Drei Wege in die Krise – Bei Progrès Niederkorn ist die Stimmung am Tiefpunkt

Drei Wege in die Krise – Bei Progrès Niederkorn ist die Stimmung am Tiefpunkt

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Niederkorn ist als Meisterschaftsfavorit in die BGL Ligue gestartet. Nach 24 Spieltagen steht der Verein vor den Scherben einer Saison, die gepflastert war von Pech, Pleiten und Pannen. Das Tageblatt erklärt die drei Wege in die Krise.

Kein Spielwitz

Der Weggang von Olivier Thill im vergangenen Sommer wurde noch immer nicht verdaut. Niederkorn agierte in den vergangenen Wochen ohne Kreativität und Spielwitz. Da im Sommer wegen der Schließung des nationalen Transfermarkts kein Ersatz geholt werden konnte, wurde im Winter nachgerüstet. Dass das erst 21-jährige Talent Belmin Muratovic eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen würde, lag auf der Hand. Allerdings wurden die Voraussetzungen nicht geschaffen, damit diese verringert wird.

In der Rückrunde entschied sich Trainer Cyril Serredszum, von dem jahrelang erfolgreichen 4-1-4-1-System auf ein 4-4-2 mit zwei Angreifern zu wechseln. Eine Taktik, die maßgeschneidert war für den anderen Niederkorner Neuzugang: Stürmer Patrick Etshimi. Dieser erwies sich oft als harmlos. Auch weil eine Riesenlücke zwischen Mittelfeld und Angriff klaffte. Muratovic bekam nicht das Vertrauen, das ein Spielmacher braucht und stand in zwölf Partien nur einmal 90 Minuten auf dem Platz.

Mittlerweile ist Serredszum zum 4-1-4-1 zurückgekehrt, aber der Rhythmus ist unterwegs verloren gegangen. Und vom vormals euphorischen und attraktiven Progrès ist schon lange nichts mehr zu sehen.

Problem Führungsspieler

Der Systemwechsel hat auch Sébastien Thill geschadet. Vor der Winterpause war der Mittelfeldspieler auf dem besten Weg, seine beste Saison überhaupt zu spielen. Ab Februar war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Im 4-4-2-System musste er deutlich mehr Lauf- und Defensivarbeit leisten, wodurch sein Offensivpotenzial fast überhaupt nicht mehr zur Geltung kam. Vor der 0:5-Niederlage gegen den Racing am Sonntag flog er sogar aus der Stammelf.

Rekordnationalspieler Mario Mutsch spielt in Niederkorn überhaupt keine Rolle mehr. Seit einem Meinungsaustausch mit Trainer Serredszum hockt der Ex-Profi nur noch auf der Tribüne.

Ein weiteres Problem ist die Formkurve von Aleksandre Karapetian. Vergangene Saison lief beim Deutsch-Armenier alles von selbst (29 Tore in 23 Spielen). Nachdem der Stürmer bereits zu Saisonbeginn Probleme hatte, zu treffen, hat sich seine Situation in der Hinrunde noch verschärft. „Kara“ traf in den vergangenen neun Partien nur einmal.

Transferpleiten

Die Bilanz der Neuzugänge ist gemessen am Investment des Vereins verheerend.

Niederkorn war im vergangenen Frühjahr und Sommer sehr aktiv auf dem Transfermarkt, dabei wurden jedoch einige Casting-Fehler begangen. Marvin Martins etablierte sich als einziger von elf Neuen als Stammkraft.

Linksverteidiger Jordan Gobron wurde mit großen Vorschusslorbeeren aus der Ligue 2 geholt (US Quevilly-Rouen) und wurde vor zwei Wochen wegen „unprofessionellen Verhaltens“ aus dem Kader gestrichen. Sein Vertrag wird demnächst aufgelöst.
Der portugiesische Stürmer Romeu Torres blieb nur sechs Monate in der BGL Ligue und kehrte im vergangenen Winter mit einer mageren Bilanz (drei Tore in neun Spielen) nach Zypern zurück. Auch sein Nachfolger Patrick Etshimi ist bisher alles andere als eine Verstärkung (neun Spiele, zwei Tore). Tim Hall spielt unter Trainer Serredszum keine Rolle mehr, Yannick Bastos plagte sich mit Verletzungen herum und die beiden Talente Farid Ikene und Igor Teles haben noch nicht das Niveau, um einen Stammplatz in einer Topmannschaft einzunehmen.