Über die eigenen Erwartungen: Mandy Minellas starkes Comeback nach der Babypause

Über die eigenen Erwartungen: Mandy Minellas starkes Comeback nach der Babypause

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Die Saison 2018 kann Mandy Minella wahrlich als ein Erfolgsjahr beschreiben. Die Luxemburgerin, die in der Weltrangliste zwischenzeitlich auf den 336. Platz zurückgefallen war, hat sich im Laufe der Monate wieder auf den 103. Rang nach vorne gekämpft. Vier ITF-Titel sowie eine Finalteilnahme bei einem WTA-Turnier stehen als Highlights zu Buche. Ein Rückblick auf ihr Tennis-Jahr.

31. Oktober 2017: Die Tochter von Mandy Minella und Tim Sommer kommt auf die Welt. Die Freude über die Geburt von Emma war im Hause Minella riesengroß. Doch nach nur einigen Wochen verspürte die junge Mutter wieder die Lust, einen Schläger in die Hand zu nehmen. Dies jedoch mit nur sehr mäßigem Erfolg, wie sie zu verstehen gab. „Als ich Ende November gemeinsam mit meiner Familie auf Mallorca Ferien machte und Emma ihr Mittagsschläfchen hielt, spielte ich zum ersten Mal seit meiner Babypause wieder Tennis. Doch es war einfach nur der pure Horror. Ich hatte null Ballgefühl und war körperlich einfach nur ein Wrack“, erzählt die Rechtshänderin. Doch sie ließ sich durch diesen ersten Eindruck nicht entmutigen und fing einige Wochen später wieder an, intensiv zu trainieren. Mitte Januar begab sich Minella dann für drei Wochen ins Trainingscamp an der Mouratoglou-Akademie. Der Schwerpunkt wurde dabei auf die Fitness gelegt.

 

ZUR PERSON:
MANDY MINELLA

Geburtsdatum: 22. November 1985
Trainer: Tim Sommer
Bilanz: 45 Siege, 20 Niederlagen
Aktuelles WTA-Ranking: 103
Preisgeld 2018: 150.660 Dollar
Größte Erfolge: Titel bei den ITF-Turnieren in Santa Margherita di Pula (Italien/25.000 Dollar), in Essen (Deutschland/25.000 Dollar), in Stuttgart (Deutschland/25.000 Dollar) und bei den Kyotec Open (Luxemburg/25.000 Dollar), Finale beim WTA-Turnier in Gstaad (Schweiz/250.000 Dollar), Doppel-Finale bei den BGL BNP Paribas Luxembourg Open (Luxemburg/250.000 Dollar)

„Ich arbeitete daran, Muskeln aufzubauen. Vor allem die Bauchmuskulatur hatte unter der Schwangerschaft ganz schön gelitten. Deshalb war es gut, dass mich derselbe Konditionstrainer, der mich auch schon in früheren Jahren betreut hatte, wieder unter seine Fittiche nahm.“

Am 6. Februar war es dann soweit: Minella schnupperte nach über sieben Monaten wieder Wettkampfluft beim ITF-Turnier in Grenoble. Ihr Comeback als Nummer 271 der Welt endete jedoch mit einer Niederlage in der ersten Runde. Doch langsam, aber sicher steigerte die luxemburgische Nummer eins wieder ihr Spielniveau, bis ihr letztendlich der Titel in Santa Margherita di Pula (25.000 Dollar) Anfang April gelang. „Dieser Turniersieg hat mir enormen Auftrieb gegeben. Ich wusste ab diesem Moment wieder, dass ich auch gute Gegnerinnen bezwingen konnte.“

Dass Minella auch wieder mit Topspielerinnen wie Maria Sakkari (damalige Nummer 38 der Welt) mithalten könnte, hat sie dann eindrucksvoll bei den French Open bewiesen. Die FLT-Spielerin trumpfte vor allem im ersten Satz gegen die Griechin groß auf, musste sich im Endeffekt aber in zwei Sätzen geschlagen geben.

Fünf starke Wochen

Die fünf Wochen zwischen Juni und Mitte Juli wird die mittlerweile 33-Jährige wohl in allerbester Erinnerung behalten. Nach den zwei Titeln bei den ITF-Turnieren in Essen und Stuttgart gelang ihr dann beim WTA-Turnier in Gstaad (250.000 Dollar) der Paukenschlag. Mit Siegen über Tereza Martincova (Tschechien, WTA 160), Johanna Larsson (Schweden, WTA 77), Sara Sorribes Tormo (Spanien, WTA 83) und Marketa Vondrousova (Tschechien, WTA 104) zog der Schützling von Tim Sommer zum allerersten Mal in seiner Karriere in ein Finale eines Turniers dieser Preisklasse ein. In einem ausgeglichenen Endspiel behielt Alizé Cornet (WTA 48, Frankreich) am Ende mit 6:4 und 7:6 (6) die Oberhand. „Ich wusste zwar, dass meine Form gut war. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich bis ins Finale vorstoßen könnte. Es war einfach unglaublich, was ich in diesen Begegnungen gespielt habe. Gegen Larsson und Sara Sorribes Tormo habe ich auf einem sehr hohen Niveau gespielt. Aber ich befinde mich wohl in der Form meines Lebens“, war Minellas Reaktion nach dem Finalspiel.

Auf heimischem Boden zeigte sich Minella auch von ihrer guten Seite. Obwohl es im Einzel wieder einmal auf Kockelscheuer – bereits zum zehnten Mal – nicht mit einem Erfolgserlebnis klappen sollte, lief es an der Seite von Vera Lapko im Doppel mit einer Finalteilnahme deutlich besser. Nach einer schwierigen zweiten Runde verliefen die Kyotec Open in Petingen nachher doch nach Maß. Ab dem Viertelfinale folgten nämlich nur noch drei ungefährdete Zweisatz-Siege für die Nummer eins der Setzliste. Der vierte Titel der Saison war somit unter Dach und Fach.

Größter Erfolg „Meine Finalteilnahme beim WTA-Turnier in Gstaad war definitiv das Highlight 2018. Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich bei einem Turnier dieser Preisklasse in einem Endspiel stand. Ich war in der Zeit wohl in der Form meines Lebens.“

 

 

Größte Enttäuschung „Nach der Fed-Cup-Kampagne im April fiel ich in ein kleines Formtief. Ich hatte mit der Müdigkeit zu kämpfen. Deshalb legte ich eine Pause ein, um dann mit mehreren Trainingsblöcken wieder zu Kräften zu kommen. Dann – leider wieder einmal – war mein Auftritt auf Kockelscheuer nicht von Erfolg gekrönt. Ich wollte es dieses Jahr unbedingt besser machen, doch ich hatte keinen guten Tag erwischt.“

Nur eine Woche später konnte die Rechtshänderin beim WTA-Turnier in Limoges mit einem Sieg in der ersten Runde gegen die Top-30-Spielerin Mihaela Buzarnescu (Rumänien, WTA 24) aufwarten. Noch nie in ihrer Karriere hatte sie eine Spielerin mit einem solch hohen Ranking bezwingen können.

Sportlich hat Minella ihr Soll 2018 also mehr als erfüllt. Aktuell steht die luxemburgische Nummer eins im Damentennis wieder an der Schwelle zu den Top 100 der Welt. „Meine Erwartungen habe ich definitiv bei weitem übertroffen. Eigentlich hatte ich mir das Ziel gesetzt, Ende der Saison wieder mit den Top 200 zu liebäugeln. Ich wusste nämlich gar nicht, was dieses Jahr auf mich zukommen würde. Wäre ich nicht mehr an mein Spielniveau aus vergangenen Tagen herangekommen, hätte ich wohl einen Schlussstrich unter meine aktive Karriere gezogen“, lautet Minellas Fazit bezüglich ihrer Saison 2018.

Kraft durch Emma

Den Schlüssel zum Erfolg hat die ehemalige Nummer 66 der Welt auch schnell gefunden. Im Vergleich zu früheren Jahren agiert sie in vielen Spielsituationen mit mehr Ruhe und Sicherheit. Diese mentale Stärke führt die Luxemburgerin neben der Erfahrung auch auf Töchterchen Emma zurück. „Seit der Geburt von Emma sehe ich alles viel entspannter. Ich habe alles in meinem Leben, was ich mir wünsche. Ich mache mir keinen so großen Druck mehr. Ich weiß jetzt auch, wie ich mich in verschiedenen Stresssituationen in der Partie zu verhalten habe. In einem fortgeschrittenen Alter hat man schon so manche Erfahrungen sammeln können.“

Nicht nur mental, sondern auch spielerisch hat die Fed-Cup-Spielerin in einigen Bereichen zugelegt. Vor allem der Aufschlag war in dieser Saison eine regelrechte Waffe. „Ich habe viel an meinem Service gearbeitet. Mein Spiel steht und fällt mit diesem Schlag. Wenn ich gut aufschlage, kann ich meiner Gegnerin leichter mein Spiel aufzwingen. Das ist mir in diesem Jahr relativ gut gelungen.“

Gestärkt durch dieses starke sportliche Jahr startet Minella mit vollem Elan in die neue Saison. Dabei überlässt sie auch nichts dem Zufall. Die Luxemburgerin trainierte nämlich schon fleißig bis gestern auf der Anlage der Australian Open, ehe sie sich in Richtung Brisbane aufmachte. Gleich zu Anfang des Jahres stehen die WTA-Turniere in Brisbane und Hobart an, ehe es wieder zurück nach Melbourne zu den Australian Open geht. Ob Minella dort im Hauptfeld vertreten sein wird, steht erst mal in den Sternen. „Aktuell fehlen mir zwei Plätze, um ins Hauptfeld reinzurutschen. Das heißt: abwarten.“