Exodus aus Kaesong

Exodus aus Kaesong
(Reuters/kim Hong-ji)

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Südkorea schließt das letzte Symbol der Zusammenarbeit mit dem Norden. Pjöngjang ordnet an, die Industriezone in Kaesong unter Militärkontrolle zu stellen.

Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea sind auf einen neuen Tiefpunkt gesunken. Die kommunistische Regierung in Pjöngjang ordnete am Donnerstag eine militärische Übernahme der von beiden Ländern gemeinsam betriebenen Sonderwirtschaftszone Kaesong an, nachdem Seoul die Produktion gestoppt hatte. Alle 280 dort tätigen Südkoreaner mussten das Land verlassen, der Besitz ihrer Firmen wurde beschlagnahmt.

Anlass der jüngsten Zuspitzung im Konflikt der beiden seit mehr als 60 Jahren verfeindeten Länder ist ein Atomtest Nordkoreas vor einigen Wochen und ein Raketenstart vor wenigen Tagen. Seoul und der Westen sehen darin einen Beleg, dass Pjöngjang trotz internationaler Verbote sein Atom- und Raketenprogramm weiterführt und eine Bedrohung aufbaut.

Angst vor Nuklearfinanzierung

Der 2004 eröffnete Industriepark Kaesong, wo südkoreanische Firmen mit Hilfe von mehr als 50 000 nordkoreanischen Arbeitern auf nordkoreanischem Gebiet Textilien und Technik produzieren lassen, ist nicht zum ersten Mal Faustpfand in dem Dauerkonflikt. 2013 war die Wirtschaftszone schon einmal bei einer ähnlichen Eskalationsspirale monatelang geschlossen.
Nun setzte Südkorea wegen des Streits über den Raketenstart die Produktion in Kaesong aus, das gleich hinter der gemeinsamen Grenze liegt.

Seoul begründete den Schritt damit, man wolle nicht, dass Pjöngjang mit harter Währung aus Geschäften in Kaesong seine Nuklear- und Raketenprogramme finanziere.
Seit seiner Inbetriebnahme hat der Komplex umgerechnet rund 500 Millionen Euro in die Kassen der Führung Nordkoreas gespült, die den in harter Währung bezahlten Lohn der nordkoranischen Arbeiter einstreicht. Die Schließung des Industrieparks wird deshalb als wirksames Strafinstrument gesehen, weil dem verarmten kommunistischen Land rasch die Devisen fehlen.

„Gefährliche Kriegserklärung“

Pjöngjang reagierte wütend auf den Schritt Südkoreas und sprach von einer „gefährlichen Kriegserklärung“ und der Absicht, die letzte Verbindung in den Beziehungen zwischen Nord und Süd zu kappen. In der Erklärung des nordkoreanischen Komitees für die friedliche Wiedervereinigung wurden auch erneut sexistische Beleidigungen gegen die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye geäußert.

Am Abend erklärte die Regierung in Seoul dann, dass alle in Kaesong tätigen Südkoreaner den Industriepark verlassen hätten und über die Grenze zurückgekehrt seien. Ein südkoreanischer Unternehmer sagte, seine Angestellten seien davon abgehalten worden, Waren aus den Fabriken mitzunehmen.