Individuell im Chaos

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Die Zukunft des Autoverkehrs ist automatisch

Der rezente Skandal um ein neues Samsung-Smartphone, mit dem man zwar nicht telefonieren, dafür aber problemlos Würstchen grillen oder einen Transatlantik-Flug abfackeln kann, hat ein Problem der Elektromobilität veranschaulicht, das dringend einer Lösung bedarf.

Momentan ist es so, dass Batterien mit einer hohen Energiedichte (Wattstunden pro Kilogramm Batteriemasse) gewöhnlich über keine sehr günstige Leistungsdichte (Watt pro Kilogramm) verfügen. Versucht man trotzdem, viel „Oomph“ aus einer solchen Batterie herauszukitzeln, riskiert man, dass das Ding zackoflex zu kokeln beginnt.
Die Herausforderung besteht also darin, Akkus zu entwickeln, die sowohl sicher und leicht sind als auch ordentlich viel Power am Rad liefern.

Doch auch wenn wir den heiligen Gral der Stromspeicherung gefunden haben, werden sich deswegen nicht alle Probleme des Individualverkehrs gleich in Wohlgefallen auflösen.

Bei steigenden Beförderungsbedürfnissen bleibt ein Knackpunkt bestehen, der völlig unabhängig von der Antriebsart der Fahrzeuge ist: Selbst wenn es gelingen würde, unsere gesamte Automobilflotte in den nächsten 30 Jahren von Verbrennungsmotoren auf Stromantrieb umzustellen, steigert das die Straßenkapazität – also die Zahl der Autos, die eine Straße innerhalb einer Stunde verkraften kann – um exakt nullkommanull Prozent.

Und da wir gerade im städtischen Raum kaum noch neue und vor allem keine breiteren Straßen mehr anlegen können, ist bei steigender Zahl von individuellen Verkehrsteilnehmern der Dauerstau vorprogrammiert. Abhilfe kann – neben einem massiven Ausbau des öffentlichen Transportes – nur eine weitgehende Automatisierung des Individualverkehrs schaffen. In der Tat ist die Straßenkapazität (auch und gerade jene der Autobahnen) dann am höchsten, wenn sich eine größtmögliche Zahl von Fahrzeugen mit der gleichen, möglichst konstanten Geschwindigkeit fortbewegt.

Dass das mit individuell gesteuerten Fahrzeugen nicht möglich ist, kann man tagaus, tagein auf unseren Straßen studieren, wo bedauerlicherweise eine Minderheit von Verkehrsteilnehmern alles daransetzt, schneller zu sein als all die anderen „Dumpfbacken und Penner“. Wobei diese bleifüßigen Asozialen den Verkehrsfluss stören, ohne unbedingt mal große Vorteile für sich selbst herauszuschinden: An der ersten Ampel nach dem Autobahnende findet man sie meist wieder.

Moderne Elektromobilität wird dem Fahrzeuglenker also wohl irgendwann einen großen Teil der Entscheidungen – vor allem über die Geschwindigkeit – abnehmen müssen.

Das wird problematisch werden. Nicht so sehr wegen der Sicherheit, denn da macht die Leit-, Steuerungs- und Sicherungstechnik ständig Fortschritte, sondern vielmehr in Sachen Machismo.
Hinter dem Lenkrad darf der echte Mann noch Mann sein. Nur hier kann er sich noch benehmen wie der Urmensch, der tief in ihm steckt. Beraubt man ihn der Kontrolle über sein Gaspedal, wird er das als Akt der Kastration empfinden.
Furchtbar! Wo soll das alles bloß enden?

Da kann er sich ja gleich zu den anderen „Läppercher“ in die Tram setzen …
Bei Lichte besehen übrigens gar nicht mal die schlechteste Idee!

fwagner@tageblatt.lu