Echternach – Wandel oder Kontinuität?

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ECHTERNACH – Wie wird der neue Schöffenrat in Echternach aussehen? In der Abteistadt wird wild spekuliert. Unsere Analyse.

Bei den Kommunalwahlen von 2005 erhielten die CSV und die LSAP jeweils vier Sitze. Die CSV stellte damals mit Théo Thiry den Bürgermeister, als Koalitionspartner wählte sie die DP, die drei Sitze erringen konnte. Somit musste die LSAP trotz ihrer vier Sitze in der Opposition Platz nehmen. Jos Scheuer, der ehemalige Bürgermeister der Abteistadt, sah damals den Willen der Bürger nicht respektiert, da Scheuer die meisten Einzelstimmen einfahren konnte und die Sozialisten mit vier Sitzen genauso stark im Gemeinderat vertreten waren wie die CSV.

2011 nahmen „déi gréng“ zum ersten Mal mit einer kompletten Liste an den Kommunalwahlen teil. Die Neulinge entpuppten sich als Senkrechtstarter und konnten 21,77 Prozent aller abgegebenen Stimmen für sich verbuchen. Mit diesem Resultat konnten sie allen etablierten Parteien einen Sitz abknöpfen und zogen mit insgesamt drei in den elfköpfigen Gemeinderat ein. Trotz dieses hervorragenden Resultats mussten die Grünen in die Opposition.

Becker ist zufrieden mit der Oppositionsarbeit

Rückblickend ist Raymond Becker, Mitglied im Gemeinderat und einer der zwei Spitzenkandidaten bei den Grünen, zufrieden mit der geleisteten Oppositionsarbeit. „Wir haben die Opposition sehr ernst genommen und immer konstruktive Beiträge zu allen Projekten geliefert. Zum Ziel für die kommenden Wahlen haben wir uns den Schöffenrat gesetzt“, so Becker gegenüber dem Tageblatt.
Nach dem Verlust von einem Sitz blieben der DP 2011 lediglich noch zwei Sitze. Mit diesem Resultat waren die Demokraten aus dem Rennen, da mit ihnen keine Mehrheitkoalition mehr möglich war. Auch nach den bevorstehenden Wahlen dürfte die DP aller Wahrscheinlichkeit nach wieder auf der Oppositionsbank Platz nehmen.

Die Mehrheit wurde von der großen Koalition von CSV und LSAP geleitet. In dieser Konstellation konnte Théo Thiry seine zweite Legislaturperiode als Bürgermeister beginnen. Er musste allerdings im Jahr 2015 zurücktreten, nachdem er vom Bezirksgericht in Diekirch zu einer Geldstrafe von 2.500 Euro verurteilt worden war. Vor allem die Grünen forderten damals seinen Rücktritt, da Thiry als Bürgermeister nicht mehr tragbar gewesen sei.

Thiry bleibt im Gemeinderat

In einer zeitnahen Versammlung ernannten die Christlich-Sozialen Yves Wengler einstimmig zum Nachfolger von Thiry. Der zurückgetretene Bürgermeister blieb allerdings Mitglied im Gemeinderat.
Unter der Mehrheit von CSV und LSAP wurden zahlreiche Projekte in der Abteistadt umgesetzt und vorangetrieben. Nachdem die Gemeinde Echternach Ende März dieses Jahres den notariellen Akt zum Ankauf der „Petite Marquise“ unterzeichnet hatte, kommt jetzt endlich Bewegung in das Dossier. Die Abrissarbeiten der Ruine sollen noch in diesem Jahr beginnen, der Startschuss für die eigentlichen Bauarbeiten ist in einem Jahr vorgesehen. Im Juli 2020 soll dann das gesamte Projekt abgeschlossen sein.

Ein weiteres Mammutprojekt wird mit dem im Juli dieses Jahres gestimmten „Masterplan Gare“ in Angriff genommen. Das jetzige Bahnhofsviertel wird komplett umgebaut und das Bild der Stadt soll nachhaltig verändert werden.

CFL-Garagen kommen weg

Die bestehenden Garagen der CFL-Busse werden abgerissen und in die Nähe der Kläranlage umgesiedelt. Der Busbahnhof wird mit insgesamt vier Quais in die rue des Remparts verlegt. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Bagger im ersten Semester 2018 im aktuellen Bahnhofsviertel in der Nähe der Sauer anrollen. Wo sich momentan der Busbahnhof sowie die angrenzenden Parkplätze befinden, sollen ein Schulgebäude für 300 Kinder, eine „Maison relais“ und die Räumlichkeiten für die „éducation différenciée“ gebaut werden. Für die Schulkinder sind zwei großflächige Pausenhöfe vorgesehen. Daneben werden die Sporthalle für das örtliche Gymnasium und jene für die Vereine errichtet. Die bestehenden Sportkomplexe werden nach und nach abgerissen.

„Es wird auch weiterhin ein Schwimmbad in Echternach geben. Lediglich der Standort wurde noch nicht festgelegt. Im Idealfall wird ein grenzüberschreitendes Schwimmbad mit unseren deutschen Nachbarn errichtet. Der neue Standort wird dann nur 300 Meter vom alten Schwimmbad entfernt liegen“, versicherte Yves Wengler gegenüber dem Tageblatt.

Wilde Spekulationen in Echternach

Trotz dieser positiven Entwicklungen wird wild in der Abteistadt spekuliert. So könnte die CSV-LSAP-Koalition vor einem möglichen Aus stehen, heißt es immer wieder. Die Gründe für diese Spekulationen liegen aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Zusammensetzung der CSV- und „déi gréng“-Listen, die eine gewisse Sympathie von beiden Seiten durchblicken lassen. So ist zum Beispiel eine CSV-Kandidatin mit einem Kandidaten der Grünen verheiratet.

Laut Tageblatt-Informationen soll außerdem ein weiterer Kandidat seine Parteiangehörigkeit bei den Grünen aufgegeben haben, um bei den Kommunalwahlen am 8. Oktober für die CSV zu kandidieren. Auf Nachfrage des Tageblatt wollte sich jedoch keiner der Spitzenkandidaten zu einer möglichen Koalition bekennen. „Ich mache zu diesem Thema keine Aussagen, kann jedoch sagen, dass die CSV in den letzen Jahren sehr gut mit den Sozialisten zusammengearbeitet hat. Ich bin eher ein Mensch, der nicht so schnell den Partner wechselt. Wir werden abwarten und den Willen der Wähler respektieren“, gab Wengler bekannt.

Auch bei den Grünen wollte niemand die Gerüchte bestätigen oder dementieren. „Wir machen keine Angaben zu einem möglichen Koalitionspartner. Sollten wir in eine Position kommen, wo wir die Mehrheit stellen können, dann werden wir den Partner aussuchen, der am besten zu unserem Wahlprogramm passt“, erklärte Becker.
Für Ben Scheuer steht auf jeden Fall fest, dass die LSAP bei den nötigen Stimmen weiterhin im Schöffenrat vertreten sein muss.