Zweisprachigkeit kehrt zurück

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Frankreich wird die unter Staatspräsident Hollande abgeschafften zweisprachigen Klassen in der Mittelschule („Collège“) wieder einführen. Das kündigte Schulminister Jean-Michel Blanquer am Montag in einem Fernsehinterview an. Die Abschaffung der zweisprachigen Klassen sei ein Irrtum gewesen. Zweisprachigkeit fördere Elitismus nicht, sondern eine breitere Kultur, so Blanquer.

Die zweisprachigen Klassen – Französisch/Deutsch oder Französisch/Englisch – waren von der früheren sozialistischen Schulministerin Najat Vallaud-Belkacem mit der Begründung abgeschafft worden, sie seien „elitär“. Das hatte zwischen Frankreich und Deutschland zu einer Missstimmung geführt. Auch die Latein- und Griechisch-Klassen sollen wieder eingeführt werden, sagte Blanquer. Allerdings wird ein großer Teil der Wiedereinführung der Reform erst im September 2018 möglich sein, weil die Stundenplanung für das jetzt beginnende Schuljahr schon im Februar dieses Jahres vorgenommen worden war. Staatspräsident Macron und Schulminister Blanquer sind aber erst seit Mai im Amt.

Weniger Ferien für Schüler

Blanquer kündigte gleichzeitig an, dass er die Ferienplanung in Frankreich überdenke. Frankreich habe zu viele Ferien, meinte er. Zwei Wochen zum Beispiel rund um Allerheiligen oder im Februar seien so lang, dass die Schüler aus dem Schulrhythmus geraten würden. Das Problem sei allerdings nicht kurzfristig zu lösen, weil dieses Thema umfassend angegangen werden müsse.

Der 52-jährige Harvard-Absolvent gilt als eher konservativer Schulfachmann, der als hoher Funktionär im Ministerium für die nationale Erziehung und als „Académie“-Rektor tätig war. Blanquer verändert im Bereich der Grundschule für das beginnende Schuljahr auch die zentralistische Form, in der Paris für das ganze Land bestimmt. Städte und Gemeinden können selbst entscheiden, ob die Grundschule über vier Tage (Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag) oder über viereinhalb Tage (Montag, Dienstag, Mittwochvormittag, Donnerstag, Freitag) in der Woche geöffnet sein soll. Fachleute ziehen die Viereinhalb-Tage-Woche vor, weil das Programm dann auf insgesamt 36 Tage mehr Unterricht verteilt werden kann.

L.Marx
29. August 2017 - 15.21

Die Abschaffung der Zweisprachigkeit hatte insbesondere im Elsaß, wo die Zweisprachigkeit zum Alltag und dem wirtschaftlichen Erfolg gehört, für Verstörung gesorgt. Dazu noch Politiker, welche die merkwürdig (deutsch) klingenden Ortsnamen nicht aussprechen können. Und eine aufgezwungene Territorialreform. Auch das ist Teil des bekannten Wahldebakel für den PS. Ob Macron wohl auch die Territorialreform zurücknehmen wird? "Vorwärts, wir müssen zurück ..." Schon komisch, dass ausgerechnet das staatlichen Fernsehprogramm France3 mit der territoriale Reorganisation so schwer tut. Und im regionalen Bahnverkehr bringt die Reform für viele zunächst mal höhere Tarife.

KTG
28. August 2017 - 20.57

"Zweisprachigkeit fördere Elitismus" (Ich weiß, im Artikel steht ein "nicht" dahinter): Eine solche Behauptung könnte glatt von Trumpelstilzchen kommen...