Cattenom soll weitere 32 Jahre arbeiten

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Die Atomanlage Cattenom soll noch weitere 32 Jahre laufen. Diese Auffassung vertrat der Leiter der Anlage, Guy Catrix, am Mittwoch in Cattenom. Die Nachbarn möchten die Anlage schnellstmöglich abgeschaltet wissen.

Cattenom-Chef Guy Catrix meint, dass die Gesamtlaufzeit der vier Reaktoren mit einer Leistung von 5.200 Megawatt statt der ursprünglich vorgesehenen 40 Jahre durchaus bei 60 Jahren liegen kann. Die Reaktoren in Cattenom sind 1986, 1987, 1990 und 1991 in Betrieb genommen worden. Die Anlage steht allerdings vor allem aus dem Ausland unter Dauerbeschuss.

Im Jahre 2012 hatte es pro Monat vier Zwischenfälle gegeben. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 36. Dabei unterscheidet die Anlage zwischen fünf Zwischenfällen und 31 Ereignissen. Außerdem gab es 21 Unfälle, davon vier, bei denen die Betroffenen länger als drei Tage krank geschrieben wurden.

Während nach Darstellung der Leitung der Kraftwerksanlage die Sicherheit im Jahre 2013 verbessert wurde, erhöhte sich gleichzeitig die Strahlenbelastung der Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr lag sie bei 2,48 Sievert pro Stunde. Im Jahre 2012 waren es 1,9 Sievert pro Stunde.

156.000 Liter Salzsäure ausgelaufen

Die Kraftwerksleitung sieht den Schutz der Umwelt als Kern ihrer Bemühungen im vergangenen Jahr an. Der Ausstoß von radioaktiven Flüssigkeiten sei um den Faktor zehn verringert worden, der Ausstoß radioaktiven Gases um den Faktor zehn. Allerdings verharmlost die Leitung der Anlage dabei die schweren Pannen. Es sei im vergangenen Jahr ein Fehler entdeckt worden, durch den Salzsäure in den Boden gelaufen sei. Tatsächlich konnten stundenlang insgesamt 156.000 Liter Salzsäure auslaufen, bevor der Fehler bemerkt wurde.

Die vier Kernkraftwerke stellen einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor im Mosel Département dar. Im vergangenen Jahr wurden 92 neue Mitarbeiter eingestellt. Derzeit beschäftigt die Anlage 1.332 Mitarbeiter. Für die verschiedenen Inspektionen werden zwischen 600 und 1.200 zusätzlich eingestellt. Für eine Zehnjahres-Inspektion wird der jeweilige Reaktor für etwa 150 Tage abgeschaltet und 1.200 Mitarbeiter prüfen den Reaktor auf Herz und Nieren. Von den Aufträgen für die Instandhaltungsarbeiten leben nach Auskunft der Kraftwerksleitung leben etwa 200 Unternehmen. Das Auftragsvolumen liegt bei gut 85 Millionen Euro. Die Steuerzahlungen betragen 102 Millionen.

Aus diesen Daten ergeben sich die Konflikte in der Großregion. Während im Saarland, in Luxemburg und in Rheinland Pfalz die Abschaltung der Reaktoren gefordert wird, stößt diese Forderung in Lothringen auf taube Ohren. Die wirtschaftliche Bedeutung ist zu groß.

Helmut Wyrwich/Tageblatt.lu