Ein Atomreaktor für Gaddafi aus Paris

Ein Atomreaktor für Gaddafi aus Paris
(Reuters/Archiv)

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In der entscheidenden Phase des Wahlkampfs wird Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy beschuldigt, noch bis Mitte 2010 versucht zu haben, dem libyschen Machthaber Muammar Gaddafi einen Atom-Reaktor zu verkaufen.

„Der Staat, der verantwortlich hätte handeln müssen, hat diesen Aberwitz unterstützt“, sagte die frühere Chefin des französischen Atomkonzerns Areva, Anne Lauvergeon, in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit des Magazins „L’Express“. „Wie ständen wir nur da, wenn wir das gemacht hätten?“, fragte Lauvergeon mit Blick auf die führende Rolle Frankreichs beim Sturz des Machthabers. Zuvor hatte die Regierung in Paris lange enge Beziehungen zu Gaddafi unterhalten.

Eine Regierungssprecherin warf der ehemaligen Beraterin des sozialistischen Präsidenten Francois Mitterrand die Begleichung alter Rechnungen vor. Den Vorwurf, Sarkozy habe sich für den Verkauf eines Reaktor für eine Wasserentsalzungsanlage starkgemacht, dementierte sie aber nicht.

Wahlkampf in Frankreich

Lauvergeon gab an, sie habe sich mit aller Vehemenz gegen die mutmaßlichen Verkaufspläne des Präsidenten gewehrt. Sarkozy, ein strammer Verfechter der Atomkraft, will in wenigen Tagen wiedergewählt werden. Lauvergeon wird als potenzielle Ministerin unter dem schärfsten Herausforderer gehandelt, dem Sozialisten Francois Hollande.

Gaddafi regierte das nordafrikanische Land 42 Jahre lang und wurde im Oktober durch Rebellen gestürzt und getötet. Deren Erfolg hing maßgeblich von der Unterstützung durch die Nato ab.