Dem Chaos zum Trotz

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Gute Zahlen nicht das Verdienst von Brexit und Trump

Präsident Donald Trump und der Brexit. Zwei Dinge, die, bevor sie passiert sind, so surreal erschienen, dass Dalí sich gewundert hätte, warum sie ihm nicht eingefallen sind. Unter den vielen, vielen Argumenten, die es gegen Trump und Brexit gibt, kommt den wirtschaftlichen eine besondere Bedeutung zu.

Wirtschaftliche Argumente wurden in beiden Fällen sowohl von den Gegnern als auch von den Befürwortern ins Feld geführt. Trump versprach Arbeitsplätze. Brexiteer Nigel Farage versprach, bessere Handelsverträge für das Königreich aushandeln zu können.

Auch wenn es absolut kein Grund zur Freude gewesen wäre: Ein bisschen Schadenfreude hätte es sicher bei den Gegnern gegeben, wenn nun die britische und die US-Wirtschaft eingebrochen wären. Doch das sind sie nicht. Laut dem britischen „Office for National Statistics“ steigt die Beschäftigungsquote beharrlich und die Arbeitslosigkeit sinkt. Der FTSE100-Aktienindex steigt. Auch in den USA ist die Arbeitslosigkeit zuletzt gesunken und die Industrieaktivität hat zugelegt. Der S&P500-Aktienindex hat ebenfalls seit der Trump-Wahl zugelegt.

Aber: Über einen direkten Zusammenhang sagt das nichts aus. Korrelation ist eben keine Kausalität. Nur weil zwei Entwicklungen zeitgleich ablaufen, heißt dies nicht zwingend, dass sie etwas miteinander zu tun haben. Tatsächlich wuchs die Weltwirtschaft laut Internationalem Währungsfonds im letzten Jahr um 3,1 Prozent.

Für dieses Jahr prognostiziert der IWF ein Wachstum von 3,5 Prozent und für nächstes Jahr ein Wachstum von 3,6 Prozent. Tatsächlich verlor die britische Währung an Wert. Diese Wechselkursentwicklung kommt britischen Unternehmen zugute, die ihren Sitz in Großbritannien haben und im Ausland Geschäfte machen. Für Konsumenten, die ausländische Güter kaufen wollen, ist die Kursentwicklung jedoch schlecht.

Auch hat der Brexit tatsächlich noch nicht stattgefunden und UK profitiert noch immer von offenen Grenzen und den Handelsverträgen der Europäischen Union.

Tatsächlich steigerte die US-Industrie im April ihre Produktion überraschend stark. Auch die von Präsident Trump favorisierten Sektoren Automobilindustrie und Bergbau erhöhten ihren Ausstoß. Aber eben auch alle anderen Industriezweige außer dem Bauwesen.

Tatsächlich sinkt in den USA die Arbeitslosigkeit. Sie sinkt allerdings bereits seit 2010 kontinuierlich und befindet sich derzeit bei (für die USA) niedrigen 4,6 Prozent. 2009 lag sie noch bei circa 10 Prozent. Trumps Drohpolitik per Twitter ist dafür nicht verantwortlich.

Trump und Brexit sind sicher keine guten Nachrichten. Das Weiße Haus zerlegt sich gerade selbst und ist dabei, das Krankenversicherungssystem zu zerschießen. In UK legen Populismus und Xenophobie zu. Das Land steht vor vielen ungeklärten Fragen und Unwägbarkeiten.

Der Wirtschaft in beiden Ländern geht es jedoch noch gut. Aber: Es wäre ein Fehler, zu sagen, den beiden Volkswirtschaften ginge es gut wegen Trump und Brexit-Votum. Ihnen geht es immer noch gut trotz Donald Trump und der Entscheidung der britischen Wähler, die EU zu verlassen.