Zu Besuch in Serbien: Heimspiel für Putin

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Bei der Serbien-Visite von Russlands Präsident Wladimir Putin stand die Vertiefung der militärischen und energiepolitischen Kooperation im Mittelpunkt. Doch Gast und Gastgeber verfolgten mit Putins umjubeltem Schaulauf beim EU-Anwärter auch innenpolitische Ziele.

Von unserem Korrespondenten Thomas Roser, Belgrad

Fern der Heimat und doch gefeiert: Selbst der Anflug eines Lächelns huschte über das sonst so unbewegte Antlitz von Wladimir Putin, als Russlands Präsident am Donnerstag bei seiner Visite in Belgrad die Huldigungen seiner Gastgeber entgegennahm: Er danke für den warmen Empfang im „brüderlichen und freundschaftlichen Serbien“.

„Ein großer Tag für Serbien!“, titelte freudig der regierungsnahe Kurir: „100.000 Serben erwarten Putin!“ Tatsächlich sollte sich seine Kurzvisite im Balkanstaat für den Kremlchef als umjubeltes Heimspiel gestalten. Offiziell hatte eine Gruppierung namens „Zentrum für Entwicklung“ die Willkommensdemonstration für den mit Abstand populärsten ausländischen Politiker im Balkanstaat organisiert.

Tatsächlich war es aber der nationalpopulistischen SNS des allgewaltigen Präsidenten Aleksandar Vucic zu verdanken, dass zehntausende mit Bussen aus dem ganzen Land herbeigekarrte Parteigänger ihren Weg als Jubeldemonstranten nach Belgrad fanden: Schon Stunden vor ihrem Begrüßungsaufmarsch bevölkerten Heerscharen der auswärtigen Putin-Fans die Innenstadt.

Putin warnt vor NATO-Ausweitung

Am Vorabend seiner Visite hatte der Kremlchef in einem ausführlichen Interview mit den Staatszeitungen Politika und Novosti den USA die „Destabilisierung“ der Region vorgeworfen und vor der Ausweitung der NATO gewarnt. In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte Putin neben der Intensivierung der energiepolitischen Bande die Vertiefung der militärischen Kooperation. Moskau wisse das serbische Festhalten an der Neutralität zu schätzen, sagte Putin, der seinen Gastgebern die anhaltende Unterstützung Moskaus bei der Modernisierung der Streitkräfte gelobte: „Wir werden die militärtechnische Zusammenarbeit weiterentwickeln.“

Im Gegensatz zum Westen werde Moskau den „strategischen Partner“ Serbien keineswegs vor die „künstliche Wahl“ zwischen EU und Russland stellen, versicherte Putin. Russland sehe den EU-Anwärter als „potenziellen Agenten“, mit dessen Hilfe es die EU nach einem Beitritt „von innen beeinflussen“ könne, umschrieb derweil der Kremlkritiker und frühere Duma-Abgeordnete Ilja Ponomarew in dieser Woche in einem Interview mit der Agentur Balkan Insight Serbiens Bedeutung für Moskau.

Proteste nerven Vucic, da kommt Putin recht

Im Gegenzug für die Schützenhilfe im Kosovo-Konflikt erwarte Moskau von Belgrad die Ablehnung eines NATO-Beitritts und der Übernahme der EU-Sanktionen gegen Russland, so Ponomarew. Doch auch innenpolitisch wisse Putin von der medial inszenierten Bruderliebe zwischen Russland und Serbien zu profitieren: Denn in der Heimat habe sein Image unter der von ihm forcierten Rentenreform gelitten.

Auch Gastgeber Vucic hatte beim Schaulauf seines umjubelten Gasts innenpolitische Ziele im Visier. Denn die seit Wochen anhaltenden und nun auch auf die Provinz übergeschwappten Proteste gegen politische Gewalt und Mediengängelung beginnen Serbiens autoritär gestrickten Dominator zunehmend zu nerven: Erst am Vorabend der Putin-Visite hatten deren Organisatoren bei einem Gedenkmarsch für den vor Jahresfrist ermordeten Kosovo-Politiker Oliver Ivanovic mehrere zehntausend Demonstranten auf die Beine gebracht. Zwar dürfte der erneute demonstrative Schulterschluss des EU-Anwärters mit Moskau in Brüssel und bei den christdemokratischen Partnerparteien der SNS im Westen keineswegs auf Begeisterung gestoßen sein.

Doch bewusst hat Vucic mit der Jubeldemonstration für Putin gegenüber der Opposition ein Zeichen der Stärke gesetzt – und gleichzeitig seine Partei in Kampfbereitschaft versetzt. Denn wieder einmal liebäugelt der machtbewusste Strippenzieher mit Neuwahlen. Ob noch im Frühjahr oder erst im Herbst: Mit den dritten vorgezogenen Parlamentswahlen in fünf Jahren könnte Vucic trotz Boykottdrohungen der Opposition seine Kritiker zum Schweigen zu bringen versuchen.

Muller Guy
18. Januar 2019 - 20.56

Serbien mat sengen Nationalhelden Milosevic, Karadžić an Mladić plus den Despot Putin! Dat passt zesummen wéi d'Fauscht op d'Aan. An d'Aan zou hun déi EU-Delpessen zu Bréissel. Wou kann een nennen mat dem Gedanken spielen Serbien wellen an d'EU ze huelen. Een Vollek wat sou engem falschen Hond wéi den Putin zoujubelt huet neischt an der EU ze sichen. Sie géifen nach fir méi Chaos suergen. An dat géif dem Putin gut an den Chrom passen.