Der Mann in Marine Le Pens Schatten

Der Mann in Marine Le Pens Schatten
(AFP/Raymond Roig)

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Der Einzug von Marine Le Pen in die Stichwahl um das Präsidentenamt am Sonntag ist auch der Erfolg eines Mannes: Louis Aliot.

Der Lebensgefährte der Rechtspopulistin und Vize-Vorsitzende ihrer Partei Front National (FN) trägt ihre Strategie der „Entteufelung“ maßgeblich mit. Gemeinsam ist es dem Paar gelungen, mehr als 7,6 Millionen Wähler zu mobilisieren – so viele wie noch nie. Die 48-jährige Le Pen und der ein Jahr jüngere Aliot haben die Rollen ähnlich aufgeteilt wie AfD-Chefin Frauke Petry und ihr Mann Marcus Pretzell: Sie steht im Rampenlicht, er im Schatten.

Die gesamte Wahlkampagne der Front National ist auf „Marine“ zugeschnitten, wie sie ihre Anhänger nennen. In ihrer Wahlwerbung tauchen weder Aliot noch die drei Kinder aus ihrer früheren Ehe auf. Le Pens Konkurrent in der Stichwahl, der parteilose Emmanuel Macron, geht mit seiner 25 Jahre älteren Frau Brigitte regelrecht hausieren und macht ihr mitten in einer Wahlkampfrede schon mal eine flammende Liebeserklärung. Das käme Marine Le Pen niemals in den Sinn.

Loyal und diskret

Es würde auch kaum zum Image der Kandidatin passen, deren autoritärer Tonfall manchen Mann das Fürchten lehrt. „Louis Aliot gehört zum Mobiliar am Sitz der Front National“ bei Paris, umschreibt die Klatschzeitschrift „Gala“ seine Rolle. Stets loyal und diskret, stets in Anzug und Krawatte gekleidet, verkörpert Aliot auf ideale Weise Le Pens Slogan „Remettre la France en ordre“ (In Frankreich wieder Ordnung schaffen). Aliot stand schon im Dienst ihres Vaters Jean-Marie Le Pen, bevor er sich ganz der Tochter verschrieb.

Nach seinem Jurastudium in Toulouse wird er Referatsleiter des FN-Gründers. Auch für dessen Präsidentschaftskampagne 2002 ist er mitverantwortlich. Bereits unter Le Pen Senior beginnt Aliot als Generalsekretär ab 2005 mit innerparteilichen „Säuberungen“, wie dies FN-Experten nennen. Einige der radikalsten Parteimitglieder werden entfernt, die Front National soll einen republikanischen Anstrich erhalten.

„Entteufelung“

Das ist auch das Ziel von Le Pens Tochter Marine. Sie treibt die „Entteufelung“ nach ihrer Wahl zur Parteichefin 2011 gemeinsam mit ihrem Vize Aliot voran, der zu diesem Zeitpunkt seit etwa zwei Jahren ihr Lebensgefährte ist. Der Rassismus und Antisemitismus des „alten“ Le Pen haben ausgedient, die FN soll für breite Schichten wählbar werden. Aliot erzählt in diesem Zusammenhang gerne von seinem jüdischen Großvater. Als Le Pen bei der Präsidentschaftswahl 2012 fast 18 Prozent der Stimmen holt, ist das auch ihrem Wahlkampfmanager Aliot zu verdanken. Bei der Europawahl 2014 wird die FN stärkste Kraft in Frankreich, Aliot zieht ins EU-Parlament ein.

Dem Magazin „Paris Match“ verriet Aliot, sein Lieblingslied sei „Être une femme“ (Eine Frau sein) von Michel Sardou. Darin träumt ein Mann davon, eine Frau zu sein, die dank Sex-Appeal und Schlagkraft alles werden kann – sogar Präsidentin Frankreichs. Sollte Marine Le Pen wider aller Prognosen auch in der Stichwahl triumphieren, kann der Vater von zwei Kindern aus einer früheren Ehe jedoch nicht auf einen Ministerposten in ihrem Kabinett hoffen. Le Pen hat erklärt, die Franzosen hätten die Nase voll von Politikern, die ihrer Familie Vorteile verschaffen.