Polizei hat konkreten Verdacht zu gesprengten Bankautomaten – auch in Deutschland knallt es oft

Polizei hat konkreten Verdacht zu gesprengten Bankautomaten – auch in Deutschland knallt es oft
Nach der jüngsten Sprengung in Hosingen. Foto: Polizei

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Die Luxemburger Polizei hat offenbar konkrete Hinweise auf Tatverdächtige nach den jüngsten Sprengungen von Geldautomaten und fahndet jetzt entsprechend.

Die Luxemburger Polizei hat offenbar konkrete Hinweise auf Tatverdächtige nach den jüngsten Sprengungen von Geldautomaten und fahndet jetzt entsprechend. Auch im deutschen Rheinland-Pfalz häufen sich die Fälle: Das Landeskriminalamt (LKA) spricht von einer drastischen Steigerung.

In Zusammenhang mit den beiden Geldautomatensprengungen am 9. Juni in Heiderscheid und am 9.Juli in Hosingen fahndet die Luxemburger Polizei jetzt nach einer „nordafrikanischen Tätergruppierung, welche in Holland wohnhaft sein könnte“. Das teilt die Polizei mit.

Es sei demnach bekannt, dass „die Täter mit starkmotorisierten Fahrzeugen, höchstwahrscheinlich versehen mit holländischen Kennzeichen, einreisen und sich hier bereits einige Tage vor der eigentlichen Tat aufhalten und die Geldautomaten auskundschaften könnten“.

Die Kriminalpolizei bittet um Hinweise – etwa von Vermietern, die kürzlich Wohnungen, Zimmer oder Campingplätze an Personen aus Holland vermietet haben, die in das Schema passen.

Betreffend der Tat in Hosingen werde nach zwei Tatverdächtigen gesucht, die mit Fahrrädern zum Tatort gelangten. Jetzt fragt die Polizei, wo im Norden des Landes in der jüngsten Zeit Räder gestohlen wurden. Falls Fahrräder in der Nähe des Tatortes aufgefunden werden, sollen diese nicht angefasst werden, um keine Spuren zu verwischen.

In RLP: Manchmal mehrere Sprengungen an einem Tag

In Rheinland-Pfalz zählten Experten im ersten Halbjahr dieses Jahres 17 Fälle von Geldautomatensprengungen. Im gesamten Jahr 2017 waren es insgesamt 23 gewesen. „Wir haben professionelle Täter, organisierte Banden“, sagt ein LKA-Sprecher. „Mittlerweile stellen wir auch fest, dass es Trittbrettfahrer gibt.“ Die Tatorte waren unterschiedlich, manchmal waren es mehrere am gleichen Tag. Im Januar gründete die Polizei eine zentrale Ermittlungsgruppe in Mainz, nachdem sich die Fälle gehäuft hatten.

Die Automatensprenger sind nicht immer erfolgreich. Unter den 17 Fällen im ersten Halbjahr waren nach LKA-Angaben 7 Versuche, die erfolglos blieben. Das ist ein Anteil von rund 40 Prozent. Im gesamten vergangenen Jahr waren zwölf erfolglose Versuche darunter – das ist mehr als die Hälfte. In den Jahren 2015 und 2016 gab es in Rheinland-Pfalz jeweils nur fünf Sprengungen von Geldautomaten. Die Zahl der Versuche lag bei drei beziehungsweise zwei.

Teils hohe Schäden angerichtet

Die Sprengungen sorgen für hohe Schäden: Im Juni zerstörten Unbekannte einen Geldautomaten in Mülheim-Kärlich (Kreis Mayen-Koblenz) und verursachten einen Schaden von 114.000 Euro. In Bingen richteten Bankräuber bei der Sprengung eines Automaten ebenfalls im Juni eine Verwüstung in dem Gebäude an, auch angrenzende Büroräume wurden beschädigt. Im Mai wurde ein Automat in einem Spielcasino in Alzey gesprengt – auch hier gab es massive Schäden. Im April sorgte eine Explosion in einer Bank in Ludwigshafen für große Schäden am Gebäude.

In den vergangenen Tagen fiel der Polizei noch eine andere Methode auf: Im pfälzischen Lustadt öffnete ein Dieb Ende Juni einen Geldautomaten und stahl rund 100.000 Euro – Aufbruchspuren am Gerät fanden sich nicht. Die Beamten gingen deshalb davon aus, dass der Täter Insiderwissen hatte und einen Code benutzte. In Mainz kam es am gleichen Tag zum Diebstahl eines sechsstelligen Betrages aus einem Geldautomaten – ebenfalls ohne Spuren. Die Polizei vermutet, dass der oder die Täter Originalschlüssel hatten und den Zahlencode kannten.

 

Hohe Beute möglich

Zur Höhe der erbeuteten Summen äußert sich die Polizei meist nicht. Gegenüber der deutschen Wirtschaftswoche hat ein Sicherheitsexperte die typische Geldmenge in einem Automaten zwischen 50.000 und 100.000 Euro geschätzt. Nach einer Sprengung in Thüringen berichtete der MDR, dass die Täter „mehr als 200.000 Euro erbeutet haben“.

Mittlerweile versuchen die Hersteller von Bankautomaten, den Dieben das Leben schwerer zu machen: etwa über Farbpatronen, die das Geld einfärben und damit unbrauchbar machen – oder einen automatischen Druckausgleich, der das Einlassen eines Gasgemisches registriert und es dann ableitet.

Im Saarland auf die ganz robuste Tour

Das hätte aber auch nichts gegen diese Methode ausgerichtet: Unbekannte fuhren im März mit einem gestohlenen Traktor in eine Bank in Lebach im Saarland und stahlen einen kompletten Geldautomaten. Sie luden ihn auf einen Kastenwagen und flohen dann. Den Traktor ließen sie zurück.

Ergänz mit Material der DPA