Maison Santos: Auf eine gute Tasse Kaffee seit 91 Jahren

Maison Santos: Auf eine gute Tasse Kaffee seit 91 Jahren

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Seit 91 Jahren ist die Maison Santos in der hauptstädtischen „Groussgaass“ jedem Kaffeeliebhaber in Luxemburg ein Begriff. Vor fünf Jahren übernahm die „Maison Josy Juckem“ zwar den Traditionsbetrieb, ohne jedoch etwas am Konzept zu ändern: Guter Kaffee, frisch geröstet, in traditioneller Umgebung.

Die nette Empfangsdame bei „Josy Juckem“ in Strassen enttäuscht die Besucher nicht: Nach der Begrüßung fragt sie erwartungsgemäß, ob man  eine Tasse Kaffee möchte. Der Showroom ist zu einem großen Teil mit Kaffee- und Espressomaschinen in den verschiedensten Ausführungen gefüllt und in der Luft liegt das Aroma von frisch gerösteten Kaffeebohnen. In Strassen betreibt der Besitzer von Maison Santos auch eine eigene Rösterei, wo die Marke Juca produziert wird.

Die Kaffeerösterei Santos wurde 1928 von der Familie Eich gegründet. Seit dem Anfang befindet sie sich an der gleichen Adresse in  der hauptstädtischen „Groussgaass“. Das Haus an der Nummer 55, vielleicht der schmalste Geschäftsbau der Hauptstadt, wurde 1949 umgebaut. Die Besonderheit des vom Architekten Jean-Pierre Michels (1906-1989) entworfenen Neubaus ist die Fassade,  die fast vollständig aus Glassteinen besteht. Guy Thewes meinte in einem Artikel in „Ons Stad“, Michels hätte sich dabei an dem berühmten Pariser Glashaus von Pierre Chareau inspiriert.

Josy Juckem übernimmt Maison Santos

Nach dem Tod des damaligen Geschäftsführers von Maison Santos übernahm  die „Josy Juckem sàrl“ 2014 den Betrieb samt dem dreiköpfigen Personal, erzählt Tom Houtsch, Mitinhaber bei „Josy Juckem“. Nach kurzen Renovierungsarbeiten im Mai 2014 öffnete das beliebte Geschäft schon nach zwei Wochen wieder seine Türen.

Die beiden Firmen sind übrigens fast gleich alt: Juckem wurde nur ein Jahr nach Santos gegründet. 1956 begann man auch bei Josy Juckem, Kaffee zu rösten, und vertreibt seitdem die hauseigene Marke Juca.  Bis 1989, als sie nach Strassen umzog, befand sich die Firma,  die vor allem hochwertiges Küchenmaterial verkauft, in der Straßburger Straße in Luxemburg.

Um die 30 Tonnen Kaffee werden bei Santos pro Jahr geröstet, bei Josy Juckem in Strassen sind es 80 bis 100 Tonnen. Auf Lager liegen bei Santos in der Oberstadt rund drei Tonnen Kaffeebohnen, in Strassen bei Juckem um die 30. Obwohl die beiden Häuser heute den gleichen Besitzern gehören, ist jedes Haus in Sachen Kaffeeproduktion autonom. Als Juckem Santos übernahm, wurden auch die Rezepturen beibehalten, sodass die Kunden bei Santos noch immer den gleichen Kaffee wie zu Zeiten der Familie Eich serviert bekommen.

Arabica oder Robusta

Bei der Maison Santos besteht jede Kaffeemischung zwischen 30 und 40 Prozent aus Santos-Bohnen, einer Arabica-Variante, erklärt Houtsch. Der Rest, ebenfalls Arabica, komme aus Ländern wie Nicaragua, Costa Rica und Haiti. Der beste Kaffee stammt – laut Santos’ Webseite – aus Kolumbien, Guatemala und Mexiko. Arabica-Kaffee enthält um die 50 Prozent weniger Koffein, entwickelt aber mehr Aroma als die Robusta-Bohne, die oft in südlichen Ländern wie Italien benutzt werde. Sie sei für die Creme auf den Kaffees und den säuerlichen Geschmack verantwortlich. Außerdem seien Robusta-Bohnen wesentlich günstiger als Arabica. Josy Juckem verwendet ausschließlich Arabica-Bohnen.

Was den Kaffee von Santos (und den von Josy Juckem) von dem Massenware unterscheide, sei u.a. die Röstdauer erklärt Houtsch: Santos und Juca -Kaffee werden mindestens 12 Minuten bei 200 Grad geröstet, ausländische Marken würden bei wesentlich höheren Temperaturen (bis zu 1.000 Grad) lediglich zwei Minuten geröstet. Nach dem Röstvorgang müssen die Bohnen noch drei Tage gelagert bleiben, denn erst dann entfaltet der Kaffee sein Aroma. Um einen optimalen Geschmack zu erhalten, empfiehlt es sich zudem, die Bohnen erst kurz vor der Kaffeezubereitung zu mahlen.

Rund die Hälfte des Kaffees wird bei Santos noch im Geschäft über den Ladentisch verkauft, die anderen 50 Prozent werden an Groß- oder Internetkunden geliefert. Seit November 2018 betreibt Maison Santos auch eine Filiale in der erweiterten City Concorde, die „Maus Kaffi“.

1993 war Maison Santos die erste luxemburgische Rösterei, die Fairtrade-Kaffee anbot. Seitdem gibt es dort auch Sorten von kleinen Plantagen in Südamerika und Tansania an. „Wir bieten diese an, weil der Kunde es verlangt.“ Allerdings habe er ein Problem mit Fairtrade, sagt Tom Houtsch. „Wir bezahlen zwar für ein Label, aber wo das Geld eigentlich hingeht, weiß ich nicht.“

Deshalb unterstütze das Unternehmen die 2003 gegründete „Efico Foundation“, die eine nachhaltige Kaffee- und Kakaoproduktion fördert. Bei dieser Stiftung könne er konkrete Projekt auswählen und wisse zudem, wem er wie helfe.

Kopi Luwak oder „Katzenkaffee“

Falls Sie auf exquisiten Kaffee stehen, dürfte die Sorte Kopi Luwak etwas für Sie sein. Sie ist nicht nur teuer, auch die Nachbearbeitung der Bohnen ist außergewöhnlich: Der Kaffee wird nämlich aus halb verdauten Kaffeebohnen hergestellt, die man in Exkrementen des Fleckenmusangs, einer Katzenart, findet. Der Verdauungsprozess entzieht den Bohnen so ihre Säure. Ein Kilos dieses Kaffees soll etwa 1.000 Euro kosten, die weltweite Produktion betrage je nach Jahr zwischen 250 und 500 Kilogramm. Eine Tasse koste zwischen 30 und 60 Euro, erklärt Tom Houtsch.

 

Der Name Santos

Wie schon im Artikel erwähnt, wurde die Maison Santos nicht etwa von einer Familie des gleichen Namens gegründet, sondern von der Familie Eich, in deren Besitz sich das Unternehmen bis 2014 befand.
Santos heißt eine brasilianische Kaffeebohne, die ihren Namen von der gleichnamigen brasilianischen Stadt erhielt. Dieser Kaffee hat kaum Säure und zeichnet sich durch sein leicht süßliches Aroma aus.