Die Brexit-Verlierer

Die Brexit-Verlierer
(AFP/Philippe Huguen)

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Laut einer Untersuchung des Kreditversicherers Euler Hermes wären die Niederlande, Irland und Belgien, neben Großbritannien selbst, die größten Verlierer eines Brexit.

Für Großbritannien verbreitet die Untersuchung keine Zuversicht. Im Falle eines Brexits rechnet der Kreditversicherer in den kommenden zwei Jahren mit einem Schrumpfen des Wachstums in Großbritannien von zwischen 2,8 bis 4,3 Prozentpunkten. Die Zahl der Unternehmenspleiten könne um 1.500 bis 1.700 Stück zulegen. In einem „normalen“ Jahr liegen sie bei rund 20.300. Auch das Pfund könnte deutlich an Wert verlieren. Im Jahr 2019 könnte das Land sich in einer Rezession wiederfinden.

Bereits heute sei spürbar, dass Portfolio-Investitionen aus dem Ausland in Großbritannien rückläufig sind. Dazu tragen die vom möglichen Brexit verursachten Unsicherheiten bei, so Euler Hermes weiter.

Am 23. Juni stimmen die Briten über den Verbleib in der EU ab. Das Land verlöre bei einem „Brexit“ den Zugang zu 58 Ländern, mit denen die EU entweder den Wegfall von Zöllen oder sehr niedrige Kosten vereinbart habe, warnte die Welthandelsorganisation WTO zuletzt. Die Handelsbeziehungen müssten komplett neu aufgestellt werden. „Es ist extrem schwierig und komplex, diese Abkommen zu verhandeln“, so WTO-Chef Roberto Azevedo. „Und es ist sehr langwierig.“

Niederlande, Irland und Belgien

Doch nicht nur Großbritannien, auch die Eurozone als Ganzes würde die Konsequenzen zu spüren bekommen. Bis 2019 rechnet Euler Hermes mit einem relativ moderaten Schrumpfen des Wachstums von zwischen 0,4 bis 0,6 Prozentpunkten.

Deutlich größer wären die Einbußen im Falle eines Brexit aber in den Niederlanden, Irland und Belgien, schreibt Euler Hermes weiter. Daneben würden auch Deutschland, Frankreich und die USA einen deutlichen, negativen Impakt zu spüren bekommen. Luxemburg kam in der Studie nicht vor.

Die Niederlande würden am stärksten getroffen, so die Untersuchung weiter. Das Land könnte zwischen 1,5 und 2,4 Prozentpunkte seines Wirtschaftswachstums einbüßen. Der größte Effekt käme von finanziellen Abhängigkeiten durch
Holdingstrukturen niederländischer Firmen, aber auch Chemie-, Lebensmittel- und Elektronikexporteure wären besonders betroffen. Die Negativauswirkungen würden sich dabei sukzessive in den drei Jahren nach dem Ausstieg zeigen und ihren Höhepunkt erst 2019 erreichen.

In Irland stehen zwischen 0,9 und 1,4 Prozentpunkte des Wirtschaftswachstums auf dem Spiel. In Belgien wären es zwischen 0,7 und einem Prozentpunkt.

Mehr Unternehmenspleiten

Auch der deutschen Wirtschaft käme ein EU-Abschied Großbritanniens der Untersuchung zufolge teuer zu stehen. „Die deutschen Exporteure wären mit Abstand die größten Verlierer eines Brexits“, sagte der Chef von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Ron van het Hof, laut Pressemitteilung. Chinesische und niederländische Exporteure würden bis 2019 – im schlimmsten Fall – jeweils rund 3,2 Milliarden Euro an Ausfuhren verlieren. „Bei den Deutschen wären es allerdings mehr als doppelt so viele.“

Besonders betroffen wäre die deutsche Automobilindustrie. Ganze zwei Milliarden Euro fehlende Ausfuhren
würden bis 2019 allein auf ihr Konto gehen. Das bliebe nicht ohne Folge: „Wir erwarten für diesen Fall allein durch den Brexit einen Anstieg der Insolvenzen in Deutschland um zusätzlich rund 1,2 Prozentpunkte.“

Außerhalb Europas würden vor allem die USA, aber auch China den Impakt eines Brexit spüren. Die USA könnten zwischen 0,1 und 0,2 Prozentpunkte ihres Wirtschaftswachstums verlieren.

Die vollständige Studie (auf Englisch) finden Sie hier.