Korea-Krieg: Vor 65 Jahren wurde ein Abkommen unterzeichnet – aber kein Friedensvertrag

Korea-Krieg: Vor 65 Jahren wurde ein Abkommen unterzeichnet – aber kein Friedensvertrag
Kim Il Sung (l), ehemaliger Machthaber und Staatsgründer von Nordkorea, unterzeichnet des Waffenstillstandabkommen, das den Koreakrieg (1950-1953) beendete.

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Der Koreakrieg wird auch gerne als „vergessener Krieg“ bezeichnet. Dabei befinden sich Nord- und Südkorea de facto auch heute noch im Kriegszustand. Denn ein Friedensvertrag wurde nie unterzeichnet. Vor genau 65 Jahren wurde lediglich ein Waffenstillstand vereinbart. Von Vergessen kann also keine Rede sein. Auch nicht in Luxemburg.

Bei seiner Arbeitsvisite Anfang Juli in Korea nannte Premier Xavier Bettel die Demilitarisierte Zone (DMZ) zwischen dem Norden und dem Süden ein Relikt des Kalten Krieges. Es ist in der Tat das letzte lebendige Überbleibsel des Kalten Krieges. Die DMZ ist eine Art Niemandsland. Vier Kilometer breit und 250 Kilometer lang. Der Name Demilitarisierte Zone ist eigentlich komplett irreführend, weil es die bestbewachte Zone der Welt ist, sagte einer der dort stationierten US-Soldaten während der luxemburgischen Arbeitsvisite. Sich frei dort zu bewegen, wäre zudem lebensgefährlich, denn der Ort ist mit Minen gespickt.

In einer Kapelle in der DMZ erinnern 16 Gedenktafeln an die verstorbenen Soldaten. Unter der luxemburgischen Flagge konnte man lesen: „De Courage vun den Zaldote vun der Lëtzebuerger Arméi, déi am Koreakrich gestuewe sinn.“ Etwas weiter, am Checkpoint 3, dort, wo man auf ein nordkoreanisches Dorf hinunterschauen kann, befindet sich eine weitere Gedenktafel mit Flaggen der UN und den beteiligten Nationen, darunter auch Luxemburg. Die Tafel erinnert an die Opfer der gefallenen Soldaten und daran, dass am 27. Juli 1953 ein Waffenstillstand vereinbart wurde. Ganz unten steht: „Dank dieser Opfer ist die Republik Korea ein freies und demokratisches Land!“

Luxemburger an der Front

„Man ist irgendwie stolz darauf, zu sehen, dass die Koreaner den Einsatz der luxemburgischen Soldaten im Krieg nie vergessen haben“, so Bettel. Und weiter: „Luxemburg war nicht das größte Kontingent, aber proportional zur Bevölkerung waren wir ein sehr wichtiges Kontingent.“

Am Kriegsdenkmal von Yongsan in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul legte Bettel zum Gedenken an die Verstorbenen des Koreakrieges einen Kranz nieder. Das Museum deckt rund tausend Jahre Militärgeschichte der Koreanischen Halbinsel ab. Neben dem vom Diekircher Museum eingerichteten Diorama sind dort auch Gedenktafeln mit den Flaggen der 16 Länder, die unter den Vereinten Nationen Südkorea im Krieg unterstützt hatten. Darunter auch Luxemburg.

Eine weitere Gedenktafel wurde in Dongducheon vom Diekircher Militärmuseum errichtet. Der Ort befindet sich in der Nähe von „White Horse Hill – Baek Ma“, wo die luxemburgischen und belgischen Truppen zeitweise stationiert waren. Dort wurde im Oktober 1952 auch der blutige „Battle of White Horse“ ausgetragen.
Das Diekircher Militärmuseum erinnert übrigens regelmäßig mit Gedenkfeiern an den Koreakrieg. Viele Luxemburger wissen nicht, dass sich an der „Gëlle Fra“ ebenfalls eine Gedenktafel zum Krieg befindet.

Für das Großherzogtum hat der Einsatz im Koreakrieg einen besonderen Stellenwert. Denn es war das erste und einzige Mal seit Ende des Zweiten Weltkrieges, dass Luxemburg Soldaten an eine Kriegsfront schickte. Nordkoreanische Truppen überschritten am 25. Juni 1950 den 38. Breitengrad und überfielen Südkorea. Zwei Tage später sendete die UNO einen Appell und bat um Verstärkung für die südkoreanischen Truppen. Luxemburg gehörte zu den Nationen, die diesem Aufruf folgten. Zu dieser Zeit war das Großherzogtum noch ein junges Mitglied der Vereinten Nationen. Joseph Bech, damaliger Außenminister, schrieb an den UN-Generalsekretär: „Luxemburg (…) will sämtliche Engagements erfüllen, die die Charta uns vorschreibt.“

Mit dem Leben bezahlt

Luxemburgs militärische Mittel waren nach dem Zweiten Weltkrieg sehr bescheiden. So kam es, dass das Großherzogtum nur Freiwillige an die Front schickte. Die insgesamt 89 Soldaten wurden in das belgische UN-Bataillon BUNC (Belgian United Nations Command), auch „Corps de volontaires pour la Corée“ genannt, integriert. Am 31. Januar 1951 erreichte das erste luxemburgische Kontingent Korea und wurde dort an die 3. Division der US-Infanterie angegliedert, bei der das luxemburgisch-belgische Bataillon die meiste Zeit blieb. Die Freiwilligen aus dem Großherzogtum wurden in zwei Kontingente aufgeteilt, die nacheinander an die Front geschickt wurden. Das erste Kontingent zählte 43 Freiwillige, unterstand Oberleutnant Jos Wagener und blieb bis zum 30. September 1951. Das zweite Kontingent unter Oberleutnant Rudy Lutty erreichte mit 46 Freiwilligen die Front am 24. März 1952 und blieb in Korea bis Anfang 1953.

Die Luxemburger waren an mehreren Schlachten beteiligt, darunter am Fluss Imjin, in Haktang-Ni und in Chatkol. Letzterer Schauplatz wurde als Diorama in der Memorial Hall in Seoul von ehrenamtlichen Helfern des Diekircher Militärmuseums zum 60. Jahrestag des Waffenstillstands von Panmunjom errichtet.

Nicht vergessen sind auch die zwei Luxemburger des zweiten Kontingents, die den Einsatz mit ihrem Leben bezahlen mussten: Roger Stutz und Robert Mores. 17 weitere luxemburgische Soldaten wurden insgesamt verletzt. Korporal Roger Stutz wurde am 22. August 1952 durch Mörsersplitter tödlich getroffen. Unteroffizier Robert Mores wurde am 26. September 1952 getötet, beim Versuch, zwei Kameraden, die durch Granatenfeuer mit Erde überschüttet wurden, zu retten. Beide Luxemburger starben direkt an der Front.
Ihre sterblichen Überreste wurden anfangs auf dem UN-Militärfriedhof von Pusan in Südkorea begraben. 1953 wurden sie nach Luxemburg geholt und mit einem ehrenvollen Militärakt in ihren jeweiligen Heimatorten beigesetzt.


Vor dem Krieg

Das Kaiserreich Korea unterstand ab 1894 der Vorherrschaft des Japanischen Kaiserreichs und wurde ab 1910 von den Japanern annektiert. Als Japan im Zweiten Weltkrieg 1945 kapitulierte, wurde Korea unter den Siegermächten aufgeteilt. Um Japan im Zaum zu halten, wurde im selben Jahr in Jalta beschlossen, den 38. Breitengrad auf der Koreanischen Halbinsel als Demarkationslinie festzulegen. Das Gebiet nördlich davon wurde von der Sowjetunion besetzt, jenes südlich davon von den USA. Nach dem Weltkrieg hatte sich das Zweckbündnis beider Mächte aufgelöst. Fortan herrschte Kalter Krieg zwischen Ost und West. Ein Krieg, der auch auf der Koreanischen Halbinsel (zwischen Nord und Süd) ausgetragen wurde.


Der Koreakrieg

Der Koreakrieg war eigentlich ein Stellvertreterkrieg zwischen einerseits den USA und seinen westlichen Alliierten und andererseits der Sowjetunion und ihrem Verbündeten China. Dabei wurde die Koreanische Halbinsel fast vollständig zerstört. Beinahe wäre es zum Einsatz von Nuklearwaffen gekommen. Gegen Ende des Krieges waren die Opferzahlen sehr hoch und es setzte eine gewisse Kriegsmüdigkeit ein. Das Ziel einer Wiedervereinigung unter der Herrschaft des Siegers wurde fallen gelassen. In den Baracken an der Demarkationslinie trafen sich die Vertreter Hunderte Male zu Verhandlungen. Am Ende wurde ein Waffenstillstandsabkommen beschlossen, das die Grenze erneut am 38. Breitengrad festlegte. Bis heute gibt es keinen Frieden, sondern nur einen Waffenstillstand.


Vorsichtige Annäherung

Seit dem Waffenstillstand 1953 befindet sich die Koreanische Halbinsel immer noch im Kalten Krieg. Propaganda und Kriegsrhetorik auf beiden Seiten standen auf der Tagesordnung. Das Raketen- und Atomknopfduell zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Leader Kim Jong-un verschärfte den Konflikt zusätzlich. Danach folgte eine Phase der Entspannung. Seit Februar 2018 haben mehrere diplomatische Treffen stattgefunden. Die beiden koreanischen Leader trafen sich an der Demarkationslinie. Trump setzte sich mit Kim in Singapur an einen Tisch. Und Chinas Präsident Xi Jinping traf sich sowohl mit Kim als auch mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Moon Jae-in. Man kann nicht sagen, dass sich Nord- und Südkorea nun vertrauen. Aber es gibt erste Anzeichen, dass sich die Situation beruhigt.

 

Koneczny
27. Juli 2018 - 11.25

Dàitschland hat och keen "Friddensvertrag" bis 1991 ....