Polizeieinsatz gegen kalabrische Mafia

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Mehr als Tausend Polizisten sind in einer groß angelegten Razzia gegen die kalabrische Mafia-Organisation ‚Ndrangheta vorgegangen. Unterstützt von Hubschraubern und Spürhunden fahndeten die Beamten nach 116 per Haftbefehl gesuchten Mafiosi, wie die Behörden am Dienstag mitteilten. Den Gesuchten wird unter anderem Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Betrug, Erpressung sowie illegaler Waffenbesitz vorgeworfen.

„Wir sind gegen die wichtigsten Familienoberhäupter vorgegangen, alles Anführer“, sagte Federico Cafiero de Raho, Staatsanwalt von Reggio Calabria, der Hauptstadt der Region Kalabrien. „Wir haben das Herz der ‚Ndrangheta auf nationaler und internationaler Ebene getroffen“, sagte Polizeichef Giuseppe Governale. „Das Herz der ‚Ndrangheta leitet eine regelrechte Holding.“ Der Einsatz brachte den Angaben zufolge neue Strukturen der Mafia-Organisation ans Licht, darunter eine Art Gerichtswesen, das dazu dient, Konflikte zwischen verschiedenen Clans zu schlichten.

Kokainhandel

Nach Angaben der Ermittler sagte ein Mafiaboss in einem abgehörten Telefonat: „Hier bin ich der Staat.“ Die abgehörten Gespräche zeigten, dass auf zahlreiche Kommunen „ein systematischer erpresserischer Druck“ ausgeübt werde; auf öffentliche Aufträge werde eine regelrechte Steuer von zehn Prozent erhoben. Genaue Angaben zur Zahl der Festnahmen wurden nicht gemacht. Diese zeigten jedoch „einmal mehr den täglichen Einsatz der Sicherheitskräfte und der Staatsanwaltschaft im Kampf gegen die Kriminalität“, sagte Innenminister Marco Minniti.

Die aus mehreren Hundert Clans bestehende ‚Ndrangheta stieg in den vergangenen Jahren zur mächtigsten Mafiaorganisation Italiens auf. Sie ist in Drogen- und Waffenhandel, Prostitution und Erpressung von Schutzgeld verstrickt. Durch den Kokainhandel mit Lateinamerika übertrumpfte sie nach und nach die sizilianische und die neapolitanische Mafia. Die ‚Ndrangheta ist vor allem in Kalabrien aktiv. Jüngste Verhaftungen haben jedoch gezeigt, dass sie ihr Einflussgebiet inzwischen auf den Norden Italiens ausgeweitet hat. Im Ausland soll sie in rund 30 Ländern kriminelle Geschäfte tätigen.