Bald nicht mehr Schwein gehabt

Bald nicht mehr Schwein gehabt
(AP)

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Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die afrikanische Schweinepest (ASP) auch in unseren Gegenden auftaucht. Obwohl die Krankheit gänzlich ungefährlich für Menschen ist, könnte der wirtschaftliche Schaden für die Schweinezüchter enorm werden.

Die Krankheit ist mittlerweile in der EU aufgetaucht. Laut Dr. Carlo Dahm von der Veterinärverwaltung wurden in Lettland rund 30 Fälle von infizierten Hausschweinen gemeldet, in Litauen sind es bisweilen rund 20. Laut dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wurden in Polen zwei Wildschweine gefunden, die mit der afrikanischen Schweinepest infiziert waren. Große Sorgen machen sich deswegen u.a. die Jäger.

Afrikanische Schweinepest

Die afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine fieberhafte, hoch ansteckende Erkrankung der Schweine (Haus- und Wildschweine) mit seuchenhaftem Verlauf, hoher Krankheitshäufigkeit (Morbidität) und hoher Sterblichkeit (Mortalität).

Verursacht wird die Erkrankung durch ein Virus (Virus der Afrikanischen Schweinepest, ASPV). Die Ausprägung der klinischen Krankheitssymptome bei der Afrikanischen Schweinepest ist stark abhängig von den Eigenschaften des auslösenden Virus-Isolates. Während manche ASP-Virusisolate nur geringe oder moderat krankmachende Eigenschaften aufweisen, sind die momentan in der Russischen Föderation, den Transkaukasischen Gebieten sowie Sardinien auftretenden Viren als hoch virulent einzustufen. Das bedeutet, dass mit einem solchen Virus infizierte Schweine zu einem sehr hohen Prozentsatz (bis zu 100 %) an der Seuche verenden. Erste Krankheitssymptome treten ca. 5 bis 15 Tage nach einer Infektion auf. Da in der Regel nicht alle Tiere eines Bestandes gleichzeitig infiziert werden, können die ersten Symptome einer Infektion eines Bestandes mit ASP leicht übersehen werden. Bis zur Ausbreitung der Seuche durch den gesamten Bestand können abhängig von den betriebsspezifischen Gegebenheiten durchaus einige Wochen vergehen.

(Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit)

Schweine in Luxemburg

o 4.500 erlegte Wildschweine pro Jahr

o Der Bestand der Wildschweine in Luxemburg wird auf 10.000-12.000 geschätzt

o 90.000 Hausschweine

o 300 Schweinezüchtereien, davon rund 40 mit mehr als 1.000 Schweinen

Der Präsident der Jägervereinigung, Georges Jacobs, schrieb in der aktuellen Nummer der Zeitschrift „Fëscher, Jeeër an Hondsfrënn“, „wenn sich der Virus in einer hohen Population ausbreite, werde kein Stein auf dem anderen bleiben“. Die ASP werde deshalb ein Thema auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des „Conseil supérieur de la chasse“ sein, sagte Jacobs dem Tageblatt gegenüber
Würden keine Wildschweine mehr an Restaurants ausgeliefert, wäre das nicht unbedingt ein großer Schaden. Den Zahlen der Veterinärverwaltung zufolge werden im Jahr rund 4.500 Wildschweine geschossen.

Laut Georges Jacobs erbringen diese Schweine eine Summe von rund 500.000 Euro. Was die Hausschweine angeht, so sieht die Sache schon anders aus. In Luxemburg gibt es rund 300 Schweinzüchtereien; für diese könnte eine Ausbreitung der Krankheit einer Katastrophe gleichkommen.

Katastrophe für die Schweinezüchter

„Das Friedrich-Löffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, d. Red.) hat errechnet, dass für den Schweinezuchtsektor in der EU ein Schaden von drei Milliarden Euro entstehen könnte“, warnt Jacobs.

Das Problem ist, dass es keine Impfung gegen die Krankheit gibt und die Sterberate sehr hoch ist. Unter bestimmten Umständen kann das Virus außerhalb des infizierten Schweins bis zu einem Jahr überleben. Jacobs hält es für möglich, dass das Virus auch von Aasfressern wie Fuchs und Krähen weitergetragen wird. Diese Auffassung wird jedoch von den Fachleuten der Natur- und Forstverwaltung wie auch der Veterinärverwaltung nicht geteilt.

Keinerlei Gefahr für den Menschen

Oft müsse der Fuchs als Sündenbock herhalten, obwohl keine wissenschaftliche Erkenntnisse darüber vorlägen, dass er den Virus weitertrage, sagt Dr. Laurent Schley, beigeordneter Direktor der Natur- und Forstverwaltung. Einig sind sich allerdings alle darüber, dass die Bestände der Wildschweine niedrig zu halten, eine Präventivmaßnahme sein könnte. Schley teilt allerdings die Meinung, derzufolge eine Ausbreitung der Krankheit sehr wohl zu einem Zusammenbrechen des Schweinemarktes führen könnte. Das Virus kann z.B. auch im Schinken überleben.

Obwohl das Virus keinerlei Gefahr für den Menschen darstellt, werden alle Schweine in einer Züchterei gekeult und die Kadaver verbrannt, falls dort ein Fall von ASP auftaucht. Dadurch will man verhindern, dass die Tiere qualvoll zugrunde gehen, erklärt Carlo Dahm.
Er ist zudem der Meinung, dass das Unterlassen der Winterfütterung ein weiteres Mittel sein könnte, die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

Obwohl das Virus an erster Stelle von Wildschwein zu Wildschwein in der freien Natur übertragen wird, ist Dahm zufolge der Mensch einer der größten Risikofaktoren bei der Verbreitung des Virus. Ein Großteil der Schuld liege bei den Schweinetransporten – vor allem bei den illegalen. Hinzu komme oft die wirtschaftliche Situation der einzelnen Züchter. Taucht das Virus auf einem Hof auf, würden Menschen in Osteuropa trotzdem vieles riskieren, um das eine oder andere Tier vor der Keulung zu retten, d.h. zu verkaufen.

Als problematisch sieht Dahm auch den alljährlichen Jagdtourismus in Osteuropa. Da das Virus auch im Schlamm mehrere hundert Tage überleben kann, könnte ein Jäger im Dreck seiner Stiefel die Krankheit einschleppen und bei einer Jagd in Luxemburg aussetzen.

Auch in Trophäen oder im Fleisch einer Jagd könnte das Virus mitreisen. Carlo Dahm richtet deshalb einen Appell an alle Jäger: Sie müssten sich ihrer Verantwortung bewusst sein.