Das kann ja heiter werden

Das kann ja heiter werden
(Alain Rischard/editpress)

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Taffe Sprüche, aber kein durchdachtes Konzept

In einem Interview mit der Londoner Times und der deutschen Bild-Zeitung hat der Mann, der ab Freitag US-Präsident sein wird, gezeigt, wieso er zum Präsidentsein eher nicht so sehr geeignet sein dürfte. Volle Breitseiten gegen die NATO, die EU im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen sowie – selbstverständlich – gegen seine Lieblings-„Stoussnéckel“, die Mexikaner.

Die Mexikaner, jeder weiß es, sind jene faulen Gesellen, die sombrerobehütet und tequilaselig ihre Tage im Schatten eines Kaktus verpennen und ihren Lebensunterhalt im Wesentlichen dadurch bestreiten, dass sie gutgläubige Gringos mit List und Tücke um deren sauer verdiente Dolares erleichtern. Weshalb sie denn auch demnächst mit hohen Strafzöllen und der famosen Mauer geschlagen werden sollen. Ganz so krass drückt sich Trump zwar (noch) nicht aus, aber seine gesamte Rhetorik deutet darauf hin, dass er es genau so meint.

Trumps Attacken gegen Deutschland und seine Kanzlerin entsprechen ebenso wenig den Usancen, wie sie unter befreundeten westlichen Nationen bis dato üblich waren. Es ist natürlich sein gutes Recht, den Brexit eine tolle Sache zu finden, doch werden die Briten all das Zeug, das sie zurzeit an EU-Staaten verhökern, wohl kaum einfach so in Richtung USA umdirigieren können.

Denn schließlich will Trump ja inskünftig das Land of the Free™ hinter trutzigen Schutzwällen einmauern, und da dürfte unsere britischen Freunde in ihrem hehren Bestreben, die WalMart-Regale mit Marmite vollzustopfen, noch so manche herbe Enttäuschung erwarten. Aber, nicht wahr, sie haben es schließlich so gewollt. Und wir werden sie ganz bestimmt nicht auch noch dafür bedauern.

Die Trump-Euphorie wird sich bei vielen US-Bürgern ziemlich schnell legen, sobald sie am eigenen Leib erfahren, dass die Errichtung von Handelsschranken meist ein ziemlich zweischneidiges Schwert darstellt. Mexiko ist ein wichtiger Importeur US-amerikanischer Agrarprodukte, doch werden z.B. die Brasilianer ebenso gerne wie selbstlos bereit sein, zu helfen, sobald sich die auf Revanche sinnenden Mexikaner nach neuen Lieferanten umsehen sollten.

Was eine ganze Menge von Uncle Sams Bauersleuten ganz schnell in die Bredouille bringen würde: Der erhoffte Zuwachs an Jobs in der Autoindustrie würde dann durch die „belly up“ gegangenen Farms und die dadurch zerstörten Existenzen weitgehend aufgewogen. Zudem werden sich viele Konsumartikel als Konsequenz des Trump’schen Protektionismus verteuern, ohne dass dies notwendigerweise durch Lohnsteigerungen kompensiert werden würde.

Der deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) beantwortete übrigens die Frage, was die amerikanischen Autobauer denn tun müssten, um in unserer Weltgegend mehr von ihren Vehikeln abzusetzen, kurz und knapp mit „bessere Autos bauen“. Right on the money!