„Ping-Pong a Judd mat Gaardebounen“: Erpeldinger Tischtennisverein setzt beim Dorffest seit 40 Jahren auf ein Traditionsrezept

„Ping-Pong a Judd mat Gaardebounen“: Erpeldinger Tischtennisverein setzt beim Dorffest seit 40 Jahren auf ein Traditionsrezept

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In rasender Geschwindigkeit jagen die Spielerinnen und Spieler des Tischtennisvereins aus Erpeldingen seit 60 Jahren flinke Ping-Pong-Bälle über die Spieltische. Doch der Klub selbst ist nicht nur hierfür bekannt: So richtet er jeden Sommer auch ein Dorffest aus – und das schon seit 40 Jahren. Mit im Angebot: eine köstliche Portion „Judd mat Gaardebounen“ nach altem Traditionsrezept sowie „gegréifte Gromperen“.

Von André Feller

Am Sonntag lädt der DT Ierpeldeng (Link zur Website des Vereins) ins lokale Kulturzentrum zu seinem 40. Dorffest ein. Wie es die Tradition so möchte, dreht sich hier mal nicht alles um Tischtennis, sondern um den gepökelten Schweinehals mit Puffbohnen und Speckkartoffeln. Die Tischtennisfreunde servieren mitten im Sommer eine typische Wintermahlzeit. Wie es zum Erfolg des Dorffestes und zu dieser verrückten Idee kam, erzählt uns Präsident Marc Schweitzer.

Das Küchenteam, das 1993 fürs Dorffest „Judd mat Gaardebounen“ zubereitet und serviert hat

Aber alles der Reihe nach. Aline Wegener, eine internationale Tischtennisspielerin aus Peppingen, und J.P. Fisch, damaliger Präsident des DT Remich, konnten Jean Weber aus Erpeldingen zur Gründung eines Tischtennisvereins überzeugen. Weber ließ sich von Aline Wegeners Begeisterung anstecken und wagte seine ersten Ballwechsel. Er war gleich vom Fieber des rasanten Spiels gepackt und suchte im Dorf nach anderen Interessenten – mit Erfolg. Gaston Wagner spielte damals im „Cercle militaire“ und Louis Steichen betrieb Tischtennis als Freizeitsport in der Ackerbauschule. Das Trio organisierte eine Informationsveranstaltung. Obwohl der Saal nur spärlich besetzt war, kam es am 27. Dezember 1958 zur Gründung des DT Ierpeldeng.

Auf Anhieb zählte der Klub 13 Spieler, heute hat sich diese Zahl bei etwa 50 eingependelt. Die Anfangszeiten waren beschwerlich, es fehlte an einem Saal und an Spieltischen. Der landwirtschaftliche Lokalverein stellte dem DT einen Saal zur Verfügung, Gaston Wagner schenkte dem Verein den ersten Spieltisch.

Am 23. März 1959 wurde der DT Ierpeldeng offiziell in den nationalen Dachverband „Féderation luxembourgeoise de tennis de table“ aufgenommen. Ab diesem Datum konnte der lokale Tischtennisverein Freundschaftsspiele gegen auswärtige Vereine austragen.

Aller Anfang ist schwer

Bei den ersten Meisterschaften 1959/1960 in Ettelbrück musste der junge Verein eine 10:0-Niederlage einstecken. Die Enttäuschung war groß, doch aus ihr wurde eine treibende Kraft. Am dritten Spieltag wurde der Trainingsfleiß mit einem Punkte gewinn gegen Peppingen belohnt.

In der folgenden Saison ging der DT Ierpeldeng bereits mit zwei Mannschaften an den Start. Ein Jahr später feierten die Spielerinnen und Spieler den Aufstieg von der vierten in die dritte Division.

Im Laufe der Zeit gesellten sich immer mehr Jugendspieler zum DT Ierpeldeng, die Mannschaften wurden in den verschiedenen Kategorien erweitert. Hochs und Tiefs begleiteten den Verein in der sportlichen Laufbahn. Die erste Mannschaft gewann während der XI. Meisterschaft die Coupe FLTT mit 5:2 gegen Peppingen.

Im Dorf wurde gefeiert, mit einem Umzug, angeführt von der lokalen Feuerwehr, offizieller Ehrung und einem musikalischen Rahmenprogramm der „Chorale Ste-Cécile Bous“. Fred Cassagranda komponierte eigens für diese Feierstunde den „Ping-Pong-Canon“. Der Remicher Getränkehändler Félix Lentz seinerseits schenkte dem Verein neue Trainingsanzüge.

Tatkräftige Unterstützung

Sowohl die Gemeinde als auch die lokalen Vereine unterstützten den DT in seinem Erfolg. 1972 stellte der Kirchenrat dem DT den Pfarrsaal für die Spielzwecke zur Verfügung. 1979 wurde das Kulturzentrum in Erpeldingen eingeweiht, und somit konnten alle Mannschaften fortan in einem Saal spielen und trainieren.

Der Erfolg hält bis heute an. Der DT Ierpeldeng ist sportlich gut aufgestellt. Sowohl die Damen- als auch die Herrenmannschaften entschieden viele Turniere und Meisterschaften für sich und belegten oftmals die zweiten und dritte Plätze.

Ein sportlicher Höhepunkt war die Teilnahme der Damenmannschaft am Europapokal der Pokalsieger 1993 in Bulgarien. Das war sogar eine echte Abenteuerreise in den ehemaligen Ostblock, wie aus der Vereinsbroschüre hervorging. Erpeldingen konnte sich zwar nicht gegen den Gegner Varna behaupten, es blieb aber ein unvergessliches Erlebnis. And last but not least ging der DT Ierpeldeng als Gewinner der Coupe Frantz Think 2018/19 hervor. Nach so viel Sport ist es also nun durchaus an der Zeit, sich eine Portion „Judd mat Gaardebounen“ zu gönnen.


DREI FRAGEN AN…
Marc Schweitzer, Präsident des DT Ierpeldeng

Wie sind Sie darauf gekommen, eine typische Wintermahlzeit im Sommer zu servieren?
Die Idee ging von unserem 20. Gründungsjubiläum aus. Das Organisationskomitee wollte ein Dorffest organisieren – und zwar mit dem Ziel, unsere Feierlichkeiten zu finanzieren, ohne jedoch die Vereinskasse zu belasten. Organisationskomitee-Mitglied Pierre Wagner hatte die zündende Idee. Statt Grillspezialitäten schlug er „Judd mat Gaardebounen a gegréifte Gromperen“ vor. Das Fest wurde zum Erfolg. Ursprünglich sollte es eine einmalige Sache sein, dann folgte die zweite Auflage und dieses Jahr bereits die 40.

Zum Erfolg trug neben dem Menü auch das Konzept bei. Was unterscheidet das Dorffest des DT Ierpeldeng von anderen Festen?
Wir servieren das Essen und die Getränke am Tisch, von der ersten bis zur letzten Stunde. Auf anderen Festen müssen sich die Gäste an unterschiedliche Stellen begeben, ähnlich wie in einer Kantine. Bei uns ist der Gast König. Zudem arbeiten wir immer ohne Voranmeldung, auch das ist so nicht üblich. „Judd mat Gaardebounen“ servieren wir übrigens zweimal am Tag, gegen Mittag und abends ab 18 Uhr.

Nach welchem Rezept kochen Sie?
Das ist nach wie vor ein Geheimnis. Vielerorts wird das Traditionsgericht mit einer wässrigen Soße serviert, aber nicht so bei uns. Die Kartoffeln sind unschlagbar gut. Früher haben wir den „Judd“ noch selbst gekocht und gepökelt, heute sind wir auf unseren Metzger angewiesen. Bedauerlicherweise fehlt es, wie in jedem Verein, an der notwendigen Manpower. Die Soße, Bohnen und Speckkartoffeln sind hausgemacht, ganz nach alter Tradition. Natürlich dürfen ein „Miseler Wéngchen“ sowie Kaffee und Kuchen nicht fehlen.

Jang
13. Juli 2019 - 19.48

Een gantzt flott Duerffescht.