Ob arm oder reich: „Irma“ bedroht Florida

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Die Sperrholzplatten an den Fenstern sind die gleichen - doch die Einwohner von Miami trennen soziale Welten.

Miami, Florida: Wenngleich ein wenig verblichen, ist der Name der Stadt im Südosten des US-Bundesstaats noch immer ein Synonym für Glamour und Wohlstand. Phil Collins und Shakira gehören Luxusvillen am Miami Beach, Julio Iglesias ebenfalls. Ein bisschen vorgelagert, auf Star Island, residieren Gloria Estefan und Basketball-Legende Shaquille O’Neal, nebenan auf La Gorce Island haben sich Jennifer Lopez und Matt Damon eingerichtet.

Wer Namen wie Miami, Fort Lauderdale oder Palm Beach in den Mund nimmt, denkt an Reichtum, palastartige Ferienhäuser, die Spielwiesen der Reichen und der Schönen. Im Angesicht des Hurrikans „Irma“ bleiben auch sie nicht verschont. Die Villen, oft auf den sogenannten Barrier Islands, ganz nah am offenen Meer errichtet, liegen mitten im Evakuierungsgebiet. Die Räumung vor dem Sturm ist keine Frage von Wollen – sie ist Verpflichtung und Lebensversicherung zugleich.

Auch Mar-a-Lago bedroht

80 Meilen nordwärts, in Palm Beach ist das Bild nicht anders: Den Atlantikstrand säumen hinter einer Uferpromenade riesige Villen mit üppigen Gärten. Eine Anlage sticht hervor: Mar-a-Lago, das „Winter White House“, Donald Trumps exklusiver Freizeitsitz mit Clubcharakter. Die Fensterläden verrammelt und vom Personal weitgehend verlassen, macht „Irma“ auch vor dem milliardenschweren Präsidenten nicht halt. „Wenn sie im Evakuierungsgebiet sind, werden sie die Flutwellen nicht überleben“, sagt Gouverneur Rick Scott – das gilt, unabhängig von Bekannheitsgrad und Bankkonto.

Die Luxusvillen mit Meerblick treffen in Florida aber auch auf einen krassen Gegensatz: bittere Armut, der tägliche Kampf ums Überleben. In Little Havana, im Herzen von Miami, leben vorwiegend Exil-Kubaner. Nebenan in Little Haiti Flüchtlinge aus der Karibik. Miami und ganz Florida sind auch zum Hafen für Suchende aus den schwer gebeutelten Nachbarländern geworden. Wenn Gouverneur Scott seine Verhaltensanweisungen im Kampf gegen den Hurrikan „Irma“ erklärt, spricht er neben Englisch bewusst auch Spanisch. Florida ist zu einem spannenden Multikulti-Experiment geworden.

Vorbereitungen in Little Havana

In Little Havana hat kurz vor dem Eintreffen „Irmas“ der Akkuschrauber Konjunktur. An vielen Häusern legen die Männer noch einmal Hand an. Sperrholzplatten werden an die Fenster geschraubt, „Irma“ soll mit ihrer Gewalt keine Chance haben, größere Zerstörungen anzurichten. Die erste Generation der Miami-Kubaner floh vor Fidel Castro. Die Nachfahren fliehen nun vor „Irma“. Aber nicht alle.

„Wir sitzen den Sturm zu Hause aus“, erzählt Juan Oviado. Ein Bein auf einem Stuhl, das zweite aufs Terrassengeländer gestützt, lässt er sich von seinem Sohn Jonathan Schrauben anreichen. Mutter Ana Rodriguez beobachtet die Szene mit skeptischem Blick und Mopp in der Hand, auf dem Balkon geben die Nachbarinnen Ratschläge.

In dem Viertel im Südwesten Miamis leben überwiegend Migranten mit kubanischen oder südamerikanischen Wurzeln. Viele der Häuser sind einstöckig und eher einfach ausgestattet, oft bunt gestrichen. In so mancher Einfahrt rottet ein Oldtimer vor sich hin. Das Zentrum ist normalerweise Schauplatz für Brettspiele und beherzte Diskussionen, nicht selten über die Kuba-Politik. Doch dafür ist jetzt keine Zeit.

„Du machst uns keine Angst, Irma!“

Oviedo stammt ursprünglich aus Nicaragua, seine Frau aus Honduras. Er lebt seit 22 Jahren in den USA, seit 13 Jahren im jetzigen Haus der Familie in Little Havana. Einen Hurrikan haben sie dort bislang noch nicht mitgemacht. Anderswo habe er aber 2005 Hurrikan „Katrina“ erlebt, erzählt Oviedo. Jetzt erwarte er Schlimmeres, hoffe aber das Beste. Er könnte Glück haben. Erste Befürchtungen, „Irma“ könnte direkt vom Atlantik kommend auf Miami treffen, werden sich wohl nicht bestätigen. Dennoch: Die Flutwellen werden gigantisch sein.

Eingeschüchtert, so scheint es, sind die verbliebenen Bewohner nicht. Einige Häuser weiter scherzen und lachen ein paar junge Männer, während sie Sperrholzplatten vor ein bescheidenes Einfamilienhaus schrauben. Auch für sie gilt die Devise, die zusammen mit dem Maskottchen der Universität von Miami, Ibis „Sebastian“, an die Sperrholzplatten eines Hotels gesprüht wurde: „Du machst uns keine Angst, Irma!“

de jeff
11. September 2017 - 9.56

..ich meinte natürlich "bloss eine Residenz für die REICHEN".

de jeff
11. September 2017 - 9.55

ausser dass die Reichen besser versichert sind als die Armen.Ausserdem ist es bloss eine Residenz für die Armen die vielleicht dem Hurrikan zum Opfer fallen.Die ziehen dann eben in eien andere Residenz um.Die Armen stehen aber vor dem Nichts!!!!