China schwingt die Sanktionskeule

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Im Konflikt mit Japan setzt China alles auf eine Karte: Es bringt Sanktionen ins Spiel. Japanische Unternehmen in China bekommen den Zorn bereits zu spüren.

Der Streit zwischen China und Japan um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer spitzt sich zu. Erstmals drohte China seinem wichtigen Handelspartner mit wirtschaftlichen Sanktionen, falls Tokio nicht einlenkt. Offenbar wegen Streiks und Unruhe in der chinesischen Belegschaft mussten japanische Großkonzerne einige ihrer Werke in China vorübergehend schließen. Nach Ausschreitungen bei den seit Jahren größten antijapanischen Protesten am Wochenende in China riefen die Behörden am Montag zu Gewaltlosigkeit auf, wollen aber Demonstrationen weiter zulassen. Elf Randalierer wurden festgenommen.

Neue Zwischenfälle werden mit einer Flotte Hunderter chinesischer Fischerboote befürchtet, die zum Beginn der neuen Fangsaison in das umstrittene Seegebiet um die – chinesisch Diaoyu und japanisch Senkaku genannten – Inseln aufgebrochen sind. Chinas Küstenwache will die Fischer beschützen, während auch japanische Küstenschiffe an den Fanggründen patrouillieren. In dem Seegebiet gibt es nicht nur reiche Fischbestände, sondern auch große Rohstoffvorkommen.

Alter Territorialstreit

Der alte Territorialstreit war neu aufgeflammt, weil Japans Regierung drei der Inseln von einer Familie gekauft und verstaatlicht hatte. Die Regierung in Tokio wollte verhindern, dass sie von japanischen Nationalisten erworben werden. Doch löste der Kauf in China heftige Empörung aus. Neue Proteste könnten sich am Dienstag entzünden, wenn an die japanische Invasion in Nordostchina nach dem Mukden-Zwischenfall vom 14. September 1931 erinnert wird.

Auch vor einem Handelskrieg schreckt Peking nach eigenen Angaben nicht zurück. Das kommunistische Parteiorgan „Volkszeitung“ drohte offen mit Wirtschaftssanktionen. Wichtige Bereiche wie Produktion, Finanzen, Exporte nach China, Importe „strategisch wichtiger Materialen“ oder japanisch investierte Unternehmen in China könnten Zielscheibe der Strafmaßnahmen werden, warnte das Blatt.

Handelskrieg für Japan schwerwiegender

Ein Handelskrieg werde beide Länder treffen. Aber China sei willens und in der Lage, die Konsequenzen zu tragen, die für Japan „katastrophaler“ wären, hieß es. Es wurde darauf verwiesen, dass China der größte japanische Handelspartner sei und in den Krisen 2008 und 2011 stark von der wachsenden Kooperation profitiert habe. „Würde Japan lieber noch einmal zehn Jahre verlieren – oder wäre es sogar bereit, um 20 Jahre zurückzufallen?“, fragte der Kommentator.

Die Spannungen bringen japanische Unternehmen in China bereits in Schwierigkeiten. Der Elektronikhersteller Canon schickte seine Arbeiter in drei Werken in Zhuhai, Zhongshan und Suzhou zunächst für zwei Tage heim, während Panasonic ähnlich zwei Fabriken in Qingdao und Zhuhai schloss, wie Staatsmedien und Mitarbeiter berichteten. „Einige Arbeiter haben gestreikt, vor allem wegen der Diaoyu-Inseln“, sagte eine Angestellte der dpa über den Unmut in der Belegschaft. „Wie sie wissen, sind wir alle sehr verärgert darüber.“ Auch der Autokonzern Honda schloss seine fünf Werke in China für zwei Tage.

Nach den Plünderungen bei den Protesten am Wochenende mahnte die Polizei zur Zurückhaltung. Die Demonstranten sollten sich „vernünftig“ verhalten und ihren Patriotismus auf friedliche Weise zeigen, hieß es in Appellen in mehreren Städten. Angriffe auf Japaner oder japanisches Eigentum müssten vermieden werden. Bei den Ausschreitungen waren in Dutzenden Städten japanische Geschäfte geplündert, Schaufenster eingeschlagen und Autos demoliert worden. „Gewalt kann nicht toleriert werden, nur weil die Proteste auf Japan zielen“, schrieb die englischsprachige Tageszeitung „Global Times.“