Bürgerinitiative „Wandtastesch?“ gegen Differdinger Windpark: Oberkorner Plateau ist von 100 Jahren Bergbau gezeichnet

Bürgerinitiative „Wandtastesch?“ gegen Differdinger Windpark: Oberkorner Plateau ist von 100 Jahren Bergbau gezeichnet

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Der Differdinger Schöffenrat beabsichtigt, auf dem Oberkorner Plateau einen Windpark aufzurichten. Gegen dieses Projekt wehrt sich die Bürgerinitiative „Wandtastesch?“. Ihrer Meinung nach gibt es zwei Argumente gegen dieses Vorhaben.

Von Roby Fleischhauer

Erstens würden sich die Windkraftanlagen dann zu nah an Wohnhäusern befinden und zweitens sei das Gelände instabil. Durch die früheren unterirdischen Galerien drohe der Boden an der Oberfläche immer wieder einzufallen. Kürzlich geschah das dann auch an der vorgesehenen Stelle. Das ganze Plateau habe die Konsistenz eines Schweizer Käses, behaupten die Gegner des Windkraftprojekts.

Wer über das so schöne und wertvolle Differdinger Naherholungsgebiet auf dem „Berg“ spaziert, bemerkt sofort, dass es tatsächlich überall eingefallene Stellen gibt: regelrechte Schluchten und runde Löcher, die sich nach und nach mit einer trügerischen Vegetation wieder auffüllen. Die Vorgänger des derzeitigen Schöffenrats haben konsequenterweise nie eine Baugenehmigung auf dem „Berg“ erteilt. In den 50er Jahren sei ein ganzes Auto in einer derartigen Schlucht verschwunden, erzählt man sich noch heute. Das Tageblatt traf kürzlich bei einem Spaziergang Christiane Bosseler vom „Roudenhaff“, dem einzigen Wohnhaus auf dem „Berg“. Christiane war gerade dabei, ihre ausgedehnten Pferdeweiden auf Einsturzlöcher zu untersuchen. Sie bestätigte uns, dass auch noch heute jederzeit Löcher entstehen können.

Wenn man sich die Geschichte des Bergbaus in der Differdinger Gegend anschaut, ist das nicht verwunderlich. Während rund 100 Jahren haben etliche Minengesellschaften das Differdinger Plateau durchlöchert, um Millionen von Tonnen Erzgestein zu gewinnen. Arbed, Hadir, Providence, Angleur, MMR, Musson Thy-le-Château, Berens, Couvreur, Cockerill, Stumm sowie Pousseur sind nur einige Namen dieser Erzförder-Gesellschaften. Auf der Teilansicht des Plans der Thillenberggrube der „amis de l’histoire Differdange“ erkennt man die enge Verflechtung der Abbaustollen.

So wurde abgebaut

Da, wo die Abraumschicht zu hoch und die abbaufähigen Lager zu tief waren, wurde mit Stollen gearbeitet und zwar vom Abhang aus. Diese wurden waagerecht in die verschiedenen Schichten hineingetrieben und folgten ihnen. Dabei musste man darauf achten, dass der Gang keine falsche Neigung erhielt, damit sich das Wasser nicht dort sammeln konnte. Zuerst wurde der Hauptgang in den Berg gehauen und zwar bis zum Ende der Konzession. Von ihm aus trieb man die Sekundärstrecken in einem gewissen Winkel in das Gestein. Haupt- und Sekundärstrecken dienten der Belüftung, der Wasserabführung sowie dem Erz- und Personentransport. Zu den Sekundär- wurden dann Parallelstrecken angelegt, von welchen die Abbaustrecken dann abzweigten.

Die Vorteile dieser zusätzlichen Parallelstrecke: Man konnte sie gefahrlos benutzen und sie half dabei, die Gänge gut zu durchlüften. Die Abbaustrecken folgten dem Minette-Lager so auf 80 bis 100 Meter. Erst wurde die Strecke bis zur Konzessionsgrenze vorangetrieben, dann wurde rückwärts abgebaut, der sogenannte „dépilage“ oder Pfeilerrückbau. War man am Ende angelangt, wurde der letzte Felsenpfeiler („pile“) durch Sprengung zwischen den Abbaustrecken zum Einsturz gebracht, woraufhin das gesamte „Dach“ einstürzte. Auf diese Weise verringerte sich das Gewicht des Berges auf den Rest der Grube. Bergleute, die in der „pile“ arbeiteten, waren täglich tausenden Gefahren ausgesetzt. Unfälle waren an der Tagesordnung. Der zusammengestürzte Gang wurde mit einem aufgehängten Holzkreuz gezeichnet und hieß dann „alter Mann“. Eine ausschlaggebende Rolle beim Stollenbau spielte der Grubengeometer, der die Richtung genau vermessen musste.

Es blieben genug Hohlräume – und gerade durch diese kommt es dann oft zu einer Art Zusammenbruch an der Oberfläche. Daher auch die vielen klaffenden Erdspalten auf dem „Berg“. Das Differdinger Plateau, ein „Schweizer Käse“? Ganz sicher!


„Wandtastesch?“ kämpft weiter

Die Bürgerinitiative „Wandtastesch?“ setzt sich gegen den Windpark ein, der im Rahmen des Diffwand-Projekts in Oberkorn errichtet werden soll. Geplant sind drei Windkraftanlagen mit einer Höhe von jeweils 200 Metern und einem Gewicht von mehreren tausend Tonnen. Nach einer Petition und einem offenen Brief an den Schöffen- und Gemeinderat von Differdingen haben sich die Mitglieder der Initiative jetzt erneut mit Fotos der Bodenabsackung an die Presse gewandt. „Dies war bisher eigentlich ein Nebenproblem, doch jetzt wurde es zu einem größeren“, erklärt Georges Theis, Mitglied der „Wandtastesch? Asbl.“, auf Nachfrage des Tageblatt. Mit diesen Fotos möchte man der Öffentlichkeit zeigen, wie die Löcher in der Realität aussehen. Die Windmühlen seien außerdem von Natura-2000-Schutzzonen umgeben. Hinzu kommt die Planung eines neuen Naturschutzgebietes rund um das Gelände. Hier seien die Auflagen noch strenger als bei Natura-2000-Zonen, so Theis. In einem 20-seitigen Dossier der Asbl. kann man die verschiedenen Kritikpunkte finden. Die Geräusche der Windräder und der Schattenwurf würden den bis dato „espace paisible“ weniger attraktiv werden lassen. Daneben sollen Windräder Vibrationen erzeugen, die sich unter der Erde auf einer relativ weiten Fläche manifestieren könnten. Mehr zum Thema finden Sie auf www.wandkraaft.lu.  AL


Technisch kein Problem

Laut Differdingens Bürgermeister Roberto Traversini sieht es zurzeit ganz gut für das Diffwand-Projekt aus. Doch auch wenn die Windräder auf dieses Gelände kommen, sei der Schöffenrat dabei, sich zusätzlich andere mögliche Standorte für weitere Windkraftanlagen anzusehen.
Momentan werde auf die letzten Studienergebnisse gewartet. Und dann müsse das zuständige Ministerium eine Genehmigung erteilen, oder auch nicht.
Die Löcher stellten kein technisches Hindernis für die Errichtung der Windkraftanlagen dar, sagte Traversini.
Die unterirdischen Galerien seien, laut den Ingenieuren, kein Problem für die Statik, so der Bürgermeister weiter. Der Kostenpunkt sei dann natürlich ein anderer. Doch das müsse alles zu gegebener Zeit geklärt werden. AL

n der Parad
10. Januar 2019 - 19.03

Nomi,huël deng Schepp,muër fänken mär un!

Nomi
10. Januar 2019 - 16.27

D'Gro'uwen mat Bauschutt foellen !