Schritt eins zum Traum: F91 Düdelingen stellt sich Ararat-Armenia

Schritt eins zum Traum: F91 Düdelingen stellt sich Ararat-Armenia

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Noch zwei Schritte bis zum Traum Gruppenphase. Der F91 Düdelingen trifft am Donnerstag in Jerewan im Hinspiel der Play-offs der Europa League auf den armenischen Meister Ararat-Armenia (17.00 Uhr MESZ). Vor dem Spiel wiesen beide Trainer die Favoritenrolle von sich.

Ararats Trainer Vardan Minasyan schob Düdelingen am Mittwoch sofort die Favoritenrolle zu. Düdelingens Coach Emilio Ferrera wollte davon partout nichts wissen: „Wir sind eine neue und junge Mannschaft und sind gerade erst dabei, etwas aufzubauen. Favorit sind wir mit Sicherheit nicht.“

Auf eine gute Portion Erfahrung kann der 52-Jährige aber wieder zurückgreifen. Torwart Jonathan Joubert könnte nach langer Verletzungspause sein Comeback feiern. Am Wochenende stand der Routinier gegen die Jeunesse (1:3-Niederlage) wieder zwischen den Pfosten. Der 39-Jährige gibt jedoch zu, dass er sich derzeit noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte befindet. Sein Stellvertreter Tim Kips hat bereits einige überzeugende Auftritte in der Europa League hinter sich, weshalb nicht klar ist, wer am Donnerstag das Düdelinger Tor hüten wird. Beim Abschlusstraining sah es so aus, als würde Joubert im Kasten stehen.

Abwehr in Gefahr

Die Verteidiger des F91 Düdelingen sind gewarnt. Mit Tom Schnell, Ricky Delgado und Mohamed Bouchouari haben drei der vier Stammspieler der Vierer-Abwehrkette bereits drei Gelbe Karten kassiert. Bei der nächsten würden sie für ein Spiel gesperrt werden. Dieses Szenario droht am Donnerstagabend. Ein Nachteil in diesem Kontext ist, dass die Verwarnungen aus der Europa- und der Champions-League-Qualifikation zusammengezählt werden. Erst nach den Play-offs werden die Gelben Karten gestrichen.

Es fehlt ein Mittelstürmer

Emilio Ferrera wollte das Geheimnis am Mittwoch nicht lüften: „Ich habe meine Entscheidung getroffen. Heute werde ich sie jedoch nicht verraten, denn ich will zuerst mit meinen Spielern sprechen.“ Der Belgier kann gegen Ararat-Armenia auf alle Spieler zurückgreifen, die sich in der dritten Qualifikationsrunde gegen den estnischen Meister Nomme Kalju durchgesetzt hatten (3:1 und 1:0).

Allerdings fehlt noch immer ein richtiger Mittelstürmer. Neuzugang Adel Bettaieb, der gegen den FC Valletta und FK Shkëndija traf, ist noch immer verletzt. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht. Ferrera wird auch am Donnerstag auf die beiden offensiven Mittelfeldspieler Danel Sinani und Dominik Stolz in der Sturmspitze bauen. Der Luxemburger traf gegen Nomme Kalju einmal, während der Deutsche gegen die Esten dreimal einlochte. „Ich bin glücklich, dass es mit den beiden so gut geklappt hat. Und wenn ich glücklich bin, dann mache ich normalerweise so weiter“, so Ferrera.

Den Gegner kennen

Der erfahrene belgische Trainer wollte auf der Pressekonferenz nicht zu viel über den Gegner verraten. „In jeder Runde werden die Gegner besser, zudem hat Ararat in der vergangenen Runde gezeigt, dass sie mental sehr stark sind, mehr werde ich nicht verraten.“

Ferrera ist jedoch bekannt als detailversessen und kennt die Armenier aus dem Effeff. „Ich kenne keine Namen, aber die Nummern 6, 20, 15, 63, 8, 10, 94, 27, 32 und 77 werden spielen“, mit dieser Aussage überraschte der F91-Coach am Mittwoch die armenische Journaille. Die Nummern passen übrigens alle zu den Spielern.

Sorgen machen Ferrera die Bedingungen vor Ort. Am Donnerstag werden bei Anpfiff 35 Grad auf dem Rasen herrschen. Zudem beträgt der Zeitunterschied zu Luxemburg zwei Stunden. „Das ist nicht unproblematisch, aber wir sind Profis und müssen damit umgehen können.“

Milliardär bringt Titel

Der Gegner aus Armenien ist ein Kunstprodukt des russisch-armenischen Milliardärs Samvel Karapetyan. Das Vermögen des Oligarchen soll sich laut Forbes auf umgerechnet 2,52 Milliarden Euro belaufen. Damit wäre er der 568.-reichste Mensch der Welt.
Zunächst war der Tycoon Präsident von Ararat-Moskva in Russland. Als diesem Verein die Lizenz verweigert wurde, siedelte er nach Armenien über und übernahm in seiner Heimat die Avan Academy. Diese wurde in Ararat-Armenia (nicht zu verwechseln mit Ararat Jerewan) umgetauft und mit großem finanziellem Aufwand zum Meister gemacht.

Zur neuen Saison wurde die Mannschaft durch sechs erfahrene Spieler aus dem Ausland verstärkt. Furdjel Narsingh (De Graafschap) und Rochdi Achenteh (FC Eindhoven) kamen aus den Niederlanden, Ilja Antonov (FC Hermannstadt) aus Rumänien und Angelo Meneses (Famalicão) aus Portugal.

Parcours ohne Duelle 

Alle verfügen über Erstliga-Erfahrung. Wertvollster Spieler ist laut transfermarkt.de Neuzugang Zakaria Sanogo, der in der vergangenen Saison noch für den österreichischen Erstligisten TSV Hartberg stürmte.

Genau wie Düdelingen schied Ararat-Armenia in der ersten Runde der Champions-League-Qualifikation aus (2:1 und 1:3 gegen AIK Solna/SWE). In der Europa League folgten danach Erfolge gegen Lincoln FC (GIB/2:0 und 2:1) und FC Saburtalo (GEO/1:2, 2:0).
Und genau wie Düdelingen hat der armenische Meister nach einem Parcours ohne Duelle mit Topteams die Möglichkeit, in die Gruppenphase einzuziehen. Für das Kaukasus-Land wäre dies Neuland, für Luxemburg die zweite Erfahrung auf europäischem Spitzenniveau.
Für beide Länder wäre es eine Sensation.


Aufgebote

Ararat-Armenia

Tor: Suren Aloyan, Dmitri Abakumov, Stefan Cupic
Abwehr: Angelo Meneses, Albert Khachumyan, Georgi Pashov, Dmitri Guz, Rochdi Achanteh, Alexandre Damcevski, Artur Daniielian, Alex Junior
Mittelfeld: Gor Malakyan, Armen Ambartsumyan, Furdjel Narsingh, Kodjo Alphonse, Ilja Antonov, Petros Avetisyan, Mailson Lima
Angriff: Zakaria Sanogo, Anton Kobyalko, Louis Ogana
Trainer: Vardan Minasyan

F91 Düdelingen

Tor: Jonathan Joubert, Tim Kips
Abwehr: Kobe Cools, Tom Schnell, Ricardo Delgado, Thibaut Lesquoy, Hearvin Djetou, Mehdi Kirch, Mohamed Bouchouari, Salif Dramé
Mittelfeld: Mario Pokar, Danel Sinani, Dominik Stolz, Omar Natami, Mickaël Garos, Antoine Bernier, Ryan Klapp, Charles Morren, Sabir Bougrine
Angriff: Corenthyn Lavie, Mehdi Ouamri
Trainer: Emilio Ferrera

Schiedsrichter:

Harald Lechner – Andreas Heidenreich, Maximilian Kolbitsch (alle AUT)


Der Berg ruft

Der Berg Ararat, den man bei gutem Wetter von der Hauptstadt Jerewan aus sehen kann, ist das Nationalsymbol der Armenier und zugleich Namensgeber des F91-Gegners. Das 5.100 Meter hohe Wahrzeichen des Landes liegt jedoch hinter der Grenze und zudem in der Türkei. Das Nachbarland ist seit dem Genozid von 1915 der Feind Nummer eins. Die Grenzen sind seit Jahren aufgrund des Bergkarabach-Konflikts dicht. Die Armenier können ihren Berg deshalb eigentlich nicht besuchen.


Enthusiasmus?

Die Partie wird im Republikanischen Stadion, das nach dem ermordeten ehemaligen armenischen Premierminister Wasken Sarkissjan benannt ist, ausgetragen. In der Arena gibt es 14.968 Plätze. Normalerweise wird das Stadion vom armenischen Verband oder Ararats Lokalrivalen Pjunik oder Ulisses Jerewan benutzt. Der F91-Gegner trägt seine Heimspiele im Yerevan-Football-Academy-Stadion aus, das nur über 1.428 Plätze verfügt. Mehr braucht der neu gegründete Verein auch nicht, denn in der vergangenen Saison lag der Schnitt trotz Meistertitel bei 400 bis 500 Zuschauern. Das Duell gegen Düdelingen wird wahrscheinlich mehr Menschen anlocken, weil das Play-off-Spiel historischen Charakter hat. Bereits in der dritten Qualifikationsrunde gegen FK Saburtalo aus Georgien waren 10.500 Zuschauer gekommen.


15

Die Auswahl von Ararat-Armenia ist sehr international. Im aktuellen Kader des armenischen Meisters stehen 15 Nationalitäten. Von den insgesamt 25 Vertragsspielern kommen nur neun aus Armenien. Beim F91 sind sieben Nationalitäten vertreten. Von 38 Kaderspielern stammen 14 aus Luxemburg.


Konsul vor Ort

Der luxemburgische Ehrenkonsul für Armenien, Souren Zohrabyan, ließ es sich am Mittwoch nicht nehmen, die Düdelinger in ihrem Hotel zu besuchen. Am Donnerstag wird sich der Diplomat zusammen mit einem luxemburgischen Abgeordneten die Partie ansehen. Die F91-Verantwortlichen wollten den Namen des Politikers jedoch nicht verraten. Nach einem Schnappschuss und mit einem Trikot in der Tasche verließ Zohrabyan nach dem Treffen wieder das Hotel. Ob er am Donnerstag dem F91 die Daumen drücken wird, war jedoch nicht in Erfahrung zu bringen.