Kräftig, füllig, fettleibig

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Bild: dpa

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Die Luxemburger nagen nicht am Hungertuch. Das Gegenteil ist der Fall.

Einer rezenten Erhebung zufolge schleppen 47 Prozent der Luxemburger mehr Kilos mit sich, als der Körpermasseindex (Body-mass-index, BMI) ihnen eigentlich zuschreibt. Von Gleichberechtigung kann dabei keine Rede sein. Die Männer sind  fettleibiger als die Frauen.

Die Zahlen stammen aus der „European Health interview survey“ (Ehis). 2014 waren dazu in Luxemburg 4004 Personen über 15 Jahre befragt worden. Die Ergebnisse wurden dieser Tage vom „Luxembourg Institute of Health“ veröffentlicht.

Der BMI wird aufgrund des Gewichts und der Körpergröße errechnet. Die Formel lautet: BMI = Gewicht (Kilogramme) / Körpergröße (m2). Von Übergewicht spricht man bei einem BMI zwischen 25 und 30. Fettleibigkeit liegt bei einem BMI von über 30 vor.

Hauptursachen von Übergewicht und Fettleibigkeit sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mangelnde Bewegung und der Verzehr von stark kalorienhaltigen Lebensmitteln reich an Fett und Zucker.

Obwohl allgemein angewandt ist der BMI als Messinstrument von Adiposität nicht unumstritten. So würden Körperbau und Muskelmasse nicht berücksichtigt, sagen Kritiker. Mit dem Ergebnis, dass sportliche Menschen anhand des BMI schnell als fettleibig eingestuft werden.

15,6 Prozent der Bevölkerung über 18 Jahre ist in Luxemburg fettleibig. Der bei ihnen errechnete BMI übersteigt den Wert von 30. Das Land liegt damit auf europäischem Durchschnitt, so die Vergleichsstudie Ehis aus dem Jahr 2014. Männer tendieren stärker zur Fülle als die Frauen. Der Anteil der adipösen Männer betrug 2014 16,8 Prozent. Bei den Frauen lag er bei 14,4 Prozent. Mit zunehmendem Alter steigt die Rate der Fettleibigen in der jeweiligen Altersgruppe. So liegt die Quote bei den 54 bis 74jährigen bei 20,8 Prozent in Luxemburg und bei 22 Prozent im EU-Mittel. Bei den 18- bis 24jährigen sind 5,6 Prozent fettleibig (EU-weit 5,8 Prozent).

32,4 Prozent der Menschen in Luxemburg waren 2014 übergewichtigt, das heißt ihr Körpermasseindex erreichte zwischen 25 und 30. Vor allem die Männer sind von Übergewicht betroffen: 39,6 Prozent. Der Anteil übergewichtiger Frauen lag bei 25,4 Prozent.

Die vom „Luxembourg Insitute of Health“ veröffentlichten Ergebnisse der Ehis-Studie weisen einen direkten Zusammenhang zwischen Körperfülle und Schulabschluss auf. So sind in Luxemburg 22,8 Prozent der Personen mit niedrigem Schulabschluss adipös (EU-Durchschnitt: 19,9 Prozent). Der Anteil fettleibiger Menschen bei Personen mit höherem Bildungsniveau fällt  auf 8,3 Prozent (EU-Mittel: 11,5 Prozent).

Ernährungsspezialisten raten zum täglichen Verzehr von Obst und Gemüse. Das trage zu einer ausgewogenen Ernährung bei und soll Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen. Mehr als ein Drittel der Luxemburger folgt diesen Ratschlägen nicht. So verzichten 35,8 Prozent der Bevölkerung über 18 Jahre auf den täglichen Verzehr von Obst und Gemüse. In der EU sind es durchschnittlich 34 Prozent. Vor allem Männer sind regelrechte Obst- und Gemüseverschmäher (43,8 Prozent). Bei den Frauen liegt der Anteil bei 27,8 Prozent.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt nicht nur den täglichen Verzehr von mindestens 400 Gramm Obst und Gemüse. Man sollte gleich fünf Portionen pro Tag zu sich nehmen (ausgenommen Kartoffeln und andere stärkehaltige Nahrungsmittel). In Luxemburg halten sich schlappe 15,2 Prozent an die WHO-Vorgabe. In der EU sind es 14,4 Prozent. 49 Prozent der Luxemburger würden jedoch zwischen einer und vier Portionen Obst/Gemüse täglich verzehren (EU: 51,6 Prozent).

Europaweit gibt fast jeder zweite an, keinerlei Ausdauersport (Joggen, Nordic walking, Fahrrad, Wandern, Schwimmen u.a.) zu betreiben. In Luxemburg gab man sich zum Zeitpunkt der Erhebung jedoch sportlicher. Immerhin outeten sich nur 37,5 Prozent als komplette Sportmuffel. Dieser Anteil lag bei 39,7 Prozent bei den Frauen und bei 35,3 bei den Männern.

Wer jedoch in Luxemburg Ausdauersport betreibt, tut es konsequent. 40,8 Prozent widmen wöchentlich mehr als 150 Minuten ihrem Sport. Der EU-Durchschnitt liegt bei 29,9 Prozent. Der Anteil sportlich aktiver Bürger verringert sich mit zunehmendem Alter. Gaben bei den 18- bis 24jährigen 20,9 Prozent an, sportlich inaktiv zu sein, so stieg der Anteil bei den 65- bis 74jährigen auf 47,3 Prozent an.

Jemp
26. Juni 2017 - 19.24

Da wird wohl bald irgendein besorgter Politiker auf die Idee kommen, den Leuten vorzuschreiben, was sie zu essen haben.