Luxair eröffnet sich neue Möglichkeiten

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Die Luxair arbeitet sich Stück für Stück aus dem Tief vergangener Jahre heraus. Ein Direktflug von Luxemburg nach München eröffnet der Gesellschaft neue Möglichkeiten.

Helmut Wyrwich

Um 6.35 Uhr startet die Bombardier Q 400 von Luxemburger Flughafen. Gute 15 Minuten später landet sie in Saarbrücken, steht dort 15 Minuten, nimmt 25 neue Passagiere an Bord und startet wieder, diesmal in Richtung München ohne weitere Zwischenlandung. Vom 31. Oktober an soll diese Prozedur sich radikal ändern. Luxair startet dann dreimal täglich  von Luxemburg nach München und fliegt ohne Stop dorthin. Die Folge: Statt um 6.35 Uhr geht der Flug dann erst um 7.15 Uhr von Luxemburg ab und landet dann trotzdem um 8.25 Uhr im München. „Wir sparen mit dem Direktflug zukünftig 45 Minuten  Reisezeit“, sagt Alberto O. Kunkel, Vorstandsmitglied der heimischen Luftfahrtgesellschaft.

Es ist nicht nur das Einsparen von Reisezeit, das die Luxair zu dem Direktflug führt. Es ist ein Angebot von mehr Komfort für die Luxemburger. Es ist aber auch eine besondere Strategie, das Saarland für sich zu erobern und auch das anliegend lothringische Industriebecken rund Forbach, Stiring Wendel bis hin nach St. Avold. Die Anzahl der französisch-sprechenden  Fluggäste unter den 25 Passagieren, die in Saarbrücken einsteigen, ziegt, dass diese Strategie nicht unberechtigt ist.

Eine Embraer 135 in Saarbrücken

Luxair wird, um sich im Saarland und auch in Rheinland-Pfalz als Fluggesellschaft zu etablieren,  vom Winterflugplan an in Saarbrücken eine Embraer 135 mit 37 Sitzen stationieren und die Strecke morgens und abends fliegen. Die 37sitzige Maschine entspricht der Nachfrage aus dem Saarland. Die Embraer steht zur Verfügung, weil Luxair im kommenden Jahr eine weitere Bombardier Q 400 erhalten wird, die dann die Strecke von luxemburg über Saarbrücken nach Hamburg fliegen wird.

Die heimische Fluggesellschaft ist in den 90er Jahren bereits im Saarland als die saarländische Fluggesellschaft betrachtet worden. Damals hatte der damalige saarländische Wirtschaftsminister Reinhold Kopp die Subventionen für Lufthansa eingestellt, die von Saarbrücken nach Frankfurt flog. Lufthansa hatte damals schon den Saarländern und der Luxair geraten, sich mehr auf München als auf Frankfurt zu konzentrieren.

Neuer Anlauf unter neuen Bedingungen

Die Luxair hatte später die saarländische Verbindung auch wieder aufgegeben. Der neue Anlauf erfolgt unter neuen Bedingungen. Allein im ersten Jahr hat Luxair trotz der Zeitverzögerung in Saarbrücken 70.000 Passagiere nach München berfördert. „Wir haben hier eine neue Strategie“, sagt Kunkel. „Wir haben unseren Flugplan so auf den in München und den der Lufthansa abgestimmt, dass wir mit unseren Ankünften in München ein Zeitfenster von 114 Flügen, darunter inter-kontinentalen erreichen. Luxair stärkt damit auch in Abstimmung mit der Lufthansa den Flughafen, der in diesem jahr 32 Millionen Passgiere abfertigen wird. München ist von Fachzeitschriften wegen seiner Modernität und der kurzen Wege immer wieder zum besten  europäischen Flughafen gewählt worden. 

Der Flug nach München wird von der Luxair in die neue europäische Strategie eingebunden. Luxair hat mit der Air France Abkommen zur Teilung der Flugnummern (Code sharing), die es der Gesellschaft nun erlauben, sich in Paris auf dem Flughafen Charles de Gaulle so in den Flugplan Air France einzubinden, dass Anschlüsse zeitlich auf Air France Flügen möglich sind. Kunkel: Mit dem TGV hatten wir die Punkt zu Punkt Kunden verloren. Mit der neuen Strategie können wir unseren Passagieren ein neues interessantes Angebot machen. Im Klartext: Luxair setzt auf die Umsteiger und vereinbart mit den Fluggesellschaften Zubringerflüge, die dann immer noch Geld eintragen. Eine neue Rentabilitätsberechnung pro Flug lässt dann sofort erkennen, wo es sich lohnt und wo nicht.

Umsteiger-Strecke

Die Strategie scheint aufzugehen. Von den 60.000 Passagieren nach Paris gab es 80 Prozent Umsteiger. Die Frankfurt-Strecke ist eine traditionelle Umsteiger-Strecke, auf der 80 Prozent der Passagiere auf Europa- und Transatlantik Flüge umsteigen. Nach München ist die Situation interessanter: Von den 70.000 Passagieren fliegen 45.000 von Luxemburg aus nach München, 25.000 aus Saarbrücken.

Von den Luxemburger Passagieren sind bereits 45 Prozent Umsteiger, von den saarländischen Passagieren sind es 18 Prozent. Kunkel: „Wir haben auf dieser Strecke Abo-Passagiere. Man darf nicht übersehen, dass München das zweitgrößte Bankenzentrum in Deutschland ist“.  Auch auf der Strecke nach Wien hat Luxair diese Strecke eingeschlagen. Hier gibt es ein Code-Sharing mit Austrian Airlines und den Übergang zu Osteuropa, den man allerdings mit polnischen Destinationen auch von München aus hat.

Kooperation und Konkurrenz

Kunkel befindet sich damit einerseits weitgehend im Lufhansa-Bereich, hat andererseits die Lufthansa aber auch als Konkurrenten, die mit einem Jet vom Beginn des Winterflugplanes ebenfalls von Luxemburg nach München direkt fliegt. Kunkel gibt zu, dass er nicht erfreut über diese Konkurrenz ist.  Luxair muss damit rechnen, in Luxemburg Kunden zu verlieren und muss nun  starke Anstrengungen machen, um sie zu halten. Nizza ist für den Sommer 2011 ausverkauft
Die Sonderpreise, die Luxair für Frühbucher anbietet, zeigen ihre Wirkung. Wo Flüge 300 bis 500 Euro kosten können, wenn man drei Tage vorher bucht, sind sie ab 99 Euro zu haben, wenn man rechtzeitig im Voraus bucht. Alberto O. Kunkel, Vorstandsmitglied der Luxair, machte den Erfolg dieser Preispolitik am Montag in München deutlich. „Wer im kommenden Sommer (2011) an einem Freitag mit uns nach Nizza fliegen will, findet keinen Platz mehr. Alle unsere Flüge an diesem Wochentag sind ausgebucht“.

„Wir haben ab dem Winterflugplan täglich 700 Sitze von Luxemburg nach München und zurück“, sagt Kunkel und zeigt damit auf, welche Konkurrenz auf dieser Strecke zukünftig bestehen wird. Andererseits – und das scheint die Strategie der beiden Fluggesellschaften zu sein, wird München auf diese Weise in allen Buchungssystemen von Luxemburg eher angeboten werden als möglicherweise Paris oderr Frankfurt, weil es Flüge den ganzen Tag über hin und her gibt. Und da die Mindestumsteigezeit in München bei 30 Minuten liegt, in Frankfurt und in Paris aber mit mittlerweile 60 Minuten anzunehmen ist, bedeuten die Luxairflüge nach München den besseren Anschluss an Flüge nach Washington, Boston oder San Francisco.

„Wenn man Lufthansa und Luxair zusammen nimmt, dann steht unseren Passagieren der Münchner Flughafen mit allen Destinationen zur Verfügung“, sagt Kunkel. Und das sind derzeit 220 Destinationen in den USA, in Südamerika, in  Asien mit Schanghai, Hongkong, Beijing, Singapur oder Tokio und im mittleren Osten und Indien. Luxair hat sich auf München eingelassen und damit einen Scheck auf die Zukunft ausgestellt.