Sonntag9. November 2025

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Eine Explosion mit Folgen

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Eine Explosion hat am Donnerstag eine Rakete des US-Unternehmens SpaceX zerstört. Die Luxemburger Wirtschaft ist davon gleich zweimal betroffen.

Die heftige Detonation habe sich bei einem Routinetest der Triebwerke auf dem Startplatz Cape Canaveral ereignet, teilte die Firma von Milliardär Elon Musk mit. Verletzt wurde niemand. Die Falcon-9-Rakete hätte am Samstag zum 29. Start eines solchen Modells abheben sollen.

Die Rakete hätte einen israelischen Kommunikationssatelliten ins All bringen sollen. Der Satellit Amos-6 des Unternehmens Space Communication (Spacecom) sollte Datenkanäle für Facebook bereitstellen. Das soziale Netzwerk will zusammen mit Eutelsat Communications große Teile des südlichen Afrikas ans Internet anbinden. Facebook und Eutelsat erklärten, sie hielten an ihren Plänen fest. Eutelsat erklärte bereits, durch die Explosion werde der geplante Jahresumsatz wohl um 50 Millionen geringer ausfallen.

Für die Betreibergesellschaft des explodierten Satelliten, Spacecom, steht viel auf dem Spiel. Das Unternehmen sollte für 285 Millionen Dollar an den chinesischen Konzern Beijing Xinwei Technology verkauft werden. Bedingung war jedoch, dass der Satellit Amos-6 erfolgreich ins All gebracht würde.

Übernahme infrage gestellt

Der chinesische Konzern hatte geplant, die Übernahme von Spacecom über Luxemburg zu organisieren. Ein luxemburgisches Unternehmen namens „Luxembourg Space Telecommunications“, das zu der chinesischen Gruppe gehört, sollte den Kauf verwalten, und in diese Luxemburger Gesellschaft sollte der israelische Satellitenbetreiber dann später auch integriert werden. Wie es nun mit der Übernahme weitergeht, steht in den Sternen.

Ein erster Versuch, das Unternehmen zu verkaufen, war bereits gescheitert. Der spanische Satellitenbetreiber Hispasat hatte Interesse signalisiert – erhielt jedoch nicht die Zustimmung der israelischen Behörden.

Das zweite Luxemburger Unternehmen, das sich mit den Folgen der Explosion auseinandersetzen muss, ist der Satellitenbetreiber SES aus Betzdorf. Nur einen Tag vor der Explosion hatte dieser angekündigt, zum Ende des Jahres das weltweit erste Unternehmen zu sein, das einen geostationären Satelliten auf einer wiederverwendbaren Falcon-9-Trägerrakete von SpaceX in den Weltraum transportieren lasse.

Ob die Explosion nun einen Einfluss auf die Pläne der SES haben wird, ist derzeit noch nicht absehbar. „Es war nicht unser Satellit, und wir müssen noch auf Informationen zu dem Vorfall warten“, sagten die Betzdorfer auf Nachfrage des Tageblatt. „Klar ist aber, dass wir weiter Vertrauen in SpaceX haben.“ Raketenstarts seien nun einmal ein riskantes Geschäft. Die SES werde aber ganz sicher weiter „engstens mit der US-Firma zusammenarbeiten“.

SES wartet auf mehr Informationen

Auch sei die Rakete, die am Donnerstag explodiert ist, nicht die, mit der der Satellit SES-10 Ende des Jahres hochgeschossen werden soll, erklärte SES weiter. Die Rakete, die SES benutzen will, war im April dieses Jahres in den Weltraum geflogen, um Cargo zur Weltraumstation ISS zu bringen. Nach neun Minuten war sich wieder sicher auf der Erde gelandet.

In Israel stellt man sich derweil wegen der Explosion grundlegende Fragen um die Zukunft der nationalen Satellitenindustrie. Während die einen die Zukunft der Branche innerhalb des Landes komplett infrage stellen, weckt die Explosion bei anderen Hoffnungen.

Auf mehreren Webseiten ist nachzulesen, dass Amos-6 für 330 Millionen Dollar versichert gewesen sei. Somit verfüge die Gesellschaft über das notwendige Kapital, um einen neuen Satelliten zu bestellen oder zu kaufen. Die israelische Industrie spekuliert, dass, wenn Spacecom nicht verkauft würde, sie selbst bessere Chancen hätte, den Auftrag zu erhalten.

Etwas peinlich ist die ganze Geschichte für die Financial Times aus London. Sie hatte auf der ersten Seite ihrer Freitagsausgabe berichtet, der Amos-6-Satellit würde zur Luxemburger SES gehören. Das stimmt natürlich nicht. Auf der Website der britischen Tageszeitung wurde im Laufe des gestrigen Tages dann eine Berichtigung veröffentlicht.