F91 gegen Legia Warschau: Das spielte sich neben dem Fußballplatz ab

F91 gegen Legia Warschau: Das spielte sich neben dem Fußballplatz ab

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Viele Diskussionen hatte es im Vorfeld der Europapokal-Partie zwischen F91 Düdelingen und Legia Warschau gegeben. Die Anzahl der Tickets war aus Sicherheitsgründen auf 2.000 begrenzt. Aus Angst davor, dass die gefürchteten polnischen Hooligans trotz Sperre den Weg nach Luxemburg finden würden. Ein junger Luxemburger hielt diese Maßnahme für übertrieben. Eine Meinung, mit der er letztlich nicht alleine dastand.

„Lima 5, héiers du mech?“ Es ist kurz vor 18 Uhr, als vier Polizisten an der Haltestelle „P&R Stade“ vorbei patrouillieren. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite kontrollieren gerade vier weitere Polizisten den Ausweis und die Tasche einer Person. Reine Routine. Alles ist ruhig und friedlich. Abgesehen von einem Rettungswagen, der mit hoher Geschwindigkeit und heulender Sirene vorbeibraust und versucht, den Feierabendverkehr geschickt zu umfahren.

Nicolas Zargorski aus Bonneweg ist ein eingefleischter Fan von Legia Warschau

„Ich habe zwar kein Ticket, wollte aber einfach dabei sein, wenn mein Team gegen den luxemburgischen Meister antritt“, erzählt Nicolas Zargorski. Er strahlt über das ganze Gesicht und posiert stolz vorm Eingangsbereich des altehrwürdigen Stade Josy Barthel. Dabei hat er Zeigefinger und Daumen zu einem L geformt.

Das L steht für Legia. Legia Warschau, der Traditionsverein aus der polnischen Hauptstadt mit den berüchtigten Fans, die als gewalttätig gelten. Der 18-Jährige mit deutsch-polnischen Wurzeln, der in Bonneweg wohnt, hatte sich spontan bereit erklärt, einen kleinen Einblick in die Fankultur „seines“ Klubs zu geben.

Party in der Warschauer Altstadt

Sein Vater stammt aus Warschau, weshalb für ihn nur ein polnischer Klub infrage kam. Vier oder fünf Mal sei er auch bereits dort gewesen. Einmal am letzten Spieltag, um den Meistertitel zu feiern. „Das war ein grandioses Erlebnis. Zuerst das Spiel, dann die Party in der Altstadt.“ Folklore sei wichtig, so der Fußballfan weiter, der nicht gelten lassen will, dass Legia Warschau ein solch schlechtes Image anhaftet. „Man darf nicht pauschalisieren. Natürlich gibt es unter den Legia-Fans Chaoten. Aber gibt es die nicht in jedem Verein?“, sagt der Schüler des Lycée Vauban. „Fußball hat in meinen Augen auch viel mit Politik zu tun. Speziell in Polen, aber nicht nur dort.“ Und Rivalität unter den Fans gehöre nun einmal zum Fußball wie das Amen in der Kirche.

Es gehe nun einmal darum, den Verein zu unterstützen. Lautstark mit Gesängen und der richtigen Choreografie. Das sei  Fankultur pur. Genau wie die Bengalos, wie die Feuerwerkskörper genannt werden, die die Legia-Fans regelmäßig zünden und auf den Fußballplatz werfen. Weshalb sie denn auch von der UEFA gesperrt wurden.

Sein Tipp fürs Spiel? Nicolas Zargoski ist optimistisch und hofft, dass Legia mit zwei Toren Unterschied gewinnt und in die nächste Runde einzieht. „Dann ist die Schmach aus dem Hinspiel getilgt.“ Vom Luxemburger Chris Philipps, der bei Legia spielt, ist er im Übrigen nicht so überzeugt. „Er hat zwar Talent, aber ich frage mich, ob er dem Verein wirklich weiterhelfen kann.“

Unverständnis beim Präsidenten

Während der 18-Jährige all dies erzählt, ist vor dem Stade Josy Barthel mehr los. Eine überschaubare Schlange hat sich am Eingangsbereich gebildet. Mittendrin gibt es aber auch jede Menge traurige Gesichter: Legia-Fans aus Belgien und Deutschland sind da und können nicht rein, weil sie keine Tickets haben. Und an der Abendkasse gibt es keine Karten mehr.

Frust und Unverständnis machen sich bereit, insbesondere bei einer kleinen Gruppe, die aus den Niederlanden angereist ist. „Es ist ein Skandal, dass wir hier regelrecht ausgesperrt werden. So macht man den Fußball kaputt“, so die Fans.

Unverständnis auch im Düdelinger Lager

Unverständnis wegen der begrenzten Anzahl an Tickets herrscht auch im Düdelinger Lager, allen voran bei Romain Schumacher, dem Präsidenten von F91 Düdelingen: „Wir hätten gut und gerne 800 zusätzliche Tickets absetzen können. Rund 16.000 Euro gehen uns so durch die Lappen.“

Angesprochen auf die Ursache, meint Schumacher, dass man sich uneins gewesen sei. Mal sei es die Polizei gewesen, die aus Sicherheitsgründen nicht mehr als 2.000 Zuschauer zulassen wollte, mal seien es die Gemeindeverantwortlichen der Stadt Luxemburg gewesen, die dies so bestimmt hätten.

„Diese Haltung entspricht jedenfalls exakt den Eindrücken, die ich von vielen Verantwortlichen im Luxemburger Sport habe. Wenig Sachverstand!“ Da habe man die Gelegenheit, Werbung für Luxemburgs Sportart Nummer eins zu machen, und dann sperre man die Zuschauer einfach aus.

Schumacher hofft, dass sich diese Haltung schnell ändert. „Geschieht dies nicht in absehbarer Zeit, brauchen wir eigentlich auch kein neues Stadion“, so der Präsident missmutig.

yaroslav
17. August 2018 - 8.46

ass eben Letzebuerg.Engstirnegkeet get grouss geschriwen.Firwat dann een naien Stadion bauen,wann esou Mossnahmen ergraff gin?