Wieso gewinnen nicht das Ziel sein sollte

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Nach dem 0:8-Debakel gegen die Schweden am Samstag muss die Fußball-Nationalmannschaft bereits am Dienstag im letzten WM-Qualifikationsspiel gegen Bulgarien antreten (20.45 Uhr im Stade Josy Barthel). Viel Zeit zur Erholung und zur mentalen Verarbeitung bleibt also nicht.

Sportpsychologin Marie Lanners begleitet die luxemburgische Fußball-Nationalmannschaft seit Monaten. Wenige Tage vor der 0:8-Niederlage gegen Schweden arbeitete die Mentaltrainerin ein letztes Mal mit dem Team von Trainer Luc Holtz zusammen. Im Tageblatt-Interview verrät Lanners, warum es zu dieser Kanterniederlage kam und wie sich die Spieler aus diesem Tief befreien können.

Tageblatt: Frau Lanners, gab es bei Ihrer letzten Sitzung mit der Nationalmannschaft Anzeichen, dass in Schweden etwas schieflaufen könnte?
Marie Lanners: Ich habe Luc Holtz gewarnt, dass dieses Spiel ein typischer „match piège“ sei. Nach dem 0:0-Unentschieden gegen Frankreich waren die Erwartungen groß und dadurch ist der Druck angestiegen. Jeder hat von der Mannschaft erwartet, die gleiche Leistung noch einmal zu wiederholen. Die Voraussetzungen waren aber andere. Frankreich war eine attraktive Herausforderung, der Gegner der Favorit und es gab keinen Druck. Vor dem Spiel gegen Schweden gab es eine große Erwartungshaltung. Nach dem vierten Gegentreffer hat die Mannschaft zudem angefangen, zu überlegen. Wenn dieser Fall eintritt, geht der „flow“ verloren. Gewinnen sollte nie ein Ziel sein, sondern nur die Konsequenz der Arbeit.

 

Sportpsychologin Marie Lanners

Hatten die Spieler nach ihren letzten Erfolgen zu viel Selbstbewusstsein?
Das könnte man denken und ich wurde auch in den letzten Tagen immer wieder auf dieses Problem angesprochen. Ich habe jedoch bei unserem gemeinsamen Mentaltraining festgestellt, dass den meisten Spielern bewusst war, dass gegen Schweden alles von vorne beginnt und dass man sich neue Ziele setzen muss. Der Großteil der Spieler war nicht mehr auf der Frankreich-Wolke. Generell ist zu großes Selbstvertrauen jedoch schlecht, denn dann stellt man sich nicht mehr in Frage. Meiner Meinung nach hat sich die Mannschaft aber in Frage gestellt und ihre Fehler analysiert. Es ist wichtig, zu lernen, wie man Siege verdaut.

Wie kann man als Mannschaft ein solches Debakel verdauen?
Erst einmal muss jeder die Niederlage akzeptieren. Das ist die Grundvoraussetzung, um wieder Erfolg zu haben. Die Mannschaft muss sich neue Ziele setzen, Lust entwickeln und es muss ihr bewusst sein, dass es kein technisches oder körperliches Problem war. Das Potenzial in der Mannschaft ist noch immer vorhanden. Niederlagen darf man auf keinen Fall als Strafe sehen.

Ist es besser, als einzelner Spieler oder als Mannschaft diese Situation zu bewältigen?
Das hängt von der Persönlichkeit des Sportlers ab. Aber in der Mannschaft muss darüber geredet werden. Und ich glaube, dass dies passiert ist, denn dieses Team verfügt über eine sehr gute Kommunikation untereinander.

Kann das Problem innerhalb von 72 Stunden gelöst werden?
Das ist eine sehr kurze Zeit und deshalb sehr schwierig. Es ist wie gesagt sehr wichtig, nach vorne zu schauen, sich neue Ziele zu setzen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Dank der guten Kohäsion innerhalb der Truppe ist aber eine schnelle Lösung des Problems durchaus machbar.

 

 

Clemi
10. Oktober 2017 - 16.51

Genau, wieso nicht? Bonne chance!!