwortung zu übernehmen und das Problem zu lösen.

Mieterhöhung von bis zu 40 Prozent

Auch die überteuerten Mieten bereiten dem Einzelhandel Sorgen, dies insbesondere wegen internationaler Konzerne. Guill Kaempff zitierte das Beispiel „Maison Ladurée“, eine französische Nobelkonditor-Kette, die erst vor wenigen Tagen ihr Geschäft offiziell eröffnete. Das Unternehmen bot dem Immobilienbesitzer eine Mietsumme für das Lokal, die 30 bis 40 Prozent höher lag als die des Vorgängers. Diese Praktik verdränge den eingesessenen Einzelhandel, kein Unabhängiger könne mit den Mietangeboten internationaler Konzerne mithalten. Es sei aber eine Besserung in Aussicht, sagte Kaempff. Ein neues Gesetz über gewerbliche Mietverträge sei in Ausarbeitung und verspreche eine Verbesserung.

Während der Jahresversammlung kam ebenfalls das Thema E-Commerce zur Sprache. Laut Umfragen nutzen 80% der Einwohner Luxemburgs den E-Commerce. Der Einzelhandel in Luxemburg trägt diesem Verhalten kaum Rechnung, nur rund 7% der Geschäfte verkaufen über eine Internetplattform.

Gilles Scholtus vom Wirtschaftsministerium stellte in diesem Zusammenhang die Pläne einer neuen Internetplattform vor, die dem Luxemburger Einzelhandel eine digitale Geschäftsvitrine bieten soll.