„Stadttor modernen Verkehrs“: Der „neue“ Bahnhof in Luxemburg wurde zwischen 1907 und 1913 errichtet

„Stadttor modernen Verkehrs“: Der „neue“ Bahnhof in Luxemburg wurde zwischen 1907 und 1913 errichtet

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Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und bis Anfang des 20. existierte das erste Bahnhofgebäude, das vollständig aus Holz gebaut war. 1907 wurde mit dem Bau des auch heute noch existierenden Bahnhofs begonnen.

Von François Besch

Zum Foto: Dieses Bild (um 1908) zeigt links das alte Bahnhofsgebäude aus Holz und rechts das in Konstruktion befindliche neue.

Die aktuellen Arbeiten am Hauptbahnhof in Luxemburg sind nicht die ersten umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, die an dem Gebäude und den Gleisanlagen durchgeführt werden.

Schon von 2006 bis 2012 wurden hier im Innen- wie im Außenbereich massive Änderungen durchgeführt. Errichtet wurde das markante Gebäude mit dem hohen Turm in den Jahren 1907 bis 1913. 1908 konnte bereits ein Teil des Bahnhofs in Betrieb gehen, wie in nachfolgendem Beitrag aus der „Bürger- und Beamtenzeitung“ vom 11. Juni 1908 zu erfahren ist: „Nach etwa einjähriger Bauzeit wird demnächst der Südflügel des neuen Empfangsgebäudes auf Bahnhof Luxemburg, welcher etwa ein Drittel der Gesamtanlage darstellt, dem Verkehr übergeben, während unmittelbar hierauf zum Abbruch des alten Gebäudes bis zu den Wartesälen geschritten wird.

Der alte Bahnhof ist im Jahre 1858-59 errichtet worden und besteht bekanntlich mit Rücksicht auf die Nachbarschaft des ehemaligen Fort de Wedel ganz aus Holz. Abgesehen von dieser für öffentliche Gebäude unzeitgemäßen Bauweise genügten aber auch die räumlichen Abmessungen längst nicht mehr zur Aufnahme des stark angewachsenen Verkehrsstroms. Und wenn auch mit dem alten Bau ein Stück Alt-Luxemburg verschwindet, so ist doch der Ersatz desselben als ein Wahrzeichen, würdig der aufstrebenden Residenzstadt Luxemburg des zwanzigsten Jahrhunderts, freudig zu begrüßen. Mit großen Kosten hat die Bauverwaltung ein gefälliges Modell herstellen lassen, welches ein anschauliches Bild des gewaltigen Gebäudes bietet. (…)

Als Stadttor modernen Verkehrs gedacht, durch welches jeder Reisende die Stadt betritt oder verlässt, beherrscht die große Haupteingangshalle, gekrönt vom Luxemburger Wappen und flankiert von dem als Zeit- und Wegweiser weithin sichtbaren Uhrturm, die ganze Baumasse.

Zur Linken vom Standpunkt des Beschauers aus schließt sich der Wartesaal 1.-2. Klasse mit einer geräumigen Terrasse und dem Speisesaal an, während zur Bahnseite hin der ausgedehnte Wartesaal 3.-4. Klasse, sowie die Wasch- und Abortanlage liegen.

„Angepasste Zweckmäßigkeit“

Alle diese Räume, wie auch die rechts von der Haupthalle befindliche Gepäckabfertigung mit Fahrkartenausgabe und Kasse, sind unmittelbar von der Haupthalle aus erreichbar. Der Gepäckhalle schließen sich nach Süden die niedrig gehaltenen Postpackkammer- und Zollabfertigungsräume sowie das in selbständiger Form die umgebende Baumasse überragende dreigeschossige Postgebäude an.

Nach Norden hin folgen der Wartesaalgruppe ein Wirtschaftsbau mit zierlichen Hofanlagen, ein Dienstgebäude für Betrieb und Aufsichtskommissariat, eine als Ausgang vorgesehene Säulenhalle sowie als Abschluss der auf dem Modell nicht mehr dargestellte Fürstenpavillon.

Die Architektur aller Bauteile weist edle barocke Formen auf, wie sie der in unserem Lande und in der Trierer Gegend zur Blüte gelangte historische Barock Stil – es sei z.B. an den Pavillon im Park zu Echternach erinnert – zeigt. (…) Die Hauptfassaden sind in dem künstlerisch wirkenden, hellgelben Ernzener Sandstein ausgeführt. Für den Sockel der Bahnsteigfronten kamen Gilsdorfer Stein, für denjenigen der Vorplatzseiten oberfränkischer Muschelkalk zur Verwendung.

Die hohen Dächer, welche zum großen Teil der Aufnahme der Hallen- und Wartesaalgewölbe nutzbar gemacht sind, werden, wie schon der vorhandene Bauteil zeigt, mit Obermartelinger Schiefer eingedeckt. Im Innern zeigen die Räume eine helle Freundlichkeit und eine den Forderungen des öffentlichen Verkehrs bis ins Kleinste angepasste Zweckmäßigkeit. Schon der als Provisorium dienende Südflügel zeigt einen gewaltigen Fortschritt gegenüber den bisherigen Räumlichkeiten. (…)“