Ingenieure ignorierten Vorschriften

Ingenieure ignorierten Vorschriften

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Bei der Endmontage des Anfang Mai im spanischen Sevilla abgestürzten Militärtransporters A400M sind einem Medienbericht zufolge mehrere Vorschriften ignoriert worden.

Es sei versäumt worden, vor dem ersten Flug der Airbus-Maschine die Triebwerksregelung FADEC per Simulator zu testen, berichtete am Dienstag die spanische Wirtschaftszeitung „El Confidencial“ unter Berufung auf Experten aus der Luftfahrtbranche. „Viele Protokolle wurden nicht beachtet. Wenn die Turbinen des Flugzeugs am Boden mit hoher Geschwindigkeiten getestet worden wären, hätten die Motoren blockiert“, hieß es demnach aus den informierten Kreisen. Dem Bericht zufolge waren die mutmaßlichen Versäumnisse bei der Endmontage auf den Zeitdruck zurückzuführen, unter dem Hersteller Airbus stand. Mehrere Kunden hatten Verzögerungen bei der Lieferung des A400M bemängelt.

Airbus wies die Vorwürfe zurück. „Die Testprotokolle wurden befolgt“, sagte eine Konzernsprecherin. Neben anderen Tests sei Anfang Mai auch die entsprechende Erprobung der Motoren am Boden vorgenommen worden. Es sei zu früh, die Gründe für den Absturz zu benennen, sagte die Sprecherin unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen der zuständigen Untersuchungskommission. „Wie bei allen Unfällen wird eine Verbindung mehrerer Faktoren und kein einzelner Grund vorliegen.“

„Ernsthaftes Qualitätsproblem“

Airbus-Strategiechef Marwan Lahoud hatte in der vergangenen Woche allerdings ein „ernsthaftes Qualitätsproblem in der Endmontage“ eingeräumt. Dies habe die Auswertung der Flugschreiber der abgestürzten Maschine ergeben, zu der Airbus am Mittwoch erstmals Zugang gehabt habe, sagte er dem „Handelsblatt“. Dem Unternehmen zufolge wurde die Software für die Steuerung der Motoren bei der Endmontage falsch aufgespielt. Dies habe zum Ausfall der Motoren und damit zum Crash geführt.

Der A400M war am 9. Mai in Sevilla abgestürzt, vier Insassen starben. Für das Milliarden-Rüstungsprojekt war das ein herber Rückschlag. Der A400M war vor zwölf Jahren von sieben Nato-Staaten als Ersatz für die veralteten Transall-Maschinen in Auftrag gegeben worden. Die Auslieferung verzögerte sich schon vor dem Absturz wegen technischer Probleme um Jahre, die Kosten fielen um Milliarden Euro höher aus als geplant. Von den 174 bestellten Maschinen wurden bislang nur zwölf ausgeliefert.

A400M für Luxemburg

„Wir hoffen, dass Airbus die Probleme schnell lösen kann und die Verspätungen bei der Auslieferung (Link) in den Griff bekommt,“ betonte kurz nach dem Absturz Verteidigungsminister Etienne Schneider (LSAP). Die Luxemburger Armee wird ihren Flieger 2019 in Empfang nehmen. Derzeit werden mehrere Luxemburger Piloten für die Frachtmaschine ausgebildet. Die Kosten belaufen sich auf 168 Millionen Euro.

Lesen Sie auch:

Ein ernsthaftes Qualitätsproblem

Airbus empfiehlt Check der Triebwerkssteuerung

„Problematisches Projekt mit vielen Rückfällen“