Rote Westen, gelbe Westen: Gewerkschaftschef über die Beziehung zur Protestbewegung

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Bei einem Besuch in Luxemburg erklärte CGT-Chef Philippe Martinez das komplexe Verhältnis zwischen Gewerkschaft und Gelbwesten.

Die Bewegung der Gelbwesten in Frankreich ist laut den Worten des französischen Gewerkschaftschefs Philippe Martinez „interessant“. Der Generalsekretär der „Confédération générale du travail“ (CGT) beklagt allerdings die schlechte Organisation der Bewegung, die es der Gewerkschaft erschwert, mit ihr auf nationaler Ebene Gespräche zu führen. Das erklärte Martinez gestern bei einer Pressekonferenz im Rahmen eines Freundschaftsbesuchs bei der Luxemburger Gewerkschaft OGBL.

Dazu komme, dass sich die Bewegung ständig weiterentwickle. Begonnen habe alles mit zwei Petitionen gegen die Erhöhung der Benzinsteuer. Dann hätten sich die Arbeitgeber angeschlossen und sich gegen alle Steuern ausgesprochen. Die CGT sei natürlich auch für Steuergerechtigkeit, allerdings nicht so, wie es sich die Arbeitgeber vorstellen.
Nun müssten die Gelbwesten und die Rotwesten (die Gewerkschaftler) miteinander sprechen. Natürlich distanziere sich die CGT von allen rassistischen, xenophoben, sexistischen und homophoben Aussagen, die vereinzelt von Gelbwesten getätigt wurden.

„Die Bewegung stört uns nicht“

Im Moment könnten Gespräche zwischen Gewerkschaft und Gelbwesten nur auf regionaler Ebene stattfinden. Dabei ginge es nur um soziale Fragen. Es sei nicht das Ziel der Gewerkschaft, den Präsidenten der Republik zu stürzen, sagte Martinez, der trotzdem nicht mit Kritik an Emmanuel Macron sparte.

Der Präsident war in der Vergangenheit öfters mit Aussagen negativ aufgefallen, indem er zum Beispiel zu einem Arbeitslosen sagte, er brauche nur über die Straße zu gehen, um Arbeit am Bau oder in der Gastronomie zu finden. Viele führten solche Aussagen auf Macrons Ungeschicklichkeit zurück. Das sei falsch. Der Präsident lebe in einer Blase, abgeschnitten von der Realität. Frankreich habe zwar einen jungen Präsidenten, der jedoch zehn Jahre alte Ideen von Sarkozy umsetzen wolle. „Die Bewegung stört uns nicht. Wir suchen den Kontakt, und wo er möglich ist, da reden wir mit ihnen“, so Martinez weiter über die Gelbwesten. Zu den Protesttagen der Gelbwesten sagt der Gewerkschaftschef: „Samstage sind nicht schlecht. Werktage wären aber auch nicht schlecht.“ Die Arbeitgeber seien im Moment von den Protesten noch gänzlich verschont worden.