Jennifer Müller
Helmut Wyrwich
Alberto O. Kunkel ist stellvertretender Generaldirektor der Luxair Group. Er ist der Reisemanager der Fluggesellschaft. Für ihn ist das Reisejahr 2010 schon gelaufen.
Er ist bereits voll in den Planungen für 2011.
„So ganz stimmt das nicht“, sagt Kunkel im Gespräch mit dem Tageblatt. „Es gibt immer noch Buchungen für den August, es wird noch Buchungen für den Herbst geben und vergessen Sie die Last-Minute-Angebote nicht.“ Kunkel geht davon aus, dass er bis Ende des Jahres 230.000 Kunden bei LuxairTours zählen wird. Gebucht haben schon 181.000. Alleine für den Sommer sind es 148.000, sagt er. LuxairTours wird fürs Reisejahr 2010 ein Plus von sechs Prozent gegenüber 2009 erziehlen. Da hat der Vulkan mit seinen 2,1 Millionen Kosten der Reisesparte der Luxair das Jahr ein wenig verdorben und den Rekord verhindert.
Im Oktober wird LuxairTours sichtbar in das neue Jahr einsteigen. Dann erscheint der „BestSeller“ Katalog. Er ist der Verführungskatalog für alle, die ihr Jahr ganz früh buchen und im Oktober und November schon wissen, wann sie im nachfolgenden Jahr Urlaub haben werden.
Der „BestSeller“-Katalog war in seiner Erstauflage bereits ein Riesenerfolg. Er hat dem Unternehmen 5.000 „First Minute“-Kunden gebracht.
So werden bei Luxair die Reisenden genannt, die es nicht abwarten können, von ihrem Urlaub des nächsten Jahres zu träumen und im „BestSeller“-Katalog sofort zu reservieren.
Dieser „BestSeller“-Katalog wendet sich an die Urlauber, die im Prinzip immer die selben Urlaubsorte bevorzugen und auf feste Urlaubszeiten angewiesen sind, etwa weil sie Schulkinder haben oder selber in pädagogischen Diensten arbeiten mit festen Ferien-Regelungen. Dieser Art von Kunden kommt Luxair mit seinem Frühbucherkatalog entgegen. LuxairTours ist ein Reiseveranstalter mit eigener Airline, welcher sich mit Schwierigkeiten auseinandersetzen muss, die andere Reiseveranstalter nicht kennen. LuxairTours verkauft seine Reisen in Deutschland in Frankreich, in Belgien und natürlich auch in Luxemburg.
Vulkan hatRekord verhindert
In Deutschland zum Beispiel reicht der Einzugsbereich der Kunden bis nach Koblenz und Bonn.
In Belgien geht der Einzugsbereich bis nach Charleroi, Namur und fast nach Brüssel. Der derzeit interessanteste Bereich für den Reiseveranstalter ist Frankreich, hier buchen Leute z.B. aus Nancy oder aus Bar-le-Duc.
Kunkel möchte den Einzugsbereich gerne ausweiten und träumt davon, auch französische Kunden aus der Champagne zu gewinnen. Reims, Epernay und Châlons-en-Champagne heißt das Gebiet, das er für sein Unternehmen gerne erschließen würde.
Unterschiedliche Nationalitäten bedeuten auch unterschiedliche Reisegewohnheiten und auch unterschiedliche Summen, die für den Urlaub ausgegeben werden. LuxairTours hat in den 90er Jahren bereits eine Marketingstrategie entwickelt, um die 40 Destinationen, die heute angeboten werden, auf den jeweiligen nationalen Geschmack auszurichten. Diese auf die jeweilige Region zugeschnittene Strategie hat auch dazu geführt, dass ursprünglich für Frankreich ein eigener Katalog entwickelt wurde. Er wird heute jedoch global unter dem Namen „Happy Summer“ angeboten. „Happy Summer“ bedeutet kleine Reisen zu günstigen Preisen“, sagt Kunkel. Wer in vier Staaten Reisen verkauft, der weiß natürlich, welche Produkte er anzubieten hat.
UnterschiedlicheReisegewohnheiten
„Luxemburger“, sagt Kunkel, „geben im Durchschnitt um die 916 Euro pro Woche für ihre Reise aus. Fast auf der selben preislichen Ebene liegen die Belgier mit 887 Euro pro Woche, vor den Franzosen, die 842 Euro für den Urlaub pro Woche auszugeben bereit sind. Die Deutschen dagegen werden ihrem Ruf als sparsam bis geizig in dieser Statistik durchaus gerecht.
Sie geben mit 816 Euro gute 100 Euro weniger aus als die Luxemburger und liegen auf dem letzten Platz.
Kunkel kann bei diesen statistischen Erfahrungen hochrechnen, wie sein Reisejahr finanziell ablaufen wird.
45 Prozent der LuxairTours-Kunden sind Luxemburger, 40 Prozent Franzosen, acht Prozent Belgier, sieben Prozent Deutsche. Das unterschiedliche Reiseverhalten zeigt sich auch an anderen Stellen, 20 Prozent der Kontingente sind sechs Monate vor Abflug bereits gebucht. Überträgt man das Reiseverhalten auf die Nationen, so kann man feststellen, dass zehn Prozent der deutschen Kunden – beinahe 1.700 – ihre Reise schon acht Monate vor dem Abflug gebucht haben. Bei den Luxemburgern, Belgiern und Franzosen sind es gerade mal fünf Prozent.
Eine Mannschaftvon 60 Personen
Sorgen um die Auslastung muss man sich bei LuxairTours dennoch nicht machen, denn: drei Monate vor dem Abflug haben 50 Prozent aller Kunden ihre Reise bereits gebucht. Interessanterweise haben Luxemburger und Deutsche das selbe Verhalten bei den Spätbuchungen. 20 Prozent der deutschen und luxemburgischen Kunden haben einen Monat vor Beginn der Reise noch keine Buchung vorgenommen. Das Buchungsverhalten bedeutet für LuxairTours, dass das Unternehmen seine Kapazitäten immerhin frühzeitig genug ausgebucht sieht und so das Risiko gering gestaltet.
Kunkel versucht daher, unter anderem über den „BestSeller“-Katalog, die Tendenz des frühen Buchens verstärkt zu nutzen und Luxair-Kunden sehr früh zum Buchen der „schönsten Wochen des Jahres“ zu bewegen. Das bedeutet einen erheblichen Aufwand für das Unternehmen. „Unsere Mannschaft besteht aus gerade mal 60 Personen und wir machen hier alles selbst.
Die Kataloge sind Eigenarbeit“, sagt Kunkel. Bei den Ansprüchen, die Kunden heutzutage an ihre Reiseveranstalter stellen, gerät die Mannschaft gerade zu Spitzenzeiten an ihre Leistungsgrenze. Websites mit Hotelvergleichen, Internetbuchungen und Internetvergleiche, Katalogvergleiche, stellen Luxair gnadenlos in eine Vergleichsreihe mit großen europäischen Reiseveranstaltern.
„Wir prüfen dauerhaft die Qualität unserer Hotels. Ein Hotel, das unseren Ansprüchen nicht genügt, fliegt sofort aus dem Katalog raus“, sagt Kunkel. LuxairTours hat dauerhaft Inspektoren unterwegs, beschäftigt im Sommer 50 Reiseleiter, von denen 20 aus Luxemburg kommen. Bevor ein Reiseleiter „auf die Kunden losgelassen“ wird, erhält er genaue Anweisungen durch Schulungen. Kunkel: „Sechs Produktmanager sind für uns zuständig für die Produktpalette. Sie erhalten eine Checkliste und haben die Hotels, in denen wir Zimmer reservieren, ohne ‚complaisance‘ zu prüfen. Wir haben neuerdings eine zusätzliche Prüftabelle aufgebaut. Wir schauen auf die Wasserqualität, wir prüfen die Sicherheit rund um den Pool und wir prüfen die Sicherheit der Hotels im Brandfall. Solche Prüfungen sind in der Branche mittlerweile zum Standard geworden. Die Hoteliers selbst sehen diese Kontrollen zwischenzeitlich positiv und protestieren nicht mehr dagegen.
LuxairTours ist innerhalb der Luxair-Gruppe eine eigene Fluggesellschaft mit Reiseveranstaltungen.
Die Sicherheitrund um den Pool
Drei Maschinen des Typs Boeing 737-700 mit je 141 Sitzen und eine Maschine des Typs Boeing 737-800 mit je 186 Sitzen fliegen für LuxairTours und werden von dem Reiseveranstalter auch voll unterhalten. Das heißt, LuxairTours bezahlt das Kerosin und auch alle technischen Reparaturen. Während es im Sommer keine Schwierigkeiten gibt, diese Kapazitäten auszunutzen, und selten Kapazitäten auf den Flügen zu den 40 Destinationen frei bleiben, sieht es im Winter schon etwas anders aus.
Kunkel: „Im Winter sind sie nur zu Weihnachten und zu Karneval völlig ausgebucht. Allerdings wird im Winter die Zahl der Destinationen, auch zu den Sonnenzielen wie zum Beispiel in Ägypten, reduziert.“
Auch wenn Alberto O. Kunkel bestreitet, sich schon um das nächste Jahr zu kümmern, so funkeln seine Augen doch, wenn er ein neues Ferienziel beschreibt, das ab dem Sommer 2011 angeflogen werden soll. Dann will LuxairTours zu den Kapverdischen Inseln fliegen.
Ein neuesFerienziel
Wie weit dieser Gedanke schon vorbereitet ist, zeigt sich an einigen harmlosen Bemerkungen. Die touristische Infrastruktur auf den Inseln sei hervorragend. Wichtige Hotelgruppen, wie die Riu-Hotels, seien dort bereits vertreten, schwärmt der stellvertretende Generaldirektor der Luxair-Gruppe.
Auch der Einsatz der Flugzeuge ist bereits durchdacht. Mit einer Flugdauer von sechs Stunden und 25 Minuten wird die Boeing 737-800 an ihre Kapazitätsgrenze stoßen. „Wir können sie nicht ganz auslasten. Von den 186 Sitzplätzen können wir nur 170 benutzen.“ LuxairTours ist sichtlich bereits in den Sommer 2011 eingedrungen.
De Maart
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