Parlament gibt Chávez Sondervollmachten

Parlament gibt Chávez Sondervollmachten
(AP)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Hugo Chávez kann die nächsten eineinhalb Jahren in Venezuela weitgehend ohne Parlament regieren. Die Opposition spricht von kubanischen Verhältnissen.

In Venezuela hat das Parlament dem linken Staatschef Hugo Chávez umfangreiche Sondervollmachten für einen Zeitraum von 18 Monaten erteilt. Chávez kann damit bis ins Jahr der Präsidentschaftswahl 2012 hinein ohne das Parlament Dekrete mit Gesetzeskraft erlassen. Er hält die Vollmachten für nötig, um die Folgen der jüngsten Überschwemmungskatastrophe, bei der 38 Menschen ums Leben kamen, in den Griff zu bekommen.

Die Opposition kritisierte das „Ermächtigungsgesetz“ (Ley Habilitante) als „kubanisches Gesetzespaket“. Chávez wolle mit dem Schritt seinen „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ forcieren und das im Januar zusammentretende neue Parlament schwächen. Kritik kam auch aus den USA. Es ist das vierte Mal, dass Chávez seit seinem Amtsantritt 1999 mit Dekreten regieren kann.

Viele neue Gesetze

Chávez sagte, er habe bereits eine „erste Reihe von 20 Gesetzen“ fertiggestellt. Als sicher gilt eine Steuererhöhung, mit der ein Wohnungsbaufonds finanziert werden soll. Das Sondervollmachtsgesetz erlaubt es Chávez, Dekrete unter anderem in den Bereichen Finanz-, Wirtschafts- und Sicherheitspolitik sowie Wohnungsbau zu erlassen.

Das neue Parlament tritt am 5. Januar 2011 zur konstituierenden Sitzung zusammen. Nach der Wahl vom 26. September ist der Block der Opposition mit 65 Abgeordneten in dem 165 Sitze zählenden Parlament vertreten, wodurch die fünfjährige Dominanz der Sozialistischen Einheitspartei Venezuelas (PSUV) und deren Verbündeten beendet wird. Mit der jetzigen Dekretverordnung fürchtet die Opposition, dass Chávez am Parlament vorbei regiert und sich so in Position bringt für die 2012 anstehende Präsidentschaftswahl.

USA kritisieren Enscheidung

Scharfe Kritik an dem Gesetz war vor der Parlamentsentscheidung aus den USA gekommen. „Chávez findet anscheinend immer neue und kreative Wege, autokratische Vollmachten zu rechtfertigen», sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley. Das Vorgehen untergrabe den Willen des venezolanischen Volkes, der bei der Wahl vom 26. September zum Ausdruck gekommen sei.