Wenn Brücken auf Wanderschaft gehen: Erste Bauphase in Steinbrücken vor Abschluss

Wenn Brücken auf Wanderschaft gehen: Erste Bauphase in Steinbrücken vor Abschluss

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es ist ein spektakuläres Unterfangen, das sich am Wochenende in Steinbrücken abspielen wird. In der Nacht von Samstag auf Sonntag (8./9. Juni) starten die Abschlussarbeiten der ersten Bauphase am neuen Autobahnverteiler, bei dem zwei neue Brückenteile unter die A4 geschoben werden. Ein paar Tage vor der großen Operation laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, denn beim Schiebemanöver ist Millimeterarbeit gefragt.

Von Laura Tomassini

Bereits seit Februar letzten Jahres besteht die großformatige Baustelle entlang der N13 zwischen Wickringen und Steinbrücken. Nach und nach soll hier ein ovaler Kreisverkehr entstehen, der zusammen mit zwei neuen Ab- und Auffahrten im Rahmen des geplanten Autobahnverteilers für mehr Ordnung auf und um die A4 sorgen soll. Die erste Phase der Bauarbeiten neigt sich diesen Samstag ihrem Ende zu, denn endlich erhalten die sogenannten „ponts cadres“ ihren rechtmäßigen Platz. Während Monaten wurde an den jeweils 4.500 Tonnen schweren Rahmentragwerken gearbeitet, die am Wochenende nun unter die bestehende Autobahnbrücke „geschoben“ werden.

Vollsperrung der A4

Das ganze Unterfangen startet am Freitagabend gegen 22.00 Uhr und soll bis allerspätestens Dienstagmorgen komplett abgeschlossen sein. „Wir haben uns mit dem Zeitplan etwas Luft nach oben gelassen, aber für den Hauptverkehr muss wieder alles geöffnet sein“, erklärt Ralph Di Marco von „Ponts et Chaussées“ bei einer offiziellen Besichtigung der Baustelle.

Gesperrt werden während des „ripage“, bei dem die neuen Brückenteile durch spezielle hydraulische Kolben und mithilfe von Stahlseilen unter die bestehende Autobahn geschoben werden, sowohl die Nationalstraße zwischen dem Sportgeschäft Asport und dem Steinbrückener Kreisverkehr als auch die A4. Die Vollsperrung ab dem „Zéissenger Kräiz“ bis nach Foetz dient aber nicht nur den Arbeiten im Rahmen des neuen Verteilers, sondern wird direkt genutzt, um Wartungsarbeiten an der Autobahn durchzuführen. „So müssen wir den Verkehr nicht zweimal lahmlegen und können alles auf einen Schlag erledigen“, erklärt Di Marco.

Bereits heute wird ein erster Testlauf für das Schiebemanöver durchgeführt, am Wochenende muss dann jeder Griff sitzen. „Es sieht zwar vielleicht noch nicht danach aus, aber das hier war schon eine Challenge, für die wir auch mit zahlreichen Experten zusammenarbeiten mussten“, verrät Projektleiter Tino Baiocchi. Mehrere Geometer werden während des „ripage“ anwesend sein, um jede Bewegung genauestens zu überwachen. Insgesamt sind zwischen 30 und 40 Arbeiter an der Operation am Wochenende beteiligt.

Doch auch schon vor dem großen Tag war Fingerspitzengefühl gefragt, denn bei den Vorbereitungen der Tragwerke ging es vor allem um Präzision. „Die Schwierigkeit beim Projekt besteht in seiner Genauigkeit. Das Fundament unter den Brückenteilen musste genau gegossen werden und glatt sein, damit das Schiebeverfahren reibungslos verlaufen kann“, so Baiocchi.

Zwei Meter pro Stunde

Die Methode sei hierzulande mittlerweile allerdings gang und gäbe, schon in Walferdingen war so die Unterführung am Bahnübergang PN17 entstanden und auch Gasperich durfte bereits Schauplatz des spektakulären Schiebens werden.

Etwa mit zwei Metern die Stunde werden sich die „ponts cadres“ in Steinbrücken in der Nacht von Samstag auf Sonntag bewegen, um von ihrem aktuellen Standort daneben direkt unter die A4 zu gelangen. „Luxemburg hält derzeit den Weltrekord für seine Schiebearbeiten an der Liaison Micheville in Belval, bei der ein Tunnel in nur 72 Stunden rund 50 Meter weit geschoben wurde“, verrät Baiocchi.

Trotz zeitweiser Sperrung und Umleitung des Verkehrs können Luxemburgs Autofahrer also beruhigt sein, denn nach Dienstagmorgen werden sie schon über den Asphalt zweier komplett neuer Autobahnteile fahren. Gekostet hat die erste Phase insgesamt 5,5 Millionen Euro, davon eine halbe Million alleine für die Arbeiten am Wochenende.

Anfang nächsten Jahres geht das Projekt „Echangeur Pontpierre“ dann in die zweite Runde. „Die alte Brücke unter der rue de l’Europe wird abgerissen, da sie längst baufällig ist, und die gefährliche Kreuzung an der Texaco-Tankstelle kommt auch weg“, erklärt der Projektleiter. Ab 2022 soll die A4 in beide Richtungen dann direkt vom XXL-Kreisverkehr über neue Auf- und Abfahrten zu erreichen sein. Ein Datum, das noch in weiter Ferne zu liegen scheint, doch wer das Brücken-Spektakel am Wochenende mitverfolgt, dem wird schnell klar: „Hei geet et virun.“