Belgien im Visier der Märkte

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Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Investoren glauben nicht an ein schnelles Ende der Euro-Schuldenkrise. Die Zinssätze, die hoch verschuldete Staaten zahlen müssen, steigen weiter.

Während Investoren, die Staaten Geld leihen, von Deutschland einen Zinssatz von 1,78 Prozent bei zehnjährigen Staatsanleihen fragen, fordern sie seit Wochenbeginn von Belgien 2,81 Prozent mehr.

Hintergrund ist, dass die deutschen Staatsanleihen als sicher gelten – die Investoren sind also überzeugt, dass sie ihr eingesetztes Geld nach zehn Jahren zurückerhalten.
Dass die Geldgeber für zehnjährige belgische Staatsanleihen 4,59 Prozent Zinsen fordern, bedeutet, dass sie das Ausfallrisiko als deutlich höher einschätzen als etwa in Deutschland. Noch nie in der Geschichte des Euro war der Unterschied zwischen beiden Ländern so groß.

Noch größer ist der Unterschied zwischen den deutschen Zinsen und denen, die Investoren von Italien wollen, damit sie dem Land neues Geld leihen: 4,85 Prozent beträgt der „Risikozuschlag“.
Dabei sind die Kosten für den belgischen Staat doch nicht höher als vor einigen Jahren, schreibt die belgische Tageszeitung Le Soir. Im Juli 2008 beispielsweise habe der Zinssatz bei 4,98 Prozent gelegen. Deutschland habe damals jedoch auch 4,5 Prozent für seine Schulden zahlen müssen. In den Monaten und Jahren danach kam die Schuldenkrise: Das Vertrauen in Belgien fiel – das Vertrauen in Deutschland stieg.

Sorgenkinder

Auch die anderen Sorgenkinder der Eurozone haben am Dienstag bedrohlich steigende Kreditkosten verbucht. Im Blickpunkt stand vor allem Italien: Dessen Zins für zehnjährige Staatsanleihen stieg um 0,43 Prozentpunkte auf 7,01 Prozent. Damit lag er einen Prozentpunkt über dem kritischen Renditeniveau, bei dem Griechenland, Irland und Portugal unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen mussten.

Unter Druck steht immer mehr Spanien: Der Zinssatz für zehnjährige Anleihen schnellte auf 6,25 Prozent.
Auch Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, bekam die schlechte Stimmung zu spüren. Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen stiegen um weitere 0,17 Prozent auf 3,59 Prozent.
In einem gestern veröffentlichten Bericht über die Wirtschaftskraft der 17 Länder der Eurozone wurde Frankreich denn auch ein überaus schlechtes Zeugnis ausgestellt.