EZB hält am Nullzins fest

EZB hält am Nullzins fest
(AFP/John Thys)

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hält vorerst am Nullzins fest - lässt aber Signale eines Wechsels ihrer Geldpolitik erkennen.

Der EZB-Rat beschloss am Donnerstag in Tallinn, den Leitzins der Eurozone unverändert bei 0,0 Prozent zu belassen. Der EZB-Rat geht demnach außerdem davon aus, dass die Leitzinsen „für längere Zeit“ auf ihrem „aktuellen Niveau bleiben werden“ – früher hatte die EZB an dieser Stelle eine weitere Senkung nicht ausgeschlossen. Auch ein positiverer Wirtschaftsausblick gilt als Signal zur Entspannung. Die EZB hatte den zentralen Zinssatz im März 2016 auf den historisch niedrigen Wert von 0,0 Prozent gesenkt, um mit günstigem Kapital Konjunktur und Inflation anzukurbeln.

Zuletzt geriet die Notenbank wegen der gestiegenen Inflation aber zunehmend unter Druck, von ihrer lockeren Geldpolitik abzurücken. Die EZB ließ nun aber den Leitzins ebenso wie die beiden anderen wichtigen Zinssätze unverändert: Lagern Banken ihr Geld kurzfristig bei der EZB ein, statt es an Unternehmen zu verleihen, zahlen sie weiterhin einen Strafzins von 0,4 Prozent. Bei kurzfristigen Kapitalspritzen und sogenannten Übernachtkrediten werden wie bisher 0,25 Prozent Zinsen fällig.

Anleihekaufprogramm

Die EZB hält zudem bis Ende 2017 „oder erforderlichenfalls darüber hinaus“ an ihrem Anleihekaufprogramm im Umfang von monatlich 60 Milliarden Euro fest. Die EZB hob außerdem am Donnerstag ihre Prognose für das Wachstum in der Eurozone in den kommenden drei Jahren an: In diesem Jahr werde die Wirtschaft um 1,9 Prozent anziehen, im kommenden Jahr um 1,8 Prozent und im Jahr 2019 um 1,7 Prozent, teilte die EZB mit. Damit hob sie alle drei Aussichten um jeweils 0,1 Punkte an. EZB-Präsident Mario Draghi sprach in einer Pressekonferenz von einem gesunkenen Risiko für die Wachstumsperspektiven.

Die Zentralbank rechnet außerdem mit einer Inflation von 1,5 Prozent in diesem Jahr, 1,3 Prozent im kommenden Jahr sowie 1,6 Prozent im Jahr 2019. Die Zielmarke der EZB liegt knapp unter zwei Prozent. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) sprach von „ersten Trippelschritten in Richtung Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpolitik“. Er hätte sich angesichts der stabilen Konjunktur- und Preisentwicklung ein „entschlosseneres Vorgehen gewünscht“, erklärte BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer.