Wenn Gold eigentlich Silber ist

Wenn Gold eigentlich Silber ist
(AP/Matt Slocum)

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Erfolge bei den Olympischen Spielen werden mit Medaillen belohnt. Diese bestehen allerdings nicht immer aus dem Material, nach dem sie benannt sind.

Ein Kraftakt. Ein Moment höchster Konzentration. Der Moment, der Augenblick, die wenigen Sekunden, die jahrelanges Training belohnen sollen. Die Quintessenz sportlicher Anstrengung. Der Sieg. Die Olympische Goldmedaille.

Die Olympischen Spiele in Rio sind vorbei. Zeit, Bilanz zu ziehen. Die Medaillen, die in Rio verliehen wurden, sind die größten seit jeher. Der Durchmesser beträgt 85 Millimeter, das Gewicht 500 Gramm. 812 Goldmedaillen wurden verliehen. Doch – und das sollte kaum überraschen – die Medaillen bestehen eigentlich gar nicht aus dem gelben Edelmetall. Der auf Edelmetalle spezialisierte Online-Händler JM Bullion aus den Vereinigten Staaten hat sich genauer mit den Medaillen befasst.

Silber statt Gold, Messing statt Bronze

Dem Unternehmen nach besteht die 500 Gramm schwere Olympische Goldmedaille zu 98,8 Prozent aus Silber. Lediglich 1,2 Prozent des Materials – also sechs Gramm – sind echtes Gold.
So hergestellt, ist eine „Goldmedaille“ geradezu erschwinglich. Anhand der aktuellen Edelmetallpreise an den Märkten beziffert JM Bullion den Wert auf 548 Dollar. Im Gegensatz zur Goldmedaille hält die Silbermedaille, was sie verspricht. Die Medaille für den oder die Zweitplatzierte besteht laut JM Bullion aus 500 Gramm Silber – 292 Dollar.

Die Bronzemedaille wiederum besteht JM Bullion zufolge aus einer Legierung aus 95 Prozent Kupfer und fünf Prozent Zink – wäre demnach also Messing und nicht Bronze (Kupfer und Zinn). Für eine so hergestellte Bronzemedaille berechnet JM Bullion den Wert von 2,16 Dollar.

Insgesamt wurden bei den diesjährigen Spielen 2.488 Medaillen verliehen. 812-mal Gold. 812-mal Silber. 864-mal Bronze. Zusammen kommen diese auf den stolzen Materialwert von 683.778 Dollar, rechnet der Edelmetallhändler aus Texas vor. Die Kosten für die Prägung sind hier nicht mit eingerechnet.
Dass die olympische Goldmedaille nicht wirklich aus Gold ist, ist kein neues Phänomen. Die letzte Goldmedaille aus purem Gold wurde bei den Olympischen Spielen in Stockholm verliehen. Warum das so ist, leuchtet sehr schnell ein, sieht man sich an, wie viel eine Goldmedaille kosten würde, wäre sie tatsächlich aus Gold. Gemessen an dem aktuellen Materialpreis würde die Medaille stolze 21.674 Dollar kosten, rechnet JM Bullion vor. Der Preis für 812 Goldmedaillen läge demnach bei rund 17,6 Millionen Dollar.

Eine „echte“ Goldmedaille gewinnen die Athleten also nicht. Das dürfte ihre Freude über den Sieg jedoch kaum schmälern.