Freihandelzone Nafta vor neuen Herausforderungen

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Der nordamerikanische Binnenmarkt hat den Handel in der Region angekurbelt, aber auch Verlierer zurückgelassen. Nach zwei Jahrzehnten muss sich die Freihandelszone Nafta veränderten Bedingungen anpassen.

Es war eine Premiere im internationalen Handel: Mit dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (Nafta) schlossen sich vor 20 Jahren mit den USA und Kanada sowie Mexiko erstmals zwei Industriestaaten und ein Entwicklungsland zu einem gemeinsamen Binnenmarkt zusammen. Das Abkommen trat am 1. Januar 1994 in Kraft und schuf die damals größte Freihandelszone der Welt.

Zwei Jahrzehnte später fällt die Bilanz des „North American Free Trade Agreement“ gemischt aus: Der Vertrag kurbelte zwar den Handel in der Region an, aber neben Gewinnern gab es auch Verlierer im liberalisierten Markt. Während Mitte der 1990er Jahre der Fokus der Mitgliedstaaten auf ihrer unmittelbaren Nachbarschaft lag, suchen sie heute nach neuen Partnern und richten ihren Blick auf Europa und den asiatisch-pazifischen Raum.

Großer Schritt

Seit Vertragsunterzeichnung hat sich der Handel innerhalb der Nafta auf über eine Billion US-Dollar (731 Mrd Euro) jährlich verdreifacht. Über 460 Millionen Menschen leben in dem Binnenmarkt aus drei Staaten. Die USA exportieren mehr Güter nach Mexiko als nach China, Brasilien, Indien und Russland zusammen. Mexiko verkauft mehr als 80 Prozent seiner Exporte an die Vereinigten Staaten und Kanada. „Nafta war ein großer Schritt hin zu gemeinsamem Wohlstand in der Hemisphäre“, sagte US-Außenminister John Kerry kürzlich.

In den USA hängen sechs Millionen Arbeitsplätze am Handel mit Mexiko. Dabei war das Freihandelsabkommen zunächst auch in den USA umstritten. Nachdem der damalige Präsident George H. W. Bush den Vertrag 1992 gemeinsam mit seinem mexikanischen Kollegen Carlos Salinas und dem kanadischen Premier Brian Mulroney unterzeichnet hatte, traf sein demokratischer Nachfolger Bill Clinton im Ringen um die Ratifizierung im Kongress vor allem innerhalb der eigenen Partei auf erheblichen Widerstand.

Verlagerung von Arbeitsplätzen

Die Gewerkschaften befürchteten eine massive Verlagerung von Arbeitsplätzen ins günstigere Mexiko, was sich schließlich nicht bewahrheiten sollte. In Mexiko formierte sich vor allem unter Bauern der Widerstand gegen die Liberalisierung der Märkte.

„Bei jedem Handelsabkommen gibt es Gewinner und Verlierer“, sagt Joy Olson vom Forschungsinstitut Washington Office on Latin America (WOLA). „Nafta ist da keine Ausnahme.“ Kleine und mittlere Landwirtschaftsbetriebe in Mexiko leiden unter dem Wettbewerbsdruck der US-Agrarunternehmen. Heute ist Mexiko ein Netto-Importeur von landwirtschaftlichen Produkten. Großkonzerne konnten hingegen vom freien Warenverkehr profitieren.

Michael Shifter vom Forschungsinstitut Inter-American Dialogue bewertet Nafta insgesamt positiv. „Der Handel hat sehr stark zugenommen“, sagt er. „Das Abkommen hat zwar nicht das Armutsproblem in Mexiko gelöst, aber das war auch niemals die Idee.“

Von Kanada und Mexiko nach China

Zum 20. Jahrestag streben die Nafta-Staaten nach neuen Horizonten. Kanada und Mexiko haben bereits Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union unterzeichnet, die USA verhandeln noch mit Brüssel. Alle drei befinden sich in Gesprächen über einen Beitritt zur Transpazifischen strategischen wirtschaftlichen Partnerschaft (TPP). Mexiko hat bereits einen Vertrag mit der Pazifikallianz geschlossen. „Die Präferenzen der USA haben sich von Kanada und Mexiko nach China verschoben“, sagt die Handelsexpertin María Teresa Gutiérrez Haces von der mexikanischen Nationaluniversität.

Beobachter hatten zuletzt immer wieder eine Modifikation des 20 Jahre alten Freihandelsabkommen gefordert, gewissermaßen eine Nafta 2.0. Der Vertrag müsse sich den veränderten Gegebenheiten anpassen und Antworten auf die neuen Fragen rund um den elektronischen Handel und das geistige Eigentum finden.