In der Defensive liegt die Kraft – jedenfalls beim Mittelblock der FLH-Auswahl

In der Defensive liegt die Kraft – jedenfalls beim Mittelblock der FLH-Auswahl

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit drei souveränen Siegen hat die luxemburgische Handball-Nationalmannschaft den Einzug in die zweite Phase der Euro-Qualifikation 2022 geschafft. Ein Grund, warum es für die FLH-Auswahl so gut lief, war die konsequente Defensivarbeit. Der Mittelblock um Julien Kohn und Ben Weyer machte die Schotten hinten dicht. Das Tageblatt nimmt die Leistung in der Abwehr genauer unter die Lupe.

35:18 gegen Irland, 36:17 gegen Bulgarien und 29:19 gegen Großbritannien – das sind die Ergebnisse der luxemburgischen Nationalmannschaft der vergangenen drei Turniertage. In keinem Spiel hat das Team von Trainer Nikola Malesevic mehr als 20 Tore kassiert. Die einheimischen Abwehrspezialisten machten ihren Gegnern das Leben in vielen Spielsituationen richtig schwer. Aus einer aggressiven Verteidigung heraus war es dem FLH-Team somit des Öfteren möglich, den Ball schnell nach vorne zu spielen. Der Defensivblock funktionierte in vielen Phasen des Spiels wie aus einem Guss.
Im Vergleich zu den beiden Testspielen gegen die USA einige Tage vor der EM-Kampagne war somit eine deutliche Steigerung festzustellen. In diesen Begegnungen ließen die Luxemburger nämlich insgesamt 25 und 26 Tore zu. Das waren eindeutig zu viele, wie auch der FLH-Coach bemerkt. „Defensiv müssen wir uns noch steigern. Wir waren nicht solide und aggressiv genug.“

Gesagt, getan. Wirtz, Scheid und Co. zeigten sich im Gymnase in der Coque von einer anderen Seite. „Es war eines der Hauptziele unseres Trainers, dass wir besser in der Defensive arbeiten würden. Er legt nämlich viel Wert darauf. Anhand von Videoanalysen hat er die richtigen Schlüsse gezogen. Gegen die USA standen wir nicht nah genug an unseren Gegenspielern. Das wussten wir gegen Irland, Bulgarien und Großbritannien zu ändern“, analysiert Abwehr-Chef Julien Kohn. „Jeder hat für den anderen gekämpft. Das war sehr wichtig. Und wenn mal jemand einen Fehler machte, bügelte ein anderer diesen aus“, erklärt er das Erfolgsrezept.

In die gleiche Kerbe schlägt Ben Weyer. Das Talent des HC Berchem war mit der gesamten Defensivleistung zufrieden, obwohl der 22-Jährige andeutet, dass auch in diesem Bereich noch Luft nach oben ist. „Wir standen in den drei Vergleichen sehr kompakt in der Abwehr. Aber es gibt natürlich noch an den Feinheiten zu arbeiten. Wir dürfen uns jetzt nicht zu viel in den Himmel loben, denn es warten demnächst noch höhere Aufgaben auf uns. Deshalb müssen wir weiter hart an uns arbeiten“, gibt Weyer die Marschroute vor.

Ähnliche Spielweisen

Überhaupt ist es vor allem den beiden „Großen“ im Mittelblock, Ben Weyer und Julien Kohn, zu verdanken, dass die Verteidigung so stabil agierte. Das Duo harmonierte während der drei Spieltage quasi perfekt miteinander. Dabei standen die beiden bei den WM-Qualifikationsspielen gegen die Slowakei, Russland und Finnland im Jahr 2017 zum ersten Mal gemeinsam im FLH-Dress auf dem Spielfeld. „Es hat sofort gepasst. Wir haben in etwa die gleiche Spielweise. Wir sind beide physisch stark und sind schnell auf den Beinen. Diese Eigenschaften muss ein guter Verteidiger einfach mitbringen“, gibt Kohn zu verstehen. „Ich übernehme dabei den Teil der Kommunikation. In der Verteidigung muss viel miteinander geredet werden, damit die Organisation passt.“

Spieler wie Ben Weyer, Tommaso Cosanti und Dan Mauruschatt profitieren enorm von den Angaben von Kohn. „Julien ist einfach ein extrem cleverer Verteidiger. Er ist der Leitwolf unserer Abwehr. Er kommuniziert sehr viel, das hilft uns Abwehrspezialisten weiter“, lobt Weyer seinen Mitspieler.

Aber nicht nur in der Verteidigung sind die beiden groß gewachsenen Spieler Gold wert. Auch im Angriff wissen sie sich in Szene zu setzen. Dabei kommt Weyer zumeist sowohl in der Defensive als auch in der Offensive zum Einsatz. Das unterscheidet ihn von Kohn, der hauptsächlich im Defensivbereich eingesetzt wird. „Ich glaube, dass ich an beiden Enden des Spielfeldes meine Stärken besitze. Zwar schätze ich mich eher stärker in der Verteidigung ein, aber auch im Angriff habe ich schon meine Fortschritte gemacht. Als Kreisläufer hat man auch nicht immer den einfachsten Stand. Vieles hängt davon ab, ob der Spielzug auf den Kreisläufer aufgebaut ist oder nicht. Ansonsten verrichtet er meistens viel Arbeit, die nicht direkt so in den Fokus rückt.“
In den vergangenen Spieltagen waren die Anstrengungen von Weyer und Kohn aber sicherlich für jeden sichtbar.