Asteroiden-Einschläge verhindern

Asteroiden-Einschläge verhindern

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Es klingt nach Science-Fiction und Hollywood - und ist doch wichtige Forschungsarbeit: Mitarbeiter des Raumfahrtunternehmens Astrium untersuchen am Bodensee, wie man Einschläge von Asteroiden auf die Erde verhindern kann.

Wie Bruce Willis im Actionfilm „Armageddon“ sieht Noah Saks nicht gerade aus. In Jeans und T-Shirt sitzt er an einem Tisch im Raumfahrtunternehmen Astrium am Bodensee. Er macht einen völlig entspannten Eindruck, hin und wieder streicht er sich eine schwarze Locke aus der Stirn. Und trotzdem: Im besten Fall könnten der gebürtige Australier und sein Team eines Tages die Welt vor einem Asteroiden retten – eben ähnlich wie Schauspieler Bruce Willis in dem 1998 gedrehten Film, in dem eine Gruppe Spezialisten die Zerstörung der Erde durch einen heranrasenden Himmelskörper abwenden muss.

Denn Saks leitet am Astrium-Standort Friedrichshafen die Arbeiten am internationalen Forschungsprojekt „Neo-Shield“. Bei der im Januar 2012 gegründeten Kooperation tüfteln insgesamt 13 Partner aus Forschung und Industrie daran, wie Einschläge von Asteroiden und Kometen auf die Erde verhindert werden können. Geleitet wird das Projekt von Alan Harris vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Es ist auf dreieinhalb Jahre angelegt und wird von der Europäischen Union mit vier Millionen Euro unterstützt.

Drei Möglichkeiten

Drei Varianten gebe es für ein solches Bedrohungs-Szenario durch einen Asteroiden, sagt Harris. Hat man ein paar Jahre Zeit für seine Ablenkung, könnte man zum Beispiel eine Raumsonde in seine direkte Nähe bringen. Ihre Gravitation würde sich auf den Asteroiden auswirken und ihn ganz langsam – wie von einem Seil gezogen – von seiner ursprünglichen Flugbahn ablenken. Diese Möglichkeit wird derzeit in den USA untersucht.

Muss es schneller gehen, gibt es eine Variante, die mehr Ähnlichkeit mit „Armageddon“ hat und an der momentan Russen forschen: Eine nukleare Explosion unmittelbar auf oder neben einem Asteroiden. „Diese Möglichkeit wird aber sehr kontrovers gesehen“, sagt Projektleiter Harris. Zur dritten Art des Abwehrens forscht Saks mit etwa zehn weiteren Astrium-Kollegen in Friedrichshafen, Bremen, Stevenag (England) sowie Les Mureaux und Toulouse (beide Frankreich). Ihre Idee ist es, eine Raumsonde auf dem Asteroiden einschlagen zu lassen und ihn dadurch von seiner Bahn abzubringen. „Sehr realistisch“, urteilt Harris.

Am 15. Februar flitzt er vorbei

Denn was auf den ersten Blick klingt wie eine völlig abstrakte und theoretische Gefahr, kann durchaus eine Bedrohung werden. Aktuelles Beispiel ist der Asteroid „2012 DA14“, der am Freitag (15. Februar) der Erde ganz schön nahe kommt: Mit 7,6 Kilometern pro Sekunde wird der rund 50 Meter große Asteroid an der Erde vorbeiflitzen. Gefährlich werden soll es aber nicht: Der Asteroid werde kaum näher als 27 500 Kilometer an die Erde rankommen und sie nicht berühren, erklärt beispielsweise Nasa-Manager Donald Yeomans.

Entdeckt wurde „2012 DA14“ erst im vergangenen Jahr. Genau darin liege auch das Risiko, sagt Saks. „Kleinere Asteroide sind nur schwer zu finden. Wir wissen einfach nicht genau, wo sie sind.“ Etwa 600 000 Asteroiden befinden sich nach Angaben der Nasa derzeit in unserem Sonnensystem. 8000 davon sind laut DLR als „Near Earth Objects“ (Neo) identifiziert worden – also als potenziell gefährlich – und jeden Monat kommen 70 weitere hinzu. Um einen Einschlag abzuwehren, brauche es aber einige Jahre Vorlauf, sagt Saks. „Wenn die Gefahr da ist, müssen wir direkt loslegen. Dann kann man keine Studien mehr machen.“

Einschlag mit fatalen Folgen

Was passiert, wenn ein Asteroid auf die Erde kracht, zeige zum Beispiel der Barringer-Krater in Arizona (USA) mit einem Durchmesser von 1200 Metern oder die Tunguska-Region in Sibirien, in der 1908 die Explosion eines Asteroiden Millionen von Bäumen entwurzelte. Schäden, die auch bereits durch kleinere Asteroiden oder Kometen verursacht werden können, heißt es beim DLR.

Die Daten, die von den Wissenschaftlern während des Projekts gesammelt werden, sollen daher kontinuierlich in Computersimulationen einfließen. Am Ende der dreieinhalb Jahre sollten aber nicht nur Kenntnisse über Asteroiden und eine mögliche Abwehr vorliegen, sagt Harris. Ziele seien auch eine Art Demo-Mission und ein Notfallplan für den Fall der Bedrohung. Wer dann allerdings die politische Verantwortung tragen würde, sei momentan noch völlig unklar, erläutert Harris. Die Frage werde in einigen Tagen auf einem Treffen der Vereinten Nationen in Wien beraten.