Papst und Klima

Papst und Klima
(Alain Rischard/editpress)

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Jorge Mario Bergoglio, aka Papst Franziskus, hat eine ausgesprochen bemerkenswerte Enzyklika geschrieben. Inspiriert von dem Manne, dem er seinen amtlichen Namen entliehen hat, Franz von Assisi, beschäftigt sich das Oberhaupt der Katholiken mit der fortschreitenden Zerstörung der Erde durch den Menschen.

Ein Thema, das lange zuvörderst konservative Katholiken auffallend kalt gelassen hat. In diesen Kreisen wurde die Ausbeutung der Natur nach Gutsherrenart oft damit gerechtfertigt, dass der Herr seinen Gläubigen nun mal den Auftrag erteilt habe, „sich die Erde untertan zu machen“.

Nun braucht man nicht unbedingt Theologe zu sein, um zu begreifen, dass Er, den die Christen als ihren Schöpfer verehren, mit diesem Auftrag wohl kaum einem seiner Geschöpfe, nämlich dem Menschen, die Lizenz erteilen wollte, der Schöpfung zwanglos den Garaus zu machen.

Gerade eine Kirche, die immer noch vehement gegen das Recht auf Abtreibung pontifiziert, kann billigerweise nicht ungerührt dabei zusehen, wie die „Kinder Gottes“ in aller Seelenruhe die Axt an die natürlichen Grundlagen ihrer diesseitigen Existenz legen.

Und doch musste man das A.D. 2015 abwarten, bevor ein Papst derart deutlich Stellung bezog (Link) gegen rücksichtslose Ressourcenvergeudung und Umweltzerstörung, die einen Großteil des unserer Tage auf Erden kreuchenden und fleuchenden Getiers – inklusive des homo „sapiens“ – in den Abgrund zu befördern drohen.

Diese Enzyklika ist aber auch deswegen interessant, weil sie unmissverständlich darauf hinweist, welche soziale Katastrophe das Klima-Desaster gerade für die Ärmsten der Armen nach sich ziehen könnte. Während es in unseren Breiten eher ein Luxusproblem darstellte, falls die Erderwärmung Saint-Emilion zu Sidi-Brahim verwandeln sollte, so wird sie weite Landstriche der Dritten Welt entweder verdorren oder ersaufen lassen, und jene, die ohnehin nichts haben, auch noch aus ihrer Heimat vertreiben.

Natürlich kann auch dieser Papst keine Mirakel wirken, und in entscheidenden Punkten weicht die Catholica denn auch nicht um Haaresbreite. So erklärt Franziskus, dass wer für den Schutz der Umwelt sei, konsequenterweise gegen das Recht auf Abtreibung eintreten müsse.

Eine Behauptung, für die er indes – schon weil es sich um ein klassisches non sequitur handelt – keinerlei Beweis anzutreten vermag. Und es wird daher auch nicht überraschen, dass der Papst die prächtig gedeihende Bevölkerung Afrikas nicht als eines der Hauptprobleme dieses Kontinents ansieht. Denn dann müsste er nämlich wohl oder übel eingestehen, dass gerade Geburtenkontrolle für den langfristigen Fortbestand der Menschheit sehr wohl unabdingbar sein dürfte.

Dass Papst Franziskus insgesamt aber auf dem rechten Weg wandeln dürfte, bewies die Reaktion der US-Rechten auf seine Öko-Epistel: Sie verdammten das Oberhaupt der größten christlichen Sekte einhellig als – oh my Gaaad! – „Marxisten“ und mithin als Reinkarnation des Leibhaftigen.

(fwagner@tageblatt.lu)