Rekordjahr für Renault

Rekordjahr für Renault
(Reuters/© Eric Gaillard / Reuters)

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Das Automobiljahr 2016 war ein Rekordjahr für den französischen Automobilhersteller. Der Umsatz stieg in neue Höhen und der Absatz der Autos erreichte einen neuen Spitzenwert.

Carlos Ghosn, Vorstandsvorsitzender von Renault, ist zufrieden. Sein Unternehmen hat mit 51,2 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2016 einen Rekordumsatz erzielt, 13 Prozent mehr als 2015. Der Renault-Umsatz stieg seit 2010 von 39 Milliarden Euro stetig an. Das Ziel für 2020 liegt bei 70 Milliarden Euro, erklärte der Vorstandsvorsitzende am vergangenen Freitag vor Analysten.

Platz vier weltweit

Carlos Ghosn hat langfristig das Ziel, weltweit Nummer eins beim Absatz von Automobilen zu werden. Eigentlich sollte im vergangenen Jahr schon ein Fortschritt erzielt werden. Im Jahr 2015 lag Renault auf dem vierten Platz. Das hat sich 2016 nicht verändert.

Während Volkswagen Toyota trotz des Dieselskandals an der Spitze abgelöst hat, bleibt Renault auf dem vierten Platz. Das ist die Rangliste: VW (10,31 Millionen verkaufte Wagen), Toyota (10,17 Millionen verkaufte Wagen), General Motors (10 Millionen verkaufte Wagen), Renault/Nissan (9,95 Millionen verkaufte Wagen. wy.

Ghosn hat den französischen Automobilhersteller konsequent verwandelt. Renault ist heutzutage eine internationale Marke, die ihre Produkte in Marokko, in Slowenien, in Südamerika, in Russland, in China herstellt. Ghosn gibt offen zu, dass er dabei in Russland Schwierigkeiten hat, Südamerika sich noch entwickeln wird und China nach einem Jahr gerade erst angelaufen ist.

Allerdings: Insgesamt verkauft Renault bereits 44 Prozent seiner Autos außerhalb Europas. Vor 12 Jahren waren es gerade mal 27 Prozent. Und es gibt Märkte wie den Iran, die Türkei oder Brasilien, wo Renault schon die Marke von 100.000 Stück überschreitet. So, wie der Umsatz eine Rekordmarke darstellt, ist durch die Internationalisierung trotz teilweiser Schwierigkeiten auch der Absatz der Autos auf die Rekordmarke von 3,18 Millionen Wagen gestiegen.
Anfang des neuen Jahrtausends hatte die Marke mit der Raute als Zeichen gerade zwei Mode-Modelle vorzuzeigen, mit denen sie Gewinn machte: Scénic und Mégane.

Das hat sich geändert. Zusammen mit der Billigmarke Dacia, die in Rumänien produziert, verfügt Renault heutzutage über zehn Modelle, die jeweils über 100.000 Verkäufe verzeichnen, vom Clio mit 460.000 Exemplaren bis zum Captur mit 261.000 Stück. Seit 2010 hat die Renault-Gruppe 32 Modelle lanciert. In diesem Jahr will der Hersteller die Marke Alpine wieder beleben, und von Dacia soll es einen neuen Duster geben.

Renault schneidet seine Modelle zunehmend auf die entsprechenden Märkte zu: In Indien gibt es den Ultra-lowcost-Renault „Kwid“ zum Preis von 3.500 Euro, der möglicherweise eines Tages in Europa auftaucht. In Europa setzt Renault auf das Elektroauto. Mit größter Diskretion behandelt Renault sein drittes Standbein als Zulieferer für andere Automobilmarken. Dazu gehören auch Edelmarken wie Daimler mit Mercedes und die Formel 1, in der Renault ein geschätzter Motorenlieferant ist. In der Fabrik von Sandouville fabriziert Renault Lieferwagen für Fiat und General Motors.

In Maubeuge produziert man den Stadtlieferwagen Citan für Mercedes. An dem wird allerdings immer wieder Kritik geübt, dass er den Mercedes-Standards nicht entspricht. In Slowenien produziert Renault den Smart für die Daimler-Gruppe und liefert den Motor.

Zuschnitt auf Märkte

Hinzu kommen die Produktionen in Moskau und Togliatti, die in Curitiba in Brasilien. Im koreanischen Busan produziert Renault für Nissan, in Cléon in Frankreich, in Pitesti in Rumänien; in Valladolid in Spanien produziert Renault Motoren, die unter anderen die A-Klasse von Mercedes antreiben. Um den Ruf zu wahren, heißt es bei Mercedes aber, dass die Motoren „nachbearbeitet“ werden. In Spanien wird Renault zukünftig auch das jüngste Modell von Mercedes herstellen.

Der Pick-up mit dem Stern entsteht auf einer gemeinsamen Plattform mit Nissan und wird ziemliche Ähnlichkeit haben. Diese Zulieferungen sind in den vergangenen sechs Jahren für 40 Prozent des Wachstums und mit 6,4 Milliarden Euro für 15 Prozent des Umsatzes verantwortlich. Renault- Chef Carlos Ghosn hat den in der Vergangenheit betulichen Konzern zu einem reaktiven und Markt-sensiblen Unternehmen gewandelt. Der größte Coup gelang ihm allerdings durch die Allianz mit dem japanischen Automobilbauer Nissan. Dem ging es schlecht. Beteiligungsverhandlungen mit Daimler scheiterten. Ghosn überzeugte die Japaner von den in Tokio unbekannten Renault-Autobauern. Renault kaufte sich mit 40 Prozent ein, die Japaner mit 15,1 Prozent bei Renault.

Beide Unternehmen einigten sich auf eine Allianz zur gemeinsamen Entwicklung und Produktion. Von 1999 bis 2010 wurden 33 Produktionsplattformen auf zehn heruntergefahren, auf denen sowohl Renault-Modelle als auch Nissan-Modelle und Modelle für Drittproduzenten wie Mercedes, Fiat und General Motors (Opel) produziert werden.
Der ehemalige Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, der in Frankreich als Liberaler angesehen wird, in Wirklichkeit aber ein Sozialdemokrat mit interventionistischer Neigung ist, hat im vergangenen Jahr den Staatsanteil bei Renault von 15 auf 19,1 Prozent aufgestockt.

Sieben Millionen Euro

Macron wollte den französischen Einfluss bei Nissan stärken und das um die sieben Millionen Euro betragende Gehalt von Ghosn kürzen. Beides gelang ihm nicht. Eine späte Genugtuung erfuhr Ghosn, als der Rechnungshof das staatliche Engagement bei Renault kritisierte. Vor den Analysten meinte Ghosn, dass man, wenn der französische Staat seine Beteiligung aufgäbe, sehr schnell zu einer tieferen Beziehung zwischen Nissan und Renault käme. Ghosn: „Ich kann Ihnen sagen, dass das dann nicht viel Zeit braucht.“

In der Tiefe gelang dem französischen Hersteller in Asien ein weiterer Erfolg. Der Nissan-Konzern, dessen Vorstandsvorsitzender Carlos Ghosn ebenfalls ist, beteiligte sich mit 34 Prozent an der Mitsubishi Motor Corporation.
Renault, mit der Nissan-Allianz und der Beteiligung an Mitsubishi, stellt heute einen Konzern dar, der mit den Marken Renault, Dacia, Renault-Samsung, Nissan, Infiniti, Datsun, Lada und Mitsubishi weltweit vertreten ist.

Renault hat sich zu einem Wunderkind der Automobilbranche entwickelt. Das Unternehmen ist schuldenfrei. Es zahlt eine für ein Industrieunternehmen fürstliche Dividende von 3,15 Euro nach 2,4 Euro für das Jahr 2015. Die Börse honoriert die Entwicklung zum Weltkonzern allerdings nur langsam. Die Börsenkapitalisierung liegt derzeit bei 24,8 Milliarden Euro. Vor zehn Jahren, knapp vor der Finanz- mit nachfolgender Wirtschaftskrise, hatte sie 41,2 Milliarden Euro betragen. Bei einem Börsenkurs von 87,75 Euro, der am Montag um 4,2 Prozent angestiegen war, macht das eine Verzinsung von 3,59 Prozent aus.