Kirmes in Dreiborn: Fest der Begegnung im „Centre socio-éducatif“

Kirmes in Dreiborn: Fest der Begegnung im „Centre socio-éducatif“

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Reger Betrieb herrscht schon in den frühen Mittagsstunden auf dem Festplatz des Anwesens, das ansonsten für Außenstehende nicht zugänglich ist. Eine Band unterhält die Gäste musikalisch, man plaudert angeregt, die Kleinsten vergnügen sich in der Hüpfburg. Ein integrierter Floh- und Antikmarkt hält allerlei Nützliches und Dekoratives bereit.

Von Herbert Becker 

Seit mittlerweile mehr als 20 Jahren veranstaltet die Vereinigung „Amis des jeunes en détresse“ die zur Tradition gewordene „Kiermes zu Dräibur“. Ein Fest der Begegnung, kein klassischer Rummel also, dessen Reinerlös den Jugendlichen zugutekommt, die im „Centre socio-éducatif“ für einen längeren Zeitraum leben müssen, weil sie auf die eine oder andere Art mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind.

Ein Geben und Nehmen

Der Direktor der Einrichtung, Ralph Schroeder, und André Hein, der in der Verwaltung tätig ist, erklären den Ablauf und die Philosophie des Festes. „Die ,Amis des jeunes en détresse‘, die sich vor 30 Jahren gegründet haben, richten diese Kirmes jetzt seit bereits mehr als 20 Jahren aus“, erklärt André Hein. „Es ist dies ein Fest der Begegnung, des relaxen Austauschs untereinander. Hier begegnen sich Eltern und Familien der Jugendlichen, die bei uns im Centre sind.“ Mit dabei seien neben den Mitarbeitern sowie einigen Ehemaligen auch die Bürgerinnen und Bürger aus Dreiborn und den Nachbarorten. Das ganze Engagement treffe auf viel Anerkennung, vor allem die Offenheit auf dem alljährlichen Fest werde von der Bevölkerung sehr geschätzt.

„Wir geben dann auch gerne zurück“, meinen die beiden, „indem wir für heute nur regionale Produkte anbieten, die wir vor Ort kaufen bei Metzgern, Bäckern oder Winzern.“ Das sei umso wichtiger, da das Haus vielerorts noch immer mit einem Stigma behaftet ist. „Wir sind kein Gefängnis. Ja, wir haben Mauern und Zäune, begründet in der Mission, die wir zu erfüllen haben, aber wir sind keine Insel.“

Mit den Spenden, die der Verein an die Einrichtung weitergibt, werden unter anderem Freizeitaktivitäten wie Kolonien, also kleinere Ferienaufenthalte, organisiert. „Und wenn wir zum Beispiel ein Fußballtalent im Hause haben, finanzieren wir auch schon mal einen Aufenthalt in einer Fußballschule.“

Teil der Gemeinschaft

„Platz haben wir für maximal 92 Jugendliche, zurzeit sind etwa 60 Schüler im Haus. Viele durften aber jetzt am Wochenende zu ihren Familien, einige helfen sogar hier beim Fest mit. Wir betrachten uns hier trotz allem als einen Teil der Gemeinschaft, mit dem steten Bemühen, die auf die schiefe Bahn geratenen Jugendlichen wieder zu integrieren, dies mit fachlich geschultem Personal, welches viel Herzblut einbringt“, so der Tenor.

Die Jugendlichen kommen auf richterliche Anordnung nach Dreiborn. Die meisten bleiben für ein Jahr. „Wir liefern dazu ständig Fortschrittsberichte an die zuständigen Behörden und geben auch Empfehlungen für frühzeitige Entlassungen. Wir schätzen uns außerordentlich glücklich, durch die ,Amis des jeunes en détresse‘ so eine wohlwollende Unterstützung für unsere Arbeit zu haben“, so Ralph Schroeder.