Werteunterricht macht seinen Weg

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Nach der Einführung des Werteunterrichts („Vie et société“) im vergangenen Jahr in den Sekundarschulen wird ab Herbst dieser einheitliche Kursus auch in den Grundschulen den bestehenden Religions- und Moralunterricht ersetzen. Das entsprechende Gesetz wurde am Dienstag mehrheitlich mit den Stimmen von DP, LSAP und „déi gréng“ angenommen.

Angenommen wurde auch ein Gesetz zur Übernahme der rund 140 Religionslehrer (nach dem Absolvieren eines Weiterbildungskurses) in den Schuldienst. In der Debatte hatten CSV und ADR nochmals versucht, zu verhindern, was mittlerweile selbst die katholische Kirche akzeptiert hat: die Trennung von Kirche und Schule.

Unterrichtsminister Claude Meisch sprach von einem historischen Moment. Der Schritt, der jetzt gemacht werde, sei der letzte auf dem Weg der Entkoppelung einer Beziehung, die so nicht mehr ins 21. Jahrhundert passe.

Ein konfessioneller Unterricht habe noch immer einen Platz in der öffentlichen Schule, philosophierte dagegen der CSV-Redner Frank Zeimet. Es habe keinen Grund gegeben, Hand an das aktuelle System zu legen. Diese Koalition habe sich aus ideologischen Gründen für eine Marginalisierung der Religion zugunsten des neuen Werteunterrichts ausgesprochen. Es sei aber nicht Aufgabe des Staats, Werte zu vermitteln, vielmehr müsse der Staat neutral sein.

Eine etwas verquere Argumentation, mit der sich die Redner der Koalitionsparteien schwertaten. In einer Gesellschaft mit so unterschiedlichem kulturellen Hintergrund, wie das in Luxemburg heute der Fall sei, werde Religion in der Schule zu einem trennenden Element, bemerkte Claude Lamberty (DP).

Er bedauerte, dass es der CSV an Mut fehle, sich zu einem modernen, gemeinsamen Unterrichtsfach zu bekennen. Georges Engel (LSAP) erinnerte daran, dass es einen Konsens mit dem Bistum über die Einführung des neuen Werteunterrichts gibt. Eine ganz spezielle Wortkreation zur Bereicherung der Debatte hatte sich Fernand Kartheiser einfallen lassen. Der ADR-Mann warnte „vor einem religiösen Analphabetismus“.

Reform der Kinderbetreuung

Es gehe um gleiche Startchancen für alle Kinder, warb Gilles Baum (DP) für die Einführung des multilingualen Unterrichts für Ein- bis Vierjährige in den „Crèches“. Teil der Regierungsinitiative ist auch, dass jedes Kind während 46 Wochen im Jahr Anspruch auf 20 Gratisstunden hat. „Eine entspannte, spielerische Heranführung an mehrere Sprachen und Kulturen und dies unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund“, betonte Baum. Klar sei, dass dabei Luxemburgisch die Integrationssprache sein wird, sagte er. Gleichzeitig werde auch die jeweilige Muttersprache gefördert.

Erwartungsgemäß kam es in der Debatte einmal mehr zu einem Streit über die wissenschaftliche Basis für die Reform. Eine solche gebe es schlichtweg nicht, erklärte Françoise Hetto (CSV). Und die vorausgegangenen Pilotprojekte seien nicht wissenschaftlich ausgewertet worden.

Kartheiser schimpfte, das Modell basiere nicht auf Fakten und Studien, sondern auf einer Ideologie. Er kündigte sogar an, seine Partei werde das wieder rückgängig machen, sollte sie an die Regierungsmacht kommen. Unterrichtsminister Claude Meisch verwies dagegen auf die positive Einschätzung des zurückbehaltenen Modells durch rund 40 internationale Pädagogen. Das Gesetz wurde mit den 32 Stimmen von DP, LSAP und Grünen angenommen.

Bistrot
13. Juli 2017 - 14.54

Mein lieber Marius, Religion gehört zum Leben des Einzelnen dazu. Das ist ein Menschenrecht. Atheisten vergessen mittlerweile die Religionsfreiheit.

Michi
12. Juli 2017 - 22.36

Ach mein lieber Marius, lesen und verstehen müssen Sie noch lernen, genauso wie Toleranz, Guten Abend

KTG__
12. Juli 2017 - 21.36

Internationalisme? Il y a lieu à séparer État et religion. La Constitution de ce pay l'exige.

Marius
12. Juli 2017 - 20.03

Differenziertes Denken und Verstehen scheint nicht so richtig ihre Ding zu sein, lieber Mischi. Wenn die christlich angehauchte Hinterbänklerin Frau Hetto, Anno Domini 2017 behauptet, ein Reförmchen weg vom klassischen Fach Religionsunterricht à la luxemburgeoise, sei nicht wissenschaftlich untermauert, erkennt jeder normal denkende Mensch Ihre Absicht. Nur sie, lieber Mischi, ist dieser Winkelzug verborgen geblieben. Gegenfrage: War Religionsunterricht, jemals Gegenstand von irgend einer Reform gewesen und wurde dieses Fach in seiner 2000 jährigen Existenz, jemals wissenschaftlich unter die Lupe genommen.? Fragen sie doch den Herrn Hollerich, der hat lange Jahre in Fukushima über dieses Thema und über religiöse Utopien meditiert.

Michi
12. Juli 2017 - 14.53

Lesen Sie den Abschnitt betreffend Frau Hetto noch einmal, Sie haben da was falsch verstanden. Frau Hetto hat nicht gesagt dass Religion wissenschaftlich untermauert wäre, sondern dass die Reform keine wisseschaftliche Basis hätte!

Marius
12. Juli 2017 - 12.55

Wissenschaft ist nicht Glauben Frau Hetto, wer "glaubt etwas zu wissen", weiss gar nichts. Das Fach Religion ist und bleibt pure Science Fiction und deswegen kann es nicht sein, dass in unserer weitgehend säkularisierten Gesellschaft, den Kindern der Eindruck vermittelt wird, Religion würde zum Leben des Einzeln hinzugehören. War Religionsunterricht jemals wissenschaftlich untermauert?. Nein! Sollten sie das nicht kapieren, sind sie arg schlicht gestrickt und sind in der Politik eine totale Fehlbesetzung, gnädige Frau.

BillieTH
12. Juli 2017 - 11.17

La conclusion de Mr Lamberty est donc que Luxembourg doit abandonner son identite culturelle historique a cause de l'internationalisme pronee par la classe politique et les elites europeenes/internationalles... Bien a savoir