ISIS greift Norden von Kobane an

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Kaum sind die ersten Peschmerga aus dem Irak zur Unterstützung eingetroffen, gerät die nordsyrische Stadt Kobane unter Artilleriebeschuss durch den ISIS.

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (ISIS) hat am Donnerstag den Norden der syrischen Stadt Kobane mit schwerer Artillerie angegriffen. Damit gelang es dem IS, die Verstärkung der kurdischen Verteidiger durch Peschmerga-Kämpfer aus dem Irak aufzuhalten.

Die kurdischen Selbstverteidigungskräfte (YPG) konnten eine ISIS-Offensive auf die Stadt aber erfolgreich abwehren, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte. Laut dem Direktor der in London ansässigen Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, gab es aufseiten der Dschihadisten mehrere Tote. Ihre Leichen hätten stundenlang auf den Straßen gelegen, bis sie geborgen worden seien.

Massaker an Häftlingen

Derweil berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, der IS habe ein Massaker an Hunderten schiitischen Häftlingen verübt. Als die Miliz im Juni die Stadt Mossul im Norden des Irak eroberte, seien die Häftlinge des Gefängnisses Badusch ausserhalb der Stadt nach Religionszugehörigkeit in Sunniten, Schiiten und Christen getrennt worden. Nach dieser Selektion seien etwa 600 schiitische Männer am Rand einer Schlucht zum Niederknien gezwungen und erschossen worden.

Die anderen Häftlinge wurden den Angaben zufolge später freigelassen. Die Organisation berief sich auf Interview-Aussagen Überlebender. Der IS hatte im Juni bekannt gegeben, er habe etwa 1700 Militärangehörige „hingerichtet“, die er in einer Kaserne nahe der Stadt Tikrit gefangen genommen haben.

Zehn Peschmerga in Kobane

Heute Donnerstag waren unterdessen die ersten Peschmerga aus dem Nordirak zur Verstärkung in Kobane eingetroffen. Zehn Soldaten kamen in der umkämpften Enklave an, weitere sollen folgen. Rund 150 Kämpfer warteten bei der türkischen Stadt Suruc noch darauf, nach Kobane zu gelangen. Sie wurden von türkischen Sicherheitskräften bewacht, wie ein AFP-Korrespondent berichtete.

Die Kämpfer aus dem Nordirak haben schwere Waffen dabei und sollen den Kurden in Kobane helfen, die Stadt gegen die Angreifer des IS zu verteidigen. Die Peschmerga waren am Mittwoch im Südosten der Türkei eingetroffen. Zuvor hatte sich die Türkei lange gegen einen Durchzug kurdischer Kämpfer über ihr Territorium gesperrt. Schlussendlich hatte die türkische Regierung den Einheiten die Passage nach Nordsyrien aber doch ermöglicht.

Andere Staaten schicken keine Bodentruppen

Die beiden Kampfverbände nach Kobane zu lassen, sei der einzige Weg, der Stadt zu helfen, weil andere Staaten den Einsatz von Bodentruppen gegen den IS verweigerten, sagte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Mittwoch der britischen BBC.

Im Kampf gegen die Extremisten werden die Kurden in Kobane auch von der US-geführten Anti-IS-Koalition unterstützt. Die Türkei hält sich mit der Hilfe für die YPG allerdings zurück, weil sie diese als Ableger der international als Terrorgruppe geächteten Kurdischen Arbeiterpartei PKK betrachtet.

Kobane wird seit Mitte September von Kämpfern des IS belagert, die zuvor zahlreiche Dörfer in der Nähe erobert hatten. Mehr als 800 Menschen wurden laut Aktivisten bei den Kämpfen getötet. Mehr als 200.000 Bewohner der Region flohen in die benachbarte Türkei.