„El Chapo“ bleibt vorerst in Mexiko

„El Chapo“ bleibt vorerst in Mexiko
(AP/Marco Ugarte)

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Bis "El Chapo" tatsächlich in den USA vor Gericht kommt, dürften Monate, wenn nicht gar Jahre vergehen. Die Anwälte des Drogenbarons wollen alle Mittel dagegen ausschöpfen.

Mexiko hat den langwierigen Prozess für die Auslieferung von Drogenboss Joaguín «El Chapo» Guzmán in die USA gestartet. Seine Verteidiger reichten bereits sechs Einsprüche gegen seine Überstellung ein. Bis Mittwoch haben sie Zeit, ihre Argumente gegen die Auslieferung vorzubringen, die sie dann binnen 20 Tagen mit Beweisen untermauern müssen.

Guzmán war am Freitag gefasst worden, nachdem ihm im Sommer bereits zum zweiten Mal die Flucht aus einem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis gelungen war. Entsprechend rasch wollen die USA Guzmán, den sie seit Jahren per Haftbefehl suchen, in ihren Gewahrsam bringen, während seine Anwälte das verhindern wollen. «Unser Land muss die nationale Souveränität respektieren, die Souveränität ihrer Institutionen der Rechtsprechung», sagte sein Verteidiger Juan Pablo Badillo.

Nach Angaben aus mexikanischen Ermittlerkreisen dürfte der Auslieferungsprozess mindestens sechs Monate dauern. Aber auch das sei wegen der vielen Einsprüche, für die jeweils eine eigene Anhörung angesetzt werden muss, eine optimistische Schätzung. «Wir hatten Fälle, in denen das sechs Jahre gedauert hat», sagte ein mexikanischer Bundesermittler, der anonym bleiben wollte.

Dass Mexiko überhaupt bereit ist, Guzmán auszuliefern wird in den USA aber positiv aufgenommen. Nach seiner letzten Festnahme 2014 hatte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam erklärt, Mexiko würde ihn erst ausliefern wenn er seine Zeit abgesessen habe, in «300 oder 400 Jahren».
Am Sonntag wurde Guzmán von mexikanischen Interpol-Agenten im Gefängnis Altiplano über das Vorliegen von zwei Haftbefehlen aus den USA gegen ihn informiert. Das stellt den offiziellen Start des Auslieferungsverfahrens dar.

Interview mit Sean Penn

Aus dem Altiplano war er vor sechs Monaten durch einen aufwendig gebauten Tunnel geflüchtet, was als peinliche Panne für die Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto galt. Denn bereits 2001 war der Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells angeblich im Wäschereiwagen aus dem Gefängnis Puente Grande entkommen und danach 13 Jahre lang auf der Flucht gewesen.

Zum bereits dritten Mal gefasst wurde Guzmán am Freitag nach einer Schießerei mit Marinesoldaten in der Küstenstadt Los Mochis in seinem Heimatstaat Sinaloa. Davor hatten die Behörden monatelang nach ihm gefahndet und ihn im Oktober beinahe einmal erwischt, dank eines Interviews mit dem Hollywood-Star Sean Penn über ein Filmprojekt. Wenige Tage nach dem Gespräch in dem Ort Tamazula entwischte der Drogenbaron nach Angaben aus Ermittlerkreisen bei einem Zugriff nur knapp. Dann verlor sich die Spur zeitweise wieder, bis er nun in Los Mochis gefasst wurde.